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Müllerstraße

Die Müllerstraße verbindet den Stadtteil Damm mit Aschaffenburg. Sie beginnt an der Hanauer Straße und führt in Richtung Norden unter der Bahnlinie Frankfurt–Würzburg hindurch, bevor sie in Damm in die Burchardtstraße übergeht. Die Straße trägt seit 1871 den Namen des ehem. Forstmeisters Dr. phil. Daniel Ernst Müller (1797–1868), der gemeinsam mit seiner Mutter, der Witwe des ehem. kurmainzischen Hofkontrolleurs Arnold Müller 1827 die Müller’sche Steingutfabrik in Damm gegründet hatte. Ab 1835 führte Daniel Ernst Müller die Fabrik zusammen mit Jakob Heinrich von Hefner. Er hinterließ sein Vermögen der Stadt Aschaffenburg.

Müllerstraße 2

1877 erfolgte die Planung für eine neue Lokomotivremise der großherzloglich-hessischen Bahn an der Müllerstraße südlich der sog. Dämmer Durchfahrt. Die Remise war eine dreischiffige Halle auf quadratischem Grundriss mit sieben Gleisen zum Einstellen von Lokomotiven. Die Schiffe waren durch gusseiserne filigrane Stützen voneinander getrennt und jeweils mit einem Satteldach abgeschlossen, sodass in der Giebelansicht drei Giebel zu sehen waren. Die rundbogigen Einfahrten für die Lokomotiven befanden sich auf der östlichen Traufseite, die Gleise lagen quer zum First und verfügten jeweils über eine Wartungsgrube. Über jeder Einfahrt befand sich im Dach eine kleine Hausgaube, die den Innenraum belichtete und belüftete. An der Giebelseite gab es je drei rundbogige, bodentiefe Fensteröffnungen und im Giebelfeld ein rundes Fenster. Das Gebäude ist aus grob behauenen Werksteinen aus gelbem und rotem Sandstein errichtet. Die unterschiedlich farbigen Steine gliedern die Fassade. Da die Müllerstraße beim Angriff auf die Stadt am 21. November 1944 stark beschädigt wurde, entstanden auch an der Lokomotivremise beträchtliche Schäden. So musste das komplette Dach erneuert werden. Bei der Instandsetzung wenige Jahre nach dem Krieg wurden die drei Giebel zu einem flachen, über die gesamte Breite des Gebäudes reichenden Satteldach zusammengefasst. Damit wurde das Aussehen der Remise wesentlich verändert, das Gebäude konnte jedoch auf diese Art erhalten werden.

Ein Jahr nach der Planung der Lokomotivremise 1878 wurde ein Werkstattgebäude mit Wasserreservoir südlich vor der Remise errichtet. Der zweigeschossige Satteldachbau besteht ebenfalls aus Werksteinen aus rotem und gelbem Sandstein und ist unverputzt. Er erhebt sich mit drei zu drei Achsen auf quadratischem Grundriss und ist mit der Lokomotivremise mittels eines eingeschossigen Verbindungsbaus verbunden. Die Fenster des Erdgeschosses sind mit einem aus roten Sandsteinen radial gemauerten Rundbogen abgeschlossen und haben profilierte Gewände. Zwischen Erd- und Obergeschoss verläuft ein leicht vorkragendes Gurtgesims. Die Fenster des Obergeschosses sind gerade abgeschlossen und von Gewänden aus rotem Sandstein gerahmt. An der östlichen Giebelseite befindet sich mittig der Eingang zum Gebäude, der von zwei Rundbogenfenstern flankiert wird. Darüber sind drei zu einer Gruppe zusammengefasste Fenster mit einem Überfangbogen aus roten Sandsteinen angeordnet, daneben zwei weitere Fenster, die jedoch eine spätere Ergänzung zu sein scheinen. Das Gebäude ist mit zwei 2,4 m hohen Gewölbekellern unterkellert. Dazwischen verläuft ein schmaler Gang. Die Gewölbe reichen allerdings nur bis zur Hälfte der Gebäudelänge; dort liegt ein Schienengewölbe. Nachdem die Lokomotivremise und das Werkstattgebäude von der Bahn nicht mehr genutzt wurden, standen die Gebäude lange Zeit leer. 2010 wurden sie unter Einbeziehung der historischen Bausubstanz zu einem Lebensmittelmarkt umgebaut.

Quelle:

Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 98-99.

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