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Sandgasse

Die am sog. „Scharfeck“, der Kreuzung von Sandgasse, Herstall-, Dalberg- und Wermbachstraße beginnende Sandgasse wurde nach der Beschaffenheit ihres Untergrundes benannt. Die aus dem Vorspessart kommenden Wasserläufe Ohmbach und Welzbach führten Sande und Kiese mit, die sich im Bereich der Sandgasse anlagerten. Im unteren Teil leicht ansteigend, verläuft die Gasse im oberen Teil etwas wellig und endet an der Kreuzung Betgasse und Roßmarkt am abgegangenen Sandtor. Die Gasse war zusammen mit der Dalbergstraße Durchgangsweg durch die Unterstadt hinaus in den Spessart nach Würzburg. Der relativ lange Straßenzug mit der heute einheitlichen Bezeichnung Sandgasse setzt sich aus den ehem. Abschnitten „Salz- und Säumarkt“ (später „Scharfeck“), „Schmiedegasse“, „am Rabenoldsbrunnen“, „an der alten Schmiedepforte“, „am Sand“ (Sandgasse) und „an den Wässern Welzbach und Ohmbach“ zusammen. Seit der Einführung der straßenweisen Hausnummerierung 1881 erhielt er die einheitliche Bezeichnung Sandgasse. Die einst vor allem von Bäckereien, Metzgereien und Gasthäusern gesäumte Straße entwickelte sich zu einer belebten Geschäftsstraße. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Sandgasse schwer getroffen und viele Häuser so stark beschädigt, dass sie zum großen Teil abgetragen und neu aufgebaut wurden. Die Umwidmung der Straße in eine verkehrsberuhigte Fußgängerzone zwischen Scharfeck und Erbsengasse zusammen mit der Herstallstraße erfolgte 1973. Dabei wurde das Straßenpflaster durch sechseckige Betonsteine ersetzt und das Straßenniveau dem des Gehsteigs angeglichen.

Sandgasse 24

Das Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Sandgasse/Freihofsgasse wurde in zwei Abschnitten errichtet. Der Kaufmann Maier Lindheimer erwarb 1891 das Grundstück Freihofsgasse 4, ließ das darauf befindliche Fachwerkhaus abreißen und nach Plänen des Architekten Hermann Reichard einen Neubau errichten. 1905 wurde auch das Haus Sandgasse 24 abgebrochen, durch einen ebenfalls von Reichard geplanten Neubau ersetzt und das 1891 errichtete Gebäude der Freihofsgasse integriert. Der dreigeschossige Eckbau mit neugotischer Fassadengestaltung steht mit drei Achsen zur Sandgasse und fünf Achsen zur Freihofsgasse. Die abgeschrägte Gebäudekante ist eine Fensterachse breit. Die Erdgeschosszone ist heute modernisiert; sie war mit Schaufenstern mit geradem Sturz versehen. Im 1. Obergeschoss sind die Fenster hingegen korbbogig. Die schmale Mittelachse zur Sandgasse zeigt im 2. Obergeschoss einen dreiseitigen Erker, daneben ursprünglich gekuppelte Fenster. Der Zwerchgiebel darüber wurde im Zuge der Instandsetzung nach dem Krieg nicht wieder errichtet. Alle Fenster sind mit gotisierendem, in den Ecken gekreuztem Rundstab gerahmt, die Brüstungsfelder im 2. Obergeschoss sind mit Blendmaßwerk versehen, an der abgeschrägten Ecke ist vor dem Fenster des 2. Obergeschosses ein Balkon mit Sandsteinbrüstung angebracht. Nicht erhalten ist der Giebel im Dachbereich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vier stark beschädigte Fensterachsen an der Freihofsgasse abgetragen und nach einer Planung des Architekten Ernst Brönner neu errichtet. Der neue Bauabschnitt wurde dem Format des Altbaus angeglichen und in seiner Gestaltung völlig schlicht gehalten, weshalb der Charakter und die städtebauliche Wirkung des Eckbaus erhalten blieben.

