Skip to content

Josef-Dinges-Straße (2024 umbenannt in Hilde-Catz-Straße)

Mit Beschluss des Stadtrates vom 10. Juni 2024 wird die Josef Dinges-Straße nach Hilde Catz neu benannt.

Hilde Catz, geb. Mayer (1924 – 2014)

Emigrierte Aschaffenburger Jüdin, wichtig für die Aschaffenburger Gedenkarbeit

* 02.08.1924 in Aschaffenburg

† 16.06.2014 in Santa Rosa (Kalifornien, USA)

Hilde Catz wurde am 2. August 1924 als Hilde Rosa Mayer in eine traditionell jüdisch-orthodoxe Familie in Aschaffenburg geboren, als jüngste von vier Töchtern. Ihr Vater Jakob war als Kind mit seiner Familie nach Aschaffenburg gezogen und im Kontext der Kleiderindustrie tätig. Hilde besuchte die Maria-Ward-Schule, erlebte nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Diskriminierungen sowie die Novemberpogrome 1938 in Aschaffenburg und floh im Juni 1939 mit einem Kindertransport nach England, gemeinsam mit ihrer zweieinhalb Jahre älteren Schwester. Auch ihre beiden ältesten Schwestern haben Deutschland verlassen; ihre Eltern blieben in Aschaffenburg (Deportation 1942, Stolpersteine Friedrichstraße 11). Ein Jahr verbrachte Hilde in Coventry, bevor sie in London mit Hilfe der Jewish Refugee Agency zur Kinderkrankenschwester ausgebildet wurde. In der Nachkriegszeit betreute sie jüdische Waisenkinder aus Theresienstadt, die in England Zuflucht gefunden hatten („Kinder von Bulldogs Bank“).

1949 folgte Hilde ihrer Schwester in die USA, zunächst nach Chicago, dann nach San Francisco, wo sie ihren Mann Tovi Catz kennenlernte, mit dem sie ihre Familie gründete. In Santa Rosa, Kalifornien, fand sie eine neue Heimat. Sie studierte Political Sciences, engagierte sich in der Lokalpolitik, arbeitete bei einer Zeitung und unterrichtete Englisch als Fremdsprache.

1978 gelangte Hilde Catz zum ersten Mal wieder in ihre Heimatstadt: Sie folgte der Einladung der Stadt Aschaffenburg im Rahmen des Gedenkens an die Novemberpogrome 1938, ausgesprochen an Jüdinnen und Juden, die einst hier lebten. Zahlreiche weitere Besuche sollten folgen. Hilde Catz erwies sich als kritische Beobachterin sowie als eine treibende Kraft hinsichtlich der Erinnerungskultur in Aschaffenburg an jüdisches Leben und den Holocaust. Ihre Erfahrungen, nicht zuletzt als Besucherin eines Prozesses gