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Der Aschaffenburger Hafen

Vor Kurzem konnte der Aschaffenburger Hafen sein hundertjähriges Jubiläum feiern: Er wurde am 3. November 1921 eingeweiht.

Mit dem Bau der Ludwigsbrücke 1891 wurde auch ein Floß- und Handelshafen in der Stadt Aschaffenburg errichtet, aber mit der Zeit war er den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Ein neuer Hafen musste her und die Planungen dafür begannen schon in den 1890er Jahren. Zeitgleich (Beginn 1883 in Mainz-Kostheim) wurde der Main zur Groß-Schifffahrtsstraße ausgebaut, so dass er den Anforderungen der Großschifffahrt genügte. Der Main sollte für Schiffe bis zu 1500 Tonnen Nutzlast befahrbar sein. Dazu gehörte auch die Errichtung von Staustufen, die bis heute wertvolle Stromlieferanten sind. Die Staustufe Kleinostheim wurde 1920 in Betrieb genommen.

Für den Hafen entschied man sich für einen Standort etwas flussabwärts von Aschaffenburg. Baubeginn war im Juli 1914. Mit Hilfe von Zwangsarbeitern, vorwiegend aus Russland, aber auch aus Frankreich und Italien, konnte der Bau zügig durchgeführt werden. Deshalb wurde das Kriegsgefangenenlager in Leider in nächster Nähe zur Baustelle errichtet. Bis 1918 waren die Kriegsgefangenen hier, danach wurden die Arbeiten wieder von zivilen Arbeitskräften durchgeführt.

Hier einige technische Daten: Das Vor- oder Drehbecken hat einen Durchmesser von 130 Metern. Das Hafenbecken 1 ist 460 Meter lang, das Hafenbecken 2  800 Meter. Die Wasserflächen umfassen 12,35 Hektar, davon sind 10,85 Hektar nutzbar. Ursprünglich waren noch zwei weitere Becken mit 670 und 750 Metern Länge geplant, wurden aber nie realisiert. An Gleisanlagen wurden insgesamt 11 338 Meter verlegt. Jeder Kai hat drei Gleise. Selbstredend ist die Hafenbahn an das öffentliche Schienennetz angeschlossen: Ein Gleis führt über die Nilkheimer Brücke zum Südbahnhof. Ergänzend dazu wurde etwa 1919/20 ein Verbindungsgleis von Aschaffenburg-Süd zum Bahngleis in Richtung Goldbach gebaut, das erst 1968 wieder abgebaut wurde. Die offizielle Bezeichnung für die gesamte Strecke lautete „Hafenverbindungsbahn Leider-Goldbach“. Zur Eröffnung des Hafens hatten sich 18 Firmen angesiedelt (1971: 44 Firmen, 1991: 75 Firmen).

Zur feierlichen Eröffnung am 3. November 1921 war der Bayerische Ministerpräsident Hugo Graf von Lerchenfeld (1871-1944) angereist. In seiner Rede stellte er fest, dass hinsichtlich der verschiedenen Transportwege eine Synthese vorliege: (…) So ist auch hier aus dem Wettstreite zwischen Eisenbahn und Wasserstraße eine Gemeinschaft geworden. (…) Nur dann kann die Wasserstraße ihre Aufgabe erfüllen, wenn sie Massengüter zu befördern imstande ist. Die Massengüter waren damals hauptsächlich Kohle, Sand, Grubenholz, Bretter und Stämme.

1972 wurde der Hafen erweitert und die Umschlagstelle Stockstadt in Betrieb genommen. Heute sind im Bayernhafen rund 60 Unternehmen mit insgesamt 2 800 Mitarbeitern vertreten. Das Unternehmen Bayernhafen GmbH & Co.KG ist an sechs Standorten vertreten, in Aschaffenburg, Bamberg, Nürnberg, Roth, Regensburg und Passau: Dort werden jährlich rund 9 Millionen Tonnen per Schiff und Bahn umgeschlagen. Zur breiten Gütervielfalt gehören unter anderem Autos, Baumaschinen, Container, Düngemittel, Eisenerz und Eisenschrott, Futtermittel, Generatoren und Getreide, Holz und Holzwaren, Kunststoffe und Kohle, Maschinen und Mineralöl, Papier, Quarzsand, Stahl und Steine, Windkraftanlagen und Zement.

Der Aschaffenburger Hafen hat sich als Umschlagsdrehkreuz zwischen Wasser, Schiene und Straße in seiner jetzt hundertjährigen Geschichte mehr als bewährt.

 

Quellen:

Maingroßschifffahrt bis Aschaffenburg. Festschrift zur Eröffnung am 3. Nov. 1921, Aschaffenburg 1921.

50 Jahre Hafen Aschaffenburg 1921-1971, Aschaffenburg 1971.

Hermann Schwaderer: 70 Jahre Hafen Aschaffenburg, in: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv 3 (1990-1992), S. 214-216 (https://stadtarchiv-aschaffenburg.de/mitteilungen-aus-dem-stadt-und-stiftsarchiv-aschaffenburg-bd-3-1990-1992 ).

Matthias Klotz/Franz Peter Wirth: Die Hafenverbindungsbahn Leider – Goldbach, in: Aschaffenburger Jahrbuch 28 (2010), S. 313-331.

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Mainstaustufen

https://www.bayernhafen.de/aschaffenburg100/

Beide Fotos: Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Fotosammlung

 

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