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Grünewaldstraße

Die Grünewaldstraße ist eine Allee mit Villen aus der Zeit um 1900, die 1899 vom östlichen Ende des Parks Schöntal von der Hofgartenstraße aus abgehend angelegt wurde. Auf dem Urkataster von 1845 ist der Straßenzug als „Viehtrieb“ bezeichnet und noch nicht in der heutigen Form begradigt und bebaut. Auch auf dem Stadtplan von 1885 ist die Straße weder begradigt noch bebaut dargestellt und wird weiterhin als „Viehmarkt“ bezeichnet. Rechts und links des von Bäumen gesäumten Weges befanden sich Wiesen und Felder. Die um 1900 zu einer vornehmen Wohnstraße ausgebaute Allee trägt ihren Namen zu Ehren des hochbedeutenden deutschen Malers der Spätgotik, Matthias Grünewald, dessen Leben eng mit der Stadt Aschaffenburg verbunden ist. Er lebte und arbeitete 1485 bis 1490 in und für Aschaffenburg. Ab 1501 bis 1526 wirkte er dann in Seligenstadt und war als Kurmainzer Hofmaler in Mainz und Halle/Saale unterwegs. Während dieser Zeit war er aber weiterhin für Aschaffenburg tätig, so zwischen 1517 und 1519, als er den Maria-Schnee-Altar für die Stiftskirche St. Peter und Alexander schuf. Grünewald wird außerdem im Zusammenhang mit dem gotischen Vorgängerbau des Aschaffenburger Schlosses genannt.

Ensemble Grünewaldstraße

Das Ensemble Grünewaldstraße ist eine Allee, die vornehmlich mit villenartigen Wohnhäusern in der Zeit um 1900 bebaut wurde. Historistische Bauten sowie solche in Formen des Jugendstils bestimmen das Bild einer typischen vornehmen Wohnstraße des späten 19. bzw. frühen 20. Jh. Mit den an der östlichen Straßenseite errichteten Bauten, einer Turnhalle von 1904 und dem stattlichen Schulgebäude des Dalberg-Gymnasiums von 1906, sind in das Ensemble auch monumentalere öffentliche Bauten integriert. Am Ende der Straße, bevor die Bahnlinie nach Miltenberg eine Zäsur im Stadtgefüge schafft, findet das Ensemble in den Anwesen Grünewaldstraße 20 und Lindenallee 26 Höhepunkte. Diese beiden, von Anton Gentil errichteten Bauten sind hervorragende Beispiele historisierender Architektur der 20er Jahre des 20. Jh., die vor allem in ihren skulpturalen Details deutlich ihre späte Entstehung und Eigenwilligkeit zeigen.

Grünewaldstraße 1

Im März 1906 entwarf der Bauunternehmer Adam Schneider den Neubau eines Wohnhauses als Spekulationsobjekt in städtebaulich wirkungsvoller Lage an der Ecke Hofgarten-/Grünewaldstraße. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude durch einen Bombenvolltreffer schwer beschädigt, wodurch der mittlere Gebäudeteil bis zum Keller einstürzte. Nach 1951 wurde das Mietshaus in reduzierten Formen wieder aufgebaut. Der dreigeschossige Walmdachbau wurde im neubarocken Stil entworfen. Dies zeigt sich an dem erhaltenen Erker an der Westfassade, dessen Brüstungsfelder mit barockisierenden Kartuschen verziert sind. Über dem Erker befindet sich ein halbrunder Giebel. Die genuteten Ecklisenen an den Gebäudekanten unterstreichen den neubarocken Charakter des Mietshauses. Ursprünglich war der Gebäudemittelteil durch einen Mittelrisalit betont. Dieser dreiachsige Risalit wurde jedoch beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg nicht rekonstruiert. Heute zeigt sich dieser Teil der Fassade in vereinfachter Form ohne Dekor. Die zur Grünewaldstraße orientierte Fassade ist in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Zu dem Gebäude gehörte eine Einfriedung aus einem gemauerten Sockel und Pfosten mit hölzernen Zaunfeldern. Heute fehlen diese Einfriedung und der Vorgartenbereich, wodurch das ursprüngliche Erscheinungsbild des Gebäudes etwas beeinträchtigt ist.