Sandgasse 26 – Ehem. Gasthof „Zum goldenen Faß“

An der Stelle des 1842 nach Plänen des Baumeisters Balthasar Hospes errichteten massiven Traufseitbaus für den Gastwirt Ludwig Neumayer standen zwei unterschiedlich große giebelständige Fachwerkhäuser mit einer rundbogigen Tordurchfahrt. Das Gasthaus „Zum goldenen Faß“, erstmals 1661/62 nachweisbar, wurde in zwei Bauabschnitten erneuert. Der erste umfasste vier Achsen neben Haus Nr. 28, bis 1853 folgten die weiteren. 1868 wurde das Hinterhaus des Anwesens vergrößert und 1880 im Erdgeschoss des Vorderhauses auf der linken Seite ein Laden mit zwei Schaufenstern und einer dazwischenliegenden Tür eingerichtet. 1889 erfolgten der Ausbau eines Speisesaals und die Überdachung einer Halle. Zwischenzeitlich als Bürohaus genutzt, ließ 1925 Bäckermeister Anton Hench vom Bauunternehmen Johann Scheuermann Läden einbauen. Dazu wurde das gesamte Erdgeschoss verändert, die Rückgebäude dienten als Lager. 1933 aber wurde der Laden links der Einfahrt wieder als Gastwirtschaft „Zum goldenen Faß“ eingerichtet und die Schaufensterbrüstungen wieder vermauert. Im Zweiten Weltkrieg beschädigte Luftdruck Dach, Fenster und Türen des Hauses. 1960/61 wurde der gesamte Erdgeschossbereich für einen Laden umgebaut und der Hauseingang auf die linke Seite verlegt. 1998 erfolgte eine Dach- und Fassadensanierung. Die einheitliche Fassade des traufständigen Satteldachbaus zu acht Fensterachsen zeigt gleichmäßig auf der unverputzten Wandfläche aus Rotsandstein angeordnete und mit profilierten Gewänden gerahmte Fenster. Die des 1. Obergeschosses sitzen auf einem durchlaufenden Gesims auf und haben eine gerade Verdachung; sie sind etwas größer, als die des 2. Obergeschosses, die auf einem Sohlbankgesims aufsitzen. Alle Obergeschossfenster sind mit einem Brüstungsgitter aus Eisen verziert. Unter der Traufe verläuft ein dekoratives Konsolgesims. Durch die häufigen Umbauten und Modernisierungen des Erdgeschosses ist der Charakter des Gebäudes stark verändert worden, dennoch hat der Bau als Beispiel spätklassizistisch-bürgerlicher Architektur im Nachgang der Dalberg-Zeit seinen Zeugniswert bewahrt.

Sandgasse 28

1810 plante Zivilbauinspektor Konrad Bürger ein Wohn- und Geschäftshaus für den Seifensieder Alois Leimbach, der das bestehende Fachwerkgiebelhaus ersetzen sollte. Der Architekt zeichnete einen in Aschaffenburg in der 1. Hälfte des 19. Jh. häufig anzutreffenden Haustyp: ein dreigeschossiges Gebäude mit ruhiger, sparsam gegliederter Putz- oder Sandsteinquaderfassade und gleichmäßig angeordneten Fenstern mit profilierter Rahmung. Der Hauptunterschied zur früheren Bebauung ist die Traufständigkeit. 1867 ließ die Witwe des Seifensieders Franz Josef Müller eines der drei hochrechteckigen Fenster im Erdgeschoss zu einem Schaufenster vergrößern. 1886 baute der Sohn, Franz Mathäus Müller, ebenfalls Seifensieder, ein weiteres Fenster zu einem Schaufenster aus. Ein umfangreicher Umbau des Erdgeschosses erfolgte 1925, bei dem die mittleren Fenster zu einem großen Schaufenster zusammengefasst und der Laden mit einem separaten Eingang versehen wurde. Sprengbomben beschädigten 1945 das Gebäude und sämtliche Nebengebäude schwer. Noch bis 1956 als Seifensiederei und Wachszieherei betrieben, wurde das Haus 1985 einer durchgreifenden Sanierung unterzogen. Das Bürgerhaus ist eines der letzten gut erhaltenen Beispiele dieses Haustyps der Dalberg-Zeit. Es hat die bauzeitliche Grundrissaufteilung und große Teile der Innenausstattung bewahren können.

