Als Gailbach 1921 zur Kuratie wurde, gab es erste Bestrebungen zum Bau einer neuen Kirche, um die 1792 errichtete und 1897 erweiterte Kapelle, die für die wachsend Gemeinde zu klein geworden war, zu ersetzen. Zum tatsächlichen Kirchenneubau kam es jedoch erst nach beiden Weltkriegen. Am 8. Oktober 1967 erfolgte die Grundsteinlegung für das neue Gotteshaus am Steilhang oberhalb der Ortsmitte. Architekt Erich Roth plante die neue Kirche als Pfarrzentrum mit Gotteshaus, Kindergarten, Pfarrhaus und diversen Gruppenräumen. Die Bauleitung übernahm sein Büro mit Ingenieur Guido Baumann. Der Baukörper besteht aus einem über zwei Ebenen reichenden Rechteck, welches auf seiner Längsseite von der Glaserstraße über zwei Eingänge zugänglich ist. In der oberen Ebene sind Kirche, Pfarrsaal und Jugendräume untergebracht, während sich in der unteren Ebene der zur Talseite mit großen Fenstern und Türen geöffnete Kindergarten befindet. Das Rechteck wird von einem pfeilförmigen Baukörper durchdrungen. Dieser steigt ähnlich einem Schiffsbug Richtung Süden zum Chor hin an und bildet das Kirchenschiff.
Der pfeilförmige Teil wird von schlanken Betonsäulen, die den Kirchenhauptraum begrenzen, getragen. Darüber stehen die zum Chor hin ansteigenden, fensterlosen Seitenwände. Belichtet wird der Kirchenraum durch die durchfensterte Nordseite. Die Pfeilspitze bildet den nach Süden ausgerichteten, dreieckigen Chor. Er wird durch seitliche Fenster belichtet. Während der Chor am Außenbau als rechtwinklige Kante geformt ist, wurde die Chorrückwand im Kircheninnenraum als Halbrund gemauert. Der Altar steht auf einem um zwei Stufen erhöhten Podest. Die Kirchenbänke, welche ca. 550 Gläubigen Platz bieten, sind fächerförmig auf den Altarraum hin ausgerichtet. Das Gebäude ist in einer Mischkonstruktion errichtet. Die tragenden Teile bestehen aus Stahlbeton, die Wände außen und innen aus unverputzten Ziegelsteinen, wobei für die Seitenwände und die Chorrückwand Akustikziegel verwendet wurden. Die Decke des Kirchenraumes ist mit Holz verkleidet. An der Nordwestseite der Kirche erhebt sich der 31 m hohe Glockenturm. Die unverkleidete Stahlbetonkonstruktion in der Art des Brutalismus ist mit schmalen Schallöffnungsschlitzen versehen und mit einem griechischen Kreuz bekrönt. Der Bau der Matthäuskirche erfolgte unter dem unmittelbaren Einfluss des Zweiten Vatikanischen Konzils. So wurden Altar, Ambo und Sedilien bereits nach den neuen liturgischen Vorgaben und in einheitlicher Formensprache aus Sandstein von Künstler Rudolf Müller aus Mechenhard geschaffen. Ein bronzenes Tabernakel des gleichen Künstlers umschließt eine der Betonsäulen. Das dazugehörige Relief des Auferstandenen, welches ursprünglich an der Chorrückwand seinen Platz finden sollte, hängt heute in der 2008 im einstigen Vorraum geschaffenen Marienkapelle. An der Chorrückwand befindet sich stattdessen ein monumentales Kruzifix nach romanischen Vorlagen, das 1979 der Holzbildhauer Joachim von Zülow aus Bodenmais fertigte.
Den Kreuzweg schuf 1980 der Aschaffenburger Bildhauer Rudolf Schwarzer aus hellem Lindenholz. Drei Jahre später wurde das Werk um die lebensgroße Figur des Kirchenpatrons, Matthäus Evang., und die Symbole der vier Evangelisten ergänzt. Auf der Orgelempore steht ein Instrument der Orgelbaufirma Hoffmann aus Ostheim vor der Rhön. Die Orgel wurde 1985 eingebaut. Unter der Empore wurden ein Fenster sowie vier Figuren der alten Matthäuskapelle aufgestellt: der hl. Wendelin, Herz-Jesu, Maria mit Kind und der hl. Johann Nepomuk.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 257-258.