Grünewaldstraße 7

Der Bauunternehmer Caspar Schmelzer erbaute 1902 an der Stelle eines wohl seit der Mitte des 19. Jh. bestehenden Kleinbauernanwesens eine Villa. 1919 ließ sich Kommerzienrat Jakob Desch, Sohn des Schneidermeisters Johann Desch, eine Kraftwagenhalle, ein Gartenhaus und eine neue Einfriedung für das Anwesen errichten. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude nur leicht beschädigt. 1962 verkaufte Familie Desch die Villa. Die unter dem neuen Besitzer durchgeführten Umbaumaßnahmen, die Änderungen der Binnengliederung und an der Einfriedung umfassten, leitete der Architekt Ludwig Dölger. In jüngerer Vergangenheit wurde die Villa um einen modernen Anbau erweitert und zu einer orthopädischen Klinik umgenutzt. Die ehem. Stadtvilla ist ein zwei- und dreigeschossiger, vielfältig gegliederter, aus verschiedenen Baukörpern zusammengesetzter historistischer Konglomeratbau. Die reichen Fassadengliederungselemente sind der Formensprache der Neugotik und der Neurenaissance entnommen. Dies wird an dem Blendmaßwerk in den Brüstungsfeldern der Fenster im 1. Obergeschoss und des Balkons sowie an den zu Bi- und Triforien zusammengefassten Rundbogenfenstern mit steinernen Fensterkreuzen deutlich. Sie sind aus rotem Sandstein gefertigt und setzen sich von der hell verputzen Fassade ab. Die Ecktürmchen und Erker verleihen dem Bau einen repräsentativen, fast schlossartigen Charakter. Durch seine exponierte Lage an der Ecke Grünewald- und Bustellistraße nimmt das Gebäude eine wichtige Stellung im Ensemble Grünewaldstraße ein.

Grünewaldstraße 9

Der Kaufmann Karl Grundlach ließ sich 1905 von Caspar Schmelzer eine Villa an der Ecke Grünewald-/Bustellistraße errichten. Diese ging später in den Besitz des Fabrikanten Hugo Dorsemagen über, der sich 1922 auf dem Anwesen eine Kraftwagenhalle mit angeschlossenem überdachtem Sitzplatz von Johann Scheuermann bauen ließ. 1930 erhielt die Villa an ihrer Nordfassade einen Anbau, der seitdem bereits zweimal abgerissen und in veränderter Form neu errichtet wurde. Während des Zweiten Weltkrieges erlitt das Gebäude Schäden und Sprünge durch nahe niedergegangene Bomben und Granaten. Die letzte Sanierung der Villa fand 2007 bis 2009 statt. Sie zeigt sich trotz gewisser Eingriffe heute äußerlich weitgehend im bauzeitlichen Zustand. Die zweigeschossige Villa wurde in Ecklage errichtet und verfügt daher über zwei reich dekorierte Fassaden und ein polygonales Ecktürmchen mit Zwiebelhaube. An beiden Straßenfassaden befinden sich Risalite mit geschwungenen Giebeln und Vasenaufsätzen. Die Gebäudekante wird durch einen leicht hervortretenden Standerker mit großen Fensteröffnungen betont. Die unterschiedlich großen Fenster mit reichem Rahmendekor beleben das Erscheinungsbild der Villa. Das Gebäude wird mit einem Mansarddach in barocker Tradition abgeschlossen.