Sandgasse 29

An der Stelle eines früheren zweigeschossigen Giebelhauses errichtete Hermann Reichard 1898 den für ihn und die Zeit typischen dreigeschossigen traufständigen Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses mit einer Fassade aus gelben Backsteinen mit Gliederungselementen aus rotem Sandstein im Stil der Neurenaissance. Die fünfachsige, symmetrische Fassade ist in der Mittelachse mit einem aufwendigen, zweigeschossigen Erker betont. Die Fenster des 1. Obergeschosses sind mit Diamantmotiven und halbrunden, dekorativen Entlastungsbögen gestaltet, die Fenster des 2. Obergeschosses mit gerader Verdachung. Das Traufgesims ist mehrfach profiliert. Im Erdgeschoss sind zwei Läden mit großen rundbogigen Schaufenstern und separaten Eingängen im bauzeitlichen Zustand erhalten. Das Gebäude blieb von Kriegsschäden und modernisierenden Umbauten weitgehend verschont und präsentiert sich heute noch in überwiegend bauzeitlicher Gestalt.

Sandgasse 31

Den dreigeschossigen, zur Sandgasse traufständigen Wohn- und Geschäftshausbau errichteten die Architekten Hermann Reichard und Hans Wild 1909 für die Nachkommen des Eisenwarenhändlers Simon Jakob. Der neubarocke Mansarddachbau erhebt sich auf unregelmäßigem Grundriss und hat zur Ohmbachsgasse eine abgerundete Ecke. Die Fassade zur Sandgasse ist mit einem breiten Zwerchgiebel betont, Haus- bzw. Ladeneingänge sowie Schaufenster im Erdgeschoss sind rund- oder korbbogig ohne Brüstungen bis zum Boden reichend, die Wandfläche selbst ist genutet. Im 1. Obergeschoss trennen schmale Sandsteinpfeiler hochrechteckige, mehrfach unterteilte Fenster, wobei jeder zweite Pfeiler etwas breiter ist und mit plastischen Berufsdarstellungen von Bildhauer Vinzenz Schwind gestaltet wurde. Die Brüstung des 2. Obergeschosses kragt etwas vor, die Wandflächen sind verputzt und im Gegensatz zum 1. Obergeschoss schlicht, wodurch der Bau nicht überladen wirkt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus von einer Brandbombe getroffen, das Dach und die hofseitige Lagerhalle brannten aus. Letztere wurde nach dem Krieg verkauft und zu einem Lichtspieltheater umgebaut.

Sandgasse 32

Das Wohn- und Geschäftshaus, ein schmales, im Dacherker mit „1726“ bezeichnetes, zur Sandgasse traufständig stehendes Fachwerkhaus, gehörte nach Art und Größe wohl ursprünglich zu Haus Nr. 34. Erst im 19. Jh. wurde das Anwesen geteilt. Da lange Zeit im Besitz der Familie Mischon, wurde es unter dem Beinamen „Mischon-Haus“ bekannt. 1924 fanden mit Vergrößerung der Wohnküche bauliche Änderungen im Erdgeschoss des Hauses statt. 1944/45 erlitt das Haus Beschädigungen durch Luftdruck. 1948 wurde der Laden im Innern umgebaut. 1973 hat man unter Einziehen eines Eisenträgers über die gesamte Hausfront Schaufenster eingerichtet, die 1987 zu drei kleineren Fenstern mit Brüstungen und einer Eingangstür wieder rückgebaut wurden. Das Obergeschoss mit einer erhaltenen Stuckdecke ist eine Sichtfachwerkkonstruktion mit liegenden Kreuzen in den Brüstungsfeldern und einer genasten Raute. Die Mitte betont eine Dreierfenstergruppe. Über der Mittelachse befindet sich im Dach ein Dacherker mit gekuppeltem Fenster und der genannten Jahreszahl.

