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Paulusstraße – Pauluskirche

Paulusstraße Die Paulusstraße liegt südöstlich des historischen Ortskerns von Damm. Sie zweigt von der Dämmer Straße ab und führt in östlicher Richtung bis zur Schillerstraße. Benannt ist die Straße nach dem hl. Paulus, der im Jahr 5 n. Chr. in Tarsus als Saulus geboren worden war und zunächst als Pharisäer die Verfolgung der Christen betrieb, später aber auf den Namen Paulus getauft wurde und als bekehrter Apostel das Christentum verbreitete.

Paulusstraße 17 – Evang.-luth. Pauluskirche

Baugeschichte:

Der Architekt Otto Leitolf plante im Frühjahr 1925 ein Pfarrhaus für die protestantische Paulusgemeinde Damm auf dem Grundstück des Kirchenbauvereins in der Paulusstraße. Das fertige Pfarrhaus konnte am 28. Juni 1926 übergeben werden. Der ursprüngliche Plan sah ein zweigeschossiges Gebäude auf rechteckigem Grundriss mit hohem Walmdach vor, dessen Zugang auf der östlichen Schmalseite lag. Otto Leitolf wurde auch die Bauausführung der neuen evang.- luth. Kirche übertragen. Sie erfolgte nach den Plänen des Architekten Christian Ruck, der als Sieger aus einem 1930 ausgeschriebenen Wettbewerb hervorgegangen war. Maßgabe war, die Kirche mit dem bestehenden Pfarrhaus zu verbinden, den Turm an das Stadtbild anzupassen und 350 Sitzplätze für die Gläubigen zu schaffen. Am 17. Juni 1932 wurde mit dem Kirchenneubau begonnen. Nach weniger als zwei Jahren Bauzeit fand am 8. April 1934 die Weihe des Gotteshauses statt. Am 21. November 1944 und im Februar 1945 wurde die Kirche bei Angriffen bis auf den Glockenturm und die Westmauer sowie das Pfarrhaus total zerstört. Das Pfarrhaus wurde unter Leitung von Georg Ackermann zunächst eingeschossig wieder aufgebaut und 1962 aufgestockt und umgebaut. Die noch stehen gebliebenen Nord- und Südumfassungsmauern der Kirche mussten bis auf die Fundamente niedergelegt werden, weil ihre Standfestigkeit nach der Einwirkung der Hitze des Brandes nicht mehr gewährleistet war. Der Turm und der mit ihm verbundene Westgiebel konnten erhalten bleiben. Der Wiederaufbau des Gotteshauses erfolgte ab 1953 unter der Leitung von Emil Markuske, der sich im Wesentlichen an den ursprünglichen Entwurf hielt. Allein die Höhe des Kirchenschiffes wurde um ca. 1,3 m reduziert, wodurch der Turm sich besser vom Langhaus abhebt. Ansonsten gleicht der am 12. September 1954 fertiggestellte Wiederaufbau in seiner äußeren Form dem Gotteshaus der 1930er Jahre.

Baubeschreibung:

Pfarrhaus und Kirche sind baulich miteinander durch ein quadratisches Atrium verbunden und bilden so gewissermaßen eine Baugruppe. Während das Pfarrhaus an der Baulinie der Straße errichtet wurde, steht das Kirchengebäude einige Meter von der Straße eingerückt, wodurch sich vor dem Eingang des Pfarrhauses ein kleiner Platz ergibt. Das ursprünglich mit einem hohen Walmdach abgeschlossene Pfarrhaus zeigt sich seit dem Umbau 1962 als verputzter zweigeschossiger Satteldachbau mit rückwärtigen Balkonen. Keller und Erdgeschoss blieben erhalten, Ober- und Dachgeschoss wurden erneuert. Der Eingang befindet sich nach wie vor auf der Ostseite. Das Atrium besteht aus einem an zwei Seiten mit Pultdach überdachtem Umgang und einer Mauer mit rechteckigen Öffnungen, die mit durchbrochenen Holztoren verschlossen sind. In dieser Mauer befindet sich rechts ein rundbogiger Eingang. Den östlichen Abschluss bildet das Kirchengebäude. In der südwestlichen Ecke des Atriums ist seit 1958 ein Mosaik des Künstlers Alois Bergmann-Franken (1897–1965) angebracht. Es dient der Erinnerung an die Kriegsopfer beider Weltkriege und zeigt Christus, wie er den trauernden Menschen Trost spendet, während links die zerstörte Pauluskirche zu sehen ist. Ergänzt wird das Kunstwerk durch eine Tafel mit Namen gefallener Dämmer Bürger.