Grünewaldstraße 11

1900 ließ sich der Fabrikbesitzer und Kommerzienrat Carl Stadelmann in der Grünewaldstraße eine Villa von Caspar Schmelzer bauen. Der zweigeschossige Walmdachbau wurde auf einem hohen Sockel aus roten Sandsteinquadern errichtet. Die Fensterrahmungen, Brüstungsfelder und Ortquaderungen sind ebenfalls aus rotem Sandstein gefertigt und heben sich vom übrigen aufgehenden gelben Ziegelmauerwerk ab. Die zur Grünewaldstraße orientierte Hauptfassade ist klar gegliedert und durch einen Mittelrisalit gekennzeichnet. Der darüber befindliche Giebel ist mit einem übergiebelten Zwillingsfenster versehen und mit Kugelaufsätzen verziert. Die Fenster des Obergeschosses sind durch einen profilierten gestuften Sturz akzentuiert und in der Formensprache der Neugotik dekoriert. Die Seitenfassaden und der rückwärtige Bereich sind wesentlich schlichter gestaltet. Im Zweiten Weltkrieg wurden durch sechs Luftangriffe Dach, Mauerwerk, Wände, Decken, Fenster und Türen der Villa beschädigt. 1994 erfolgte die Umnutzung der Villa von einem Ein- zu einem Vierfamilienwohnhaus.

Grünewaldstraße 12

Unter der Maßgabe, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten, entwarf der Architekt Heinrich Morhard 1905 eine Turnhalle für den 1860 gegründeten Aschaffenburger Turnverein auf dem Grundstück zwischen Grünewaldstraße und der früher nach Turnvater Jahn benannten heutigen Schwindstraße. Er gestaltete den Bau trotz dieser Vorgabe würdevoll mit fast sakralem Charakter. An einen zur Grünewaldstraße traufständigen zweigeschossigen Kopfbau ist ein längsrechteckiger Baukörper mit hohem Satteldach angeschlossen. Dieser wird halbrund mit einer Art Apsis abgeschlossen. Mit den seitlichen Anbauten, den hohen Rundbogenfenstern und dem mächtigen Satteldach vermittelt der Bau den Eindruck einer Kirche. Die Turnhalle wird von der Grünewaldstraße über den quer gelagerten Kopfbau erschlossen. Der Eingang ist durch einen Mittelrisalit aus roten Sandsteinquadern hervorgehoben. Eine recht steile Treppe führt zu dem im Hochparterre gelegenen rundbogigen Eingangsportal. Der Risalit und die Fassade des Kopfbaus sind im Jugendstil gestaltet. Rechts und links wird der Eingangsbau von zwei Torbögen gesäumt. An der Giebelseite befindet sich ein Wappen mit einer Inschrift.

Grünewaldstraße 13

Der Bauunternehmer Caspar Schmelzer errichtete 1904 diese Villa als Spekulationsobjekt. Die Fassade des zweigeschossigen Walmdachbaus dominiert ein Mittelrisalit mit Zwerchgiebel. Dieser wurde bei Instandsetzungsarbeiten nach dem Krieg in vereinfachter Form ohne den ursprünglichen Dreipass wieder aufgebaut. An der linken Seite befindet sich ein diagonal gesetzter Erker, auf der rechten Seite ein eingeschossiger polygonaler Standerker mit Balkon. Die Fassade ist mittels farblich abgesetzter Fenstergewände und Eckquaderung gegliedert. Maßwerk in Form von Vierpässen und die gestelzten Fenstergewände verdeutlichen die Vorliebe des Architekten für den neugotischen Stil. Der Zugang der Villa erfolgt über den seitlich angefügten Treppenturm. Die übrigen Fassaden sind ungestaltet. Im Zweiten Weltkrieg wurden Außen- und Innenmauern sowie das Dachwerk der Villa durch Granaten stark beschädigt. Außer der Behebung dieser Schäden erfolgten an der Villa keine wesentlichen baulichen Veränderungen.

Grünewaldstraße 15

Bei der 1899 von Adam Schneider errichteten Villa handelt es sich formal um einen Würfel mit Walmdach. An diesen Würfel ist auf der linken Seite ein Risalit mit Zierfachwerkgiebel und an der nordöstlichen Fassade ein Treppenturm mit steilem Pyramidendach angefügt. Die zur Grünewaldstraße gerichtete Hauptfassade verfügt zusätzlich über eine Loggia mit darüberliegendem Balkon. Die klar gegliederten Fassaden der Villa sind aus gelben Backsteinen aufgeführt, die Fensterrahmungen – die einzigen dekorativen Elemente – durch roten Sandstein abgesetzt. An dem Gebäude wurden seit seiner Errichtung keine wesentlichen baulichen Veränderungen vorgenommen. Auf dem Grundstück des Anwesens befindet sich eine Holzlege, die zur gleichen Zeit wie die Villa selbst errichtet wurde.