Sandgasse 33

Das imposante Bürgerhaus, ein dreigeschossiges Fachwerkhaus mit Traufe zur Ohmbachsgasse und Giebel zur Sandgasse, wurde der Jahreszahl am Kellerabgang der hofseitigen Giebelfassade zufolge im Jahr 1588 unter der Bauherrschaft der Herren von Hettersdorf, einem fränkischen Adelsgeschlecht, errichtet. Die Traufwand ist massiv, die übrigen Umfassungswände bestehen, bis auf das erneuerte Erdgeschoss, aus z.T. verputztem Fachwerk. Die Obergeschosse der Giebelfassade kragen über profilierten Konsolsteinen aus. Im Fachwerk sind hohe Streben mit Winkelhölzern sowie Andreaskreuze mit Nasen erkennbar. Die Westseite zur Ohmbachsgasse verfügt über gekuppelte Fenster, eines davon ist mit reich profilierten Sandsteingewänden aus dem 16. Jh. erhalten. Unter dem Gebäude befindet sich ein parallel zur Sandgasse liegender Gewölbekeller. Bauliche Veränderungen sind seit dem 19. Jh. nachgewiesen. 1884 ließ der Besitzer Fulgenz Lenk den Hauseingang und die Treppe in seinem Anwesen verlegen und das Wirtschaftszimmer erweitern sowie einen Brunnen errichten. 1896 wurde das Erdgeschoss zu einem Laden für Bäckermeister Lenk umgebaut. Weitere Ladenumbauten folgten 1922 und in der Nachkriegszeit. Während des Zweiten Weltkrieges von einer Sprengbombe stark beschädigt, konnte das Haus im Gegensatz zum Nachbargebäude Nr. 35 wieder instand gesetzt werden. Es gehört heute, trotz der starken Veränderung durch Einbau von Arkaden im Erdgeschoss 1980, zu den bedeutendsten Fachwerkbauten der Stadt. Das dekorative Sichtfachwerk des Giebels wurde im Rahmen einer Sanierung 1998 freigelegt und restauriert.

Sandgasse 34

Das Eckhaus an der Einmündung der Erbsengasse in die Sandgasse bildete ursprünglich mit dem Nachbaranwesen Nr. 32 eine Einheit. Im 19. Jh. fand die Besitzteilung statt. Über bauliche Veränderungen des Wohn- und Geschäftshauses im 19. Jh. ist nichts bekannt. 1933 wurde im Erdgeschoss ein Laden eingebaut und ein neuer Kamin errichtet. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude Schäden durch Luftdruck. Der zweigeschossige Krüppelwalmdachbau steht mit dem Giebel zur Sandgasse, auf der Traufseite entlang der Erbsengasse befindet sich ein Zwerchhaus. Im Erdgeschoss lag giebelseitig der Hauseingang, der im Zuge des genannten Ladeneinbaus auf die Traufseite verlegt wurde. Vier eng stehende Fenster im Obergeschoss, ein gekuppeltes Fenster im Giebel und vier Fensterachsen an der Traufseite mit größerem Abstand sowie weitere Fenster des Zwerchhauses gliedern die Fassade. An der Gebäudekante steht in Höhe des Obergeschosses eine Kopie der in der 2. Hälfte des 18. Jh. von dem Aschaffenburger Bildhauer Johann Wirsching geschaffenen Figur des hl. Johann Nepomuk auf einer Konsole, überdacht von einem Baldachin; das Original befindet sich seit Ende der 1970er Jahre im Museum der Stadt Aschaffenburg.