Das Kirchengebäude ist in Ost-West-Richtung ausgerichtet, einschiffig und hat einen eingezogenen halbrunden Chor. Es ist mit einem flach geneigten Satteldach abgeschlossen. Die Südfassade gliedern fünf hohe, leicht stichbogige Fenster, im Bereich der Empore gibt es drei kleinere Fenster. Am Sockel belichten Rundbogenfensterpaare das Untergeschoss unter dem östlichen Teil des Gebäudes. Auf der Nordseite ist ein Fenster durch den Satteldachanbau der Sakristei verstellt. Die Fassade ist mit örtlichem Buntsandstein verkleidet, am Turm sind einzelne rhythmisierende Ziegellagen eingefügt. Der Glockenturm steht an der Nordwestecke der Kirche. Er erhebt sich auf quadratischem Grundriss, hat auf allen vier Seiten eine segmentbogige Schallöffnung und ist mit einem flachen Zeltdach gedeckt. Mit dem Westgiebel des Langhauses bildet er die Westfassade der Kirche, an der drei Portale von einem durchgehenden Vordach zusammengefasst werden. Durch drei rechteckige, zweiflügelige Holztüren wird der Innenraum erschlossen. Im Vorraum unter der Orgelempore befinden sich links im Turm eine zur Empore führende Sandsteinwendeltreppe und rechts eine Mesnerkammer. Drei Türen trennen den Vorraum vom Kirchenschiff. Der Kircheninnenraum war ursprünglich mit Backstein-Sichtmauerwerk ausgekleidet, wurde aber nach dem Wiederaufbau wegen des unregelmäßigen Mauerwerks verputzt. Abgeschlossen ist der Raum mit einer holzsichtigen flachen Kassettendecke. Die Öffnung zum Chor ist mit einem gemauerten Bogen aus Backsteinen hervorgehoben und durch drei Stufen vom Kirchenschiff getrennt. In der Apsis befanden sich vor der Zerstörung der Kirche mit Ziegelmustern geschmückte Blendarkaden und ein Fackelkranz, darüber das Lamm Gottes flankiert von den Buchstaben Alpha und Omega. Nach dem Wiederaufbau wurde in der verputzten Apsiskalotte ein von Wolf-Dieter Köhle (1928–1985) aus Trümmersteinen und geschmolzenen Glas- und Metallsteinen gefertigtes Mosaik, Christus als Weltenrichter darstellend, angebracht. Zwei seitliche Rundbogenfenster geben dem Chorraum Licht. Bei der jüngsten Umgestaltung des Kircheninnenraumes durch den Aschaffenburger Architekten Joachim Kaupp 2012 wurde die nördliche Seitenempore entfernt und die Orgel auf die Westempore versetzt. Ziel der Umgestaltung war es, dem Raum mehr Weite und Licht zu geben. Der Altarraum wurde neu arrangiert, indem die erste Stufe vom Schiff zum Chor zu einer Fläche vergrößert und darauf der Altar platziert wurde. Neue Prinzipalstücke fertigte Steinmetz und Steinbildhauermeister Alexander Hirte aus Aschaffenburg, der Taufstein ist ein Werk der jungen Bildhauerin Jelena Imgrund.

Quelle:

Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 247-249.

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