Grünewaldstraße 17

Der Baumeister Adam Schneider errichtete 1902 die zweigeschossige vielgliedrige Villa, die in ihrer Grundform einen Würfel bildet, an den Risalite und Erker angefügt sind. Die Hauptfassade wird bestimmt von einem deutlich hervortretenden Querbau mit Neurenaissancegiebel und einem Eckturm mit Haube. Die Fassadengliederungselemente aus Sandstein heben sich von der roten Backsteinfassade deutlich ab. Die Erdgeschosszone des Querbaus ist durch ein großes, die gesamte Breite einnehmendes Fenster gekennzeichnet. Darüber ist ein Triforium mit gestuftem Sturz und tiefer Fensterbank angebracht. Im Giebel sitzt ein rundbogiges Zwillingsfenster. Der Eckturm ist gänzlich aus hellem Sandstein gefertigt. Die schmalen Fenster sind mit profilierten Gewänden versehen, die des 1. Obergeschosses zusätzlich durch Giebelstürze akzentuiert. Die östliche und die westliche Fassade der Villa sind wesentlich weniger aufwendig gestaltet. Die zum Grundstück gewandte Nordfassade trägt keine dekorativen Architekturelemente.

Grünewaldstraße 18 – Karl-Theodor-von-Dalberg-Gymnasium

Am 23. Oktober 1875 wurde im Schönborner Hof die „Königliche Höhere Weibliche Bildungsanstalt Aschaffenburg“ eröffnet. Die jährlich steigenden Schülerinnenzahlen und der dadurch entstandene Platzmangel in dem sanierungsbedürftigen Schönborner Hof waren der Anlass für die Genehmigung eines Schulneubaus an der Grünewaldstraße durch das „Kgl. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten“. Mit der Planung des Neubaus wurde der Architekt Franz Rank aus München beauftragt. Am 25. April 1905 wurde der Grundstein des Schulneubaus gelegt, der nach nur 18-monatiger Bauzeit am 2. Oktober 1906 mit einer Eröffnungsfeier übergeben wurde. Das Schulgebäude erstreckt sich als mehrteiliger Baukörper entlang der Grünewald- und der Schwindstraße. Der dreigeschossige, monumental wirkende Bau wurde im historistischen Stil errichtet und wird von einem hohen Satteldach abgeschlossen. Der Flügel entlang der Grünewaldstraße wird von einem Querbau begrenzt, der Flügel entlang der Schwindstraße besteht aus zwei versetzten Baukörpern. Die Fassadengliederungselemente sind aus rotem Sandstein gefertigt und heben sich vom restlichen verputzten Mauerwerk ab. Der Hauptbau wird von einem Risalit mit großem Giebel bestimmt. Der Architekt benutzte Formen aus dem mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Burgen- und Schlossbau. So sind die Gebäudekanten durch eine rustizierte Quaderung hervorgehoben. Türmchen und Giebel, große Fenster mit Sandsteinfensterkreuzen und gestelzten Fenstergewänden sowie Läden an einzelnen Fenstern des Erdgeschosses verleihen dem Schulgebäude einen fast wehrhaften Charakter. Die Fenster des 1. Obergeschosses sind seitlich skulptural mit heiligen Frauen und Kaiserinnen gestaltet. Die Fassadengestaltung entspricht damit der Vorliebe der Baumeister des Historismus den Bauzweck nicht nur stilistisch, sondern auch durch figürlichen Schmuck thematisch zu unterstreichen. Im Zweiten Weltkrieg wurden durch einen schweren Luftangriff das Dach des Gebäudes sowie Fenster, Türen und Innenräume stark beschädigt.

