Am 24. Mai 1877 war der Rechtskonzipient Friedrich Medicus als Nachfolger von Magnus Will in das Amt des Bürgermeisters gewählt worden.
Friedrich Medicus wurde als Sohn des Gerichtsarztes Dr. Friedrich Medicus und seiner Frau Auguste geb. Eschenbach am 11. November 1847 in Karlstadt am Main geboren. Nach dem Besuch der Volksschule wurde er 1864 auf das königliche Knabenseminar der Aschaffenburger Studienanstalten geschickt. Sein Abitur legte er 1867 ab. Noch im gleichen Jahr nahm er das Studium der Philosophie, Rechts- und Volkswirtschaften an der Universität Würzburg auf. Ab 1871 erwarb sich Medicus bei verschiedenen Ämtern und Rechtspersonen eine fundierte juristische Praxis, der drei Jahre später das Staatsexamen folgte. Als der junge Rechtskonzipient keine dauernde Anstellung fand, begab er sich als „juristischer Hilfsarbeiter“ in das Büro des königlichen Aschaffenburger Advokaten Carl Scherer. Medicus beendete diese „Lehrzeit“ nicht, weil er im Mai 1877 zum rechtskundigen Bürgermeister der Stadt Aschaffenburg gewählt wurde. Bis zum 4. März 1878, als Friedrich Medicus das Bürgerrecht der Stadt Aschaffenburg erhielt, war er in Karlstadt heimatberechtigt.
Am 2. Dezember 1878 zog Medicus als Abgeordneter in den unterfränkischen Landrat ein. Im Mai 1880, nach drei erfolgreichen Dienstjahren, wurde Medicus einstimmig als Aschaffenburger Bürgermeister wiedergewählt. Schon im Herbst 1880 vertrat er Aschaffenburg als Sekretär des unterfränkischen Landrates und als Mitglied des ständigen Ausschusses. 1882 feierte die Stadt 900-jähriges Jubiläum. 1885 wurde Medicus Präsident des Landrates.
Am 17. September 1888 besuchte Prinzregent Luitpold Aschaffenburg. An diesem Tag bekam Friedrich Medicus vom Prinzregenten den St. Michaels-Orden der „IV. Klasse“ als persönliche Auszeichnung, 1891 folgte die „III. Klasse“. Prinzregent Luitpold und Friedrich Medicus trafen noch dreimal in Aschaffenburg zusammen (6. Dezember 1895, 4. September 1897 und 4. Dezember 1902). Der Besuch von 1897 war von größerer Bedeutung. Am 4. September enthüllten sie gemeinsam den Ludwigsbrunnen. Nach diesem Besuch wurde Friedrich Medicus am 10. Oktober mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone ausgezeichnet. Diese Auszeichnung war mit der „persönlichen Erhebung in den Adel“ verbunden. Von diesem Tag an hieß er Friedrich von Medicus. Am 12. März 1901 wurde ihm in seiner Eigenschaft als Landratspräsident noch zusätzlich der Titel „Geheimer Hofrat“ verliehen.
Am 3. Juli 1902 feierte der Bürgermeister Friedrich von Medicus mit den Stadtbewohnern sein 25-jähriges Dienstjubiläum (unter den Fotos ist das Programm des Fest-Banketts in den Sälen des Deutschen Hauses zu finden1). Schon zwanzig Monate nach diesem glanzvollen Jubiläum verstarb Friedrich Ritter von Medicus am 30. März 1904 in Aschaffenburg im Alter von 56 Jahren.
Friedrich Ritter von Medicus wurde am 2. April 1904 auf dem Aschaffenburger Altstadtfriedhof beigesetzt: http://www.altstadtfriedhof.de/personen-detail/items/25.html
Im Jahre 1949 würdigte der Stadtrat den ehemaligen Bürgermeister für seine Verdienste und benannte eine Straße nach ihm. Die Medicusstraße befindet sich im Stadtteil Innenstadt zwischen Reigersbergstraße und Schoberstraße, in der Nähe von der Würzburger Straße und dem Dr.-Willi-Reiland-Ring (ehem. Südring).
Seine Leistungen für die Stadt:
- Errichtung von zwei neuen Häusern für die katholischen Schulen, die 1881 eröffnet wurden.
- 1888: Vollendung der geplanten Grundwasserleitung
- 1891: Bau der neuen Mainbrücke und des Floßhafens
- 1894: Anlegen der Luitpoldstraße (im heutigen Verlauf) nach dem Abbruch des alten Bezirksamtsgebäudes
- 1901: Eingemeindungen der Orte Damm und Leider
- Fortführung der Mainkanalisierung Aschaffenburg
Quelle:
Stadtoberhäupter. Bürgermeister und Oberbürgermeister in Aschaffenburg, von Carsten Pollnick/Susanne von Mach, S. 45-49, Aschaffenburg 2020.
Anmerkungen:
1 Fest-Bankett zur Feier des fünfundzwangzigjähr. Dienstjubläums der rechtsk. Bürgermeisters Herrn Königlichen Geheimen Hofrathes Ritter v. Medicus in den Sälen des Deutschen Hauses, am Donnerstag, den 3. Juli 1902, Abends 8 Uhr.
2 „Beobachter am Main“, Todesanzeigen: Nr. 89 vom 31. März 1904, Erstes Blatt, S. 1 und S. 4.
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