Sandgasse 36

Wie an der Fassade entlang der Sandgasse erkennbar, besteht das Wohn- und Geschäftshaus aus zwei Hausteilen. Bis zum Ende des 18. Jh. standen zwei kleinere Häuser auf den ehemals zwei Grundstücken, von denen das Eckhaus 1868 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde; der östlich anschließende Hausteil war bereits 1807 neu errichtet worden. Das 1868 durch Ernst Schulz neu erbaute, dreigeschossige Eckgebäude mit drei Achsen zur Sandgasse und einer Achse zur Erbsengasse weist eine abgeschrägte Gebäudekante mit einer Fensterachse und Eingang in den Laden auf. Diese Achse ist durch gusseiserne Balkone im 1. und 2. Obergeschoss betont. Zwischen Erd- und 1. Obergeschoss verläuft ein profiliertes Gesims, auf dem die Fenster aufsitzen. Die Fenster der ersten Achse zur abgeschrägten Ecke sind gekuppelt und haben eine gerade Verdachung. Im darüberliegenden Geschoss teilen sich je zwei Fenster eine auf Konsolen ruhende Sohlbank. Über dem 2. Obergeschoss folgt ein Mezzanin mit kleinen quadratischen Fenstern. Der ältere, östliche Hausteil, dreigeschossig und massiv, mit vier Fensterachsen, dessen Fassadendekoration 1884 an das Eckhaus angeglichen und im Erdgeschoss mit einem Laden verändert wurde, schließt mit einem Mansarddach ab. Der Hauseingang auf der rechten Seite dient der Erschließung der Wohnungen beider Häuser, die sich ein gemeinsames Treppenhaus teilen. Die Mansarde beleben vier achsgerechte Gauben. 1925 wurden die Fenster des Ladens im Eckgebäude zu zwei großen Schaufenstern vergrößert. Während des Zweiten Weltkrieges wurden das Dach, die Mansarde, Fenster und Türen durch Luftdruck beschädigt.

Sandgasse 42

Der Schneidermeister Georg Gentil ließ 1848 das dreigeschossige, traufständige Wohn- und Geschäftshaus errichten. Das Erdgeschoss ist massiv aus Bruchsteinen gemauert, darüber liegt ein Doppel-T-Träger aus Stahl, auf dem eine Fachwerkkonstruktion aufsitzt. Im Erdgeschoss liegt auf der Seite zu Haus Nr. 40 der Hauseingang; ein Ladeneingang und ein Schaufenster wurden bereits 1871 links eingebaut. Die aktuelle Situation entstand 1898, als der Textilkaufmann Anton Wormbacher ein zweites Geschäft neben dem bestehenden Laden einbauen ließ. Der linke Laden hat seither zwei Schaufenster mit dazwischenliegender Eingangstür, der rechte Laden nur ein Schaufenster neben der Tür. Kannelierte gusseiserne Säulen mit korinthischem Kapitell flankieren die Eingänge. Die Fenster des 1. Obergeschosses sind mit leicht profilierten Gewänden aus Holz gerahmt, dabei ist die Rahmung der mittleren drei Fenster bis auf das Gurtgesims nach unten verlängert. Die Fenster des 2. Obergeschosses besitzen eine einfach profilierte Rahmung und von Triglyphenkonsolen getragene Sohlbänke. Unter der kräftig profilierten hölzernen Traufe verläuft ein Zahnfries. Das Anwesen blieb von Kriegszerstörungen weitgehend verschont, so entspricht die klassizistische Fassade fast völlig dem Aussehen der Erbauungszeit. Bemerkenswert ist die seit dem Ende des 19. Jh. unveränderte, zeittypische Ladenzone, wie sie in Aschaffenburg nur an vereinzelten Gebäuden erhalten blieb. Darüber hinaus ist das Gebäude aus stadtgeschichtlichen Gründen von Bedeutung, da hier der Schneider Johann Desch zwischen 1874 und 1893 Aschaffenburgs erste Kleiderfabrik betrieb.