Grünewaldstraße 19

Die 1897 für Prof. Schleiermacher von Architekt A. Becker errichtete Villa ist einer der frühesten Bauten an der neu entstandenen Allee Grünewaldstraße. Der zweigeschossige Mansarddachbau im Stil der Neugotik hat einen leicht wehrhaften Charakter. Dieser manifestiert sich in dem hohen, steilen Mansardach, den gotisierten Fenstern, aber vor allem in dem starken Eckturm, der im Erdgeschossbereich an den Gebäudekanten mit geböschten, rustizierten Pfeilern versehen ist. Im Obergeschoss des Turms sind die Gebäudekanten durch eine Quaderung hervorgehoben. Das Dachgeschoss ist mit Zierfachwerk konstruiert, darüber erhebt sich ein steiles Walmdach. Ein offener Holzbalkon und große Fenster mit Fensterkreuzen aus Sandstein unterstreichen den neugotischen Charakter der Villa. Die Dachlandschaft war durch Spitzdächer ursprünglich belebter. An der zur Schwindstraße gerichteten Nordostseite ist die Villa mit einer Brandmauer abgeschlossen. Aus den skizzierten Andeutungen auf einem Situationsplan von 1896 ist zu erkennen, dass offenbar an dieser Stelle ein Eckbau angeschlossen werden sollte. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Villa durch Luftdruck verschiedener Angriffe am Dach sowie an Fenstern und Türen beschädigt, Granaten durchschlugen das Dach, die Decke und den Boden des 2. Stocks.

Grünewaldstraße 20

Der 1867 in Aschaffenburg geborene Anton Gentil plante 1922 eine Villa am östlichen Ende der Grünewaldstraße für seine gesammelten Kunstschätze. Der Fabrikbesitzer hatte seine Geschäftsreisen zunehmend als Bildungsreisen in die Kunststädte der Welt genutzt und zahlreiche Kunstgegenstände gesammelt. Die Bauleitung für den in Anlehnung an die Künstlervillen des 19. Jh. errichteten Bau übernahm der Architekt Hans Wild. Die Ausführung der Baugeschäfte oblag Franz Schneider. Gleichzeitig wurde auf dem Grundstück ein eingeschossiges Nebengebäude mit Waschküche und Autohalle errichtet. 1929 kam ein Atelierbau für den Bildhauer und Maler Otto Gentil, den Sohn von Anton Gentil hinzu. Über Schäden, die im Zweiten Weltkrieg am Gebäude entstanden, ist nichts bekannt. So zeigt sich der Bau, der heute als städtisches Museum dient, in weitestgehend bauzeitlicher Form. Das von einem steilen, dreigeschossigen Satteldach beherrschte Gebäude wurde auf rechteckigem Grundriss traufständig zur Grünewaldstraße errichtet. Über einem Hausteinsockel folgt ein wenig durchfenstertes Erdgeschoss, über welchem das vorkragende Fachwerkobergeschoss sitzt. Der formal rechteckige Baukörper wird durch einen übergiebelten Querbau auf der Südseite und einen Eckturm an der nordöstlichen Gebäudekante aufgelockert.

Auf der südöstlichen Seite verläuft im Erdgeschossbereich eine Laube, ebenso wie im Obergeschoss der Westfassade. Auf dem hohen Satteldach sind auf beiden Seiten in zwei Reihen Schleppgauben angebracht, welche fast die gesamte Dachbreite einnehmen. Das Gebäude wird von der Grünewaldstraße her erschlossen. Das Innere bestimmt eine über zwei Geschosse reichende Halle. Die einzelnen Räume sind um diese Halle angeordnet. Im Erdgeschoss waren eine Wohnküche und verschiedene Zimmer vorgesehen, während im Obergeschoss die Privaträume wie Schlaf- und Badezimmer angelegt waren. Das Haus verfügt darüber hinaus über ein Kellergeschoss. Das Gentilhaus nimmt in der Architektur der Stadt Aschaffenburg eine Sonderstellung ein, da es sich stilistisch kaum in eine Architekturepoche einordnen lässt. Die Villa erinnert an ein englisches Cottage. Gentil hat diese einfachen, oft nur eingeschossigen ländlichen Hütten, wie sie auf den Britischen Inseln zu finden sind, wohl als Vorbild für seine Künstlervilla genommen. Die Villa ist im Gegensatz zu den englischen Cottages allerdings wesentlich größer ausgefallen. Ihre Bedeutung liegt heute vor allem darin, dass es sich um den Privatbau eines bemerkenswerten Aschaffenburger Bürgers handelt. Anton Gentil stammte aus eher einfachen Verhältnissen und hat sich seinen Wohlstand schrittweise erarbeitet. Seine Persönlichkeit zeichnet sich dadurch aus, dass er sich neben dem technischen Beruf für Kunst interessierte und diese in großem Umfang sammelte, wovon heute noch seine Nachwelt profitiert.

