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Gemarkung Obernau

Der Fund eines ungefähr 17,5 cm langen spitznackigen Steinbeils des Jung- bis Endneolithikums belegt ein Einsetzen der Besiedlung innerhalb der Gemarkung im Neolithikum. Das Beil wurde im Mai 1914 an der Grenze der Gemarkungen Obernau und Soden „im Wald unter Steingeröll“ gefunden. Eine mineralogische Untersuchung durch die Universität Würzburg bestimmte das Gestein als Diabas. Das Beil konnte zunächst für das Mainfränkische Museum in Würzburg erworben werden und gelangte später an das Städtische Museum in Kitzingen. Das Stück ist heute nicht mehr identifizierbar. 1892 wurden im Main bei Obernau, etwa bei Kilometer 297, ein bronzenes Randleistenbeil und eine Nadel geborgen. Das etwa 12,5 cm lange Beil besitzt nur sehr schwach ausgeprägte Randleisten. Die Bronzenadel weist einen diskusähnlichen Kopf auf. Unterhalb des Kopfes wurde im Bereich einer verdickten Stelle offenbar eine Durchbohrung begonnen, aber nicht ausgeführt. Beide Fundstücke können in die ältere Bronzezeit datiert werden (Bz A). Näheres zu den Fundumständen ist nicht bekannt, doch dürfte es sich um Deponierungen rituellen Charakters handeln. Die Objekte gelangten in die Archäologische Staatssammlung. Die älteste überlieferte schriftliche Nennung des Ortes in einer Urkunde von 1191 besagt, dass Erzbischof Konrad I. von Mainz (1120/25–1200) den Ort Obernau („villam quandam Oberenheim“), der dem Mainzer Stift St. Maria im Felde gehörte, dem Aschaffenburger Stift St. Peter und Alexander schenkte. Die tatsächliche Entstehungszeit des Ortes im Mittelalter lässt sich daraus jedoch nicht ableiten. Bereits die Endung auf -heim weist ebenso wie das nördlich des historischen Ortskerns gelegene Reihengräberfeld auf eine Entstehung im frühen Mittelalter hin. Die historische Siedlung entfaltete sich entlang der Hauptverbindungsstraße zwischen Aschaffenburg und Miltenberg, der heutigen Hauptstraße. Das Straßendorf ist geprägt von giebelständigen Fachwerkhäusern, die durch gemauerte Einfahrtstorbögen miteinander verbunden waren. Scheunen schließen die tiefen Grundstücke ab und bilden den dem Dorf Schutz bietenden Scheunenrand. Dieser wurde in der Mitte des 15. Jh. durch eine gemauerte Ortsbefestigung ergänzt.

In der Mitte des 19. Jh. liegt die gesamte Bebauung noch ausschließlich innerhalb der Dorfbefestigung. Die in der 2. Hälfte des 19. Jh. einsetzende Dorferweiterung erfolgte hauptsächlich entlang der heutigen Maintal- und Sulzbacher Straße, seit dem Bau der Bahnlinie Aschaffenburg–Miltenberg 1876 auch beiderseits der Bahnhofstraße. Im 20. Jh. entwickelte sich das von einschneidenden geschichtlichen Ereignissen weitgehend verschont gebliebene Obernau zu einer Arbeiter- und später zu einer Wohngemeinde. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges erfuhr Obernau einen deutlichen Aufschwung. Am 1. Mai 1978 erfolgte die Eingemeindung zur Stadt Aschaffenburg. Anlässlich der 800-Jahr-Feier des Ortes 1991 hat die Stadt die Renovierung von Fassaden, Fenstern und Toren finanziell gefördert, weshalb vor allem durch private Initiativen einige architektonisch wertvolle Gebäude hinsichtlich ihrer Baugeschichte untersucht, gesichert und restauriert werden konnten. Im Bereich des durch die Befestigung abgegrenzten Ortes sind archäologische Befunde im Boden erhalten. Am Südrand der Gemarkung liegt am Altenbach der Standort der bis 1943 bestehenden Altenbachsmühle. Obgleich der älteste schriftliche Beleg für die Mühle erst aus dem Jahre 1680 stammt, sind archäologischen Befunde eines spätmittelalterlichen Vorläufers zu vermuten.

Quelle:

Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 287.

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