Sandgasse 53

Auf ursprünglich zwei Grundstücken an der Ecke Sandgasse/Roßmarkt planten die Bauunternehmer Franz und Roman Woerner 1898 den Neubau eines Wohn- und Geschäftshaus für den Kaufmann Karl Hans, dem am Zusammentreffen zweier historisch bedeutender Straßen der Unterstadt eine wichtige städtebauliche Funktion zukommt. Mit Errichten des dreigeschossigen Wohn- und Geschäftshauses an der neuen Baulinie wurde eine Begradigung der Sandgasse und die Beseitigung einer engen Stelle an der Kreuzung Sandgasse und Roßmarkt erreicht. Es entstand ein massiver Bau auf dreieckigem Grundriss mit abgeschrägter einachsiger Gebäudekante. Die neubarocke Fassade mit genutetem rustiziertem Erdgeschoss und über zwei Obergeschosse reichenden Pilastern weist je vier Fensterachsen mit geohrten Rahmungen auf. Rahmungen, Gesimse und Pilaster sind aus rotem Sandstein gefertigt und gliedern so die verputzte Fassade. Der Eingang zum Ladengeschäft an der abgeschrägten Ecke ist überdacht durch einen von geschwungenen Konsolen getragenen Balkon, welcher heute ein Eisengeländer statt eines Sandsteingeländers besitzt. Die Eckachse ist mit einem Auszug mit Voluten, geschwungenem Giebel und Ochsenaugenfenster betont. Der ursprüngliche Obeliskenaufsatz fehlt. Unterhalb des Fensters deutet eine Konsole auf den vormaligen Standort einer Madonnenfigur, die heute an einem Pilaster der Fassade angebracht ist. Das Gebäude erlitt im Krieg Schäden an Dach, Wänden, Türen und Fenstern. Kleinere Umbauten betrafen das Erdgeschoss.

Sandgasse 58

1899 baute der Bauunternehmer Caspar Schmelzer einen dreigeschossigen traufständigen Backsteinbau als Wohn- und Geschäftshaus mit zwei Läden, jeweils mit einem Schaufenster und einem Ladeneingang sowie einer Durchfahrt zum Hof auf der Seite zu Haus Nr. 56. Die dreiachsige Fassade ist durch Gesimse und Rahmungen aus rotem Mainsandstein gegliedert, die Mittelachse mit gekuppelten Fenstern betont. Alle Fenster haben profilierte Sandsteingewände, gerade Verdachungen und dekorative Entlastungsbögen, die des 1. Obergeschosses aber zusätzlich plastisch gestaltete Brüstungsfelder. Eine horizontale Gliederung wird durch verbindende Friese in Brüstungs- und Sturzhöhe erreicht. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude Schäden durch Luftdruck. 1965 hat man die Hofeinfahrt verschlossen und zwei moderne Läden im Erdgeschoss eingebaut.

Sandgasse 60

Baumeister Caspar Schmelzer errichtete 1904 den Wohn- und Geschäftshausbau auf dem Eckgrundstück Sandgasse/Betgasse, in dem 1905 der Sattler und Tapezierer Michael Berghof ein Möbelgeschäft eröffnete. 1910 kam ein Rückgebäude als Halle mit Trockenspeicher (abgegangen) hinzu. 1944 beschädigten Luftdruck und Artillerie das Dach des Vorderhauses; Schaufenster und Türen der Läden wurden beschädigt und das Rückgebäude zerstört. Mit dem Einrichten der Marien-Apotheke wurde 1959 die Gebäudekante im Bereich des Erdgeschosses mit Natursteinplatten verkleidet. Im Frühjahr 1984 wurde das Rückgebäude an der Betgasse abgebrochen. Die Fassadengestaltung des dreigeschossigen Eckhauses ist dem von Haus Nr. 58, das wenige Jahre zuvor vom selben Baumeister errichtet worden war, sehr ähnlich. Das Gebäude steht mit nur zwei Fensterachsen zur Sandgasse und mit acht Achsen entlang der Betgasse. Die Gebäudekante ist abgeschrägt und in den Obergeschossen mit einem Erker versehen, der im Dachbereich turmartig endet und mit einem steilen Walmdach abschließt. Die Achse mit dem Erker sowie die beiden flankierenden Achsen sind aus Quadermauerwerk aus rotem Sandstein, ebenso die fassadengliedernden Elemente wie Gesimse und Gewände. In der letzten Achse zu Betgasse 2 befindet sich eine Durchfahrt mit dem Eingang zu den Wohnungen, darüber ein zweiter Erker, dessen steiles Dach nach dem Krieg nicht wieder rekonstruiert wurde. Das Gebäude bildet mit seiner typischen gründerzeitlichen Architektur mit neugotischen Formen einen wichtigen städtebaulichen Eckpunkt am Ausgang der Sandgasse.

Quelle:

Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 116-121.

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