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Von 1872 bis 1968: Die Geschichte der Markthalle in der Landingstraße

Ein imposantes Bauwerk in Aschaffenburg war die Markthalle, die vor fast 150 Jahren fertiggestellt wurde. Wie kam es zum Bau der Markthalle?

Vorgänger der Markthalle war die Fleischschirne, auch „Fleischbank“ (zusammengefasste Verkaufsstellen für Metzger) genannt. In diesem eingeschossigen zweigeteilten Bau hatten 36 Ladenabteilungen mit je 12 qm Platz. Diese Gebäude wurden etwa 1868 abgerissen. Auf dem Gelände wurde die neue Markthalle geplant.

Diese sollte im Obergeschoss Platz für Vorträge, Maskenbälle oder Ausstellungen haben, im Erdgeschoss befand sich die Markthalle. Der Bau war eine Eisenkonstruktion mit viel Lichteinfall und begann im Frühjahr 1870. Wegen des deutsch-französischen Kriegs verzögerten sich die Arbeiten. Im Juni 1872 war die Markthalle endlich fertig und konnte mit einem Festkonzert am 23. Juni 1872 eingeweiht werden.

Bedingt durch ihre Glasfront im Obergeschoss, hatte die Markthalle auch den Beinamen „Glaspalast“. Jahrzehnte diente sie ihrem Zweck, eine Renovierung erfolgte 1927. In den 1930er Jahren wurde sie aber als „düster, fast bosartig blickend“ empfunden und machte einen „niederschmetternden Eindruck“ (Zitat von OB Wilhelm Wohlgemuth). Deshalb wurde die Fassade 1936 nach einer Idee von Oberstudiendirektor Kurt Speyerer modernisiert und – entsprechend der Zeit – mit Betonpfeilern ausgestattet.

Am 21. November 1944 – der Tag, an dem Aschaffenburg den schlimmsten Fliegerangriff erlebte – wurde auch die Markthalle schwer getroffen. Die Dachkonstruktion wurde zur Hälfte und das Glasdach schwer beschädigt. Ein Teil der Fassade stürzte ein. In den folgenden Jahren blieb die nicht mehr nutzbare Markthalle eine Ruine. Der Mitteleingang wurde zwar 1960 überdacht, aber insgesamt gesehen wurden lediglich Sicherungsarbeiten durchgeführt. So kam es im Sommer 1968 zum Abriss der Markthallen-Ruine.

In den 1970er und frühen 1980er Jahren diente das Gelände als Parkplatz, bis am 21. Dezember 1984 nach zweijähriger Bauzeit der Landing-Tunnel eingeweiht werden konnte.

 

Quellen:

Aschaffenburger Zeitung 1936, Nr. 122 vom 27. Mai 1936, S. 3.

Main-Echo 1984, Nr. 296 vom 22. Dezember, S. 15.

Alois Grimm: Aschaffenburger Häuserbuch IV, Aschaffenburg 1996, S. 243-247.

Peter Körner: Aschaffenburg im Wandel, Aschaffenburg 1993, S. 366-367.

 

Bildnachweis:

Markthalle um 1905: Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg (= SSAA), Fotosammlung.

Markthalle um 1960: SSAA, Fotosammlung, Sammlung Stadelmann.

Zeitungsinserat von 1871: SSAA, Aschaffenburger Zeitung 1871, Nr. 192, 6. August, S. 3.

Landingstraße, Standort der Markthalle: SSAA, aufgenommen am 10. August 2021.

 

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