Grünewaldstraße 20

Auf dem Gelände des Karl-Theodor-von-Dalberg-Gymnasiums an der südlichen Grundstücksgrenze zum Anwesen Grünewaldstraße 20 steht ein, für die Öffentlichkeit kaum einsehbarer Bildstock. Der ursprünglich wohl 3,60 m große Bildstock ist durch Auffüllung des Geländes nur noch ca. 2 m hoch. Er ist aus Ziegeln gemauert, verputzt und gestrichen. In der 24 cm tiefen Nische des halbrund geschlossenen Aufsatzes befindet sich heute ein Aluminiumrelief „Maria mit Kind“. An dem Bildstock sind keine inschriftlichen Hinweise auf sein Alter oder den Anlass seiner Errichtung zu finden. Es ist anzunehmen, dass er wesentlich älter ist, als der 1905/06 errichtete Schulbau. Da die als Allee ausgebaute Grünewaldstraße noch bis zum Ende des 19. Jh. unbefestigt war und als Viehtrieb, d. h. als Weg für das städtische Vieh in die nahen Weidegebiete genutzt wurde, ist naheliegend, dass dieser Bildstock den Bauern und Hirten zur Andacht diente. Das Relief ist später erneuert worden. Vielleicht befand sich in der Nische einst eine Figur des hl. Wendelin, Patron der Bauern, Hirten, Schäfer und des Viehs.

Grünewaldstraße 27

Die Hauptfassade der zweigeschossigen, neubarocken, 1913 errichteten Villa wird von einem halbrunden, turmartigen Erker bestimmt. Der dreigeschossige, in rotem Sandstein ausgeführte Erker wird von einem Kuppeldach abgeschlossen. Zwischen den Fenstern des 1. und des 2. Obergeschosses verlaufen genutete Lisenen, die Brüstungsfelder sind grob gespitzt. In Höhe der Traufe verläuft ein schmaler, halbrunder Balkon, der auf vier kräftigen Konsolsteinen ruht. An der Rückseite des im Grunde würfelförmigen Baus ist ein Risalit mit Zwerchgiebel ausgebildet. Ein niedriger Bruchsteinsockel, eine glatte Fassade, schlichte Natursteingewände und gleichmäßig verteilte, hochrechteckige Fenster verleihen der Villa ihr ebenmäßiges Aussehen. Die Sohlbänke im Obergeschoss sind zu einem umlaufenden Gesims miteinander verbunden. Die Villa wird von einem hohen Mansardwalmdach mit weit vorkragender Traufe abgeschlossen. Errichtet wurde die Villa 1913 für den kgl. Postsekretär Josef Altenhof nach Plänen des Architekten Hans Wild. Die Planungsgeschichte gestaltete sich allerdings wohl recht schwierig, da vier unterschiedliche Pläne in den Bauakten erhalten sind, einer von 1912 und drei weitere von 1913. Der zunächst deutlich neubarocke Bau mit einem runden Dach wurde im Laufe der Planung schlichter und strenger. Zur Ausführung kam schließlich der Bauplan von September 1913. Josef Altenhof war bis 1939 Eigentümer des Gebäudes. 1940 ließ das staatliche Forstamt als neuer Nutzer eine Garage auf dem Gelände errichten. Schäden während des Zweiten Weltkrieges sind nicht überliefert.

Quelle:

Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 8; S. 58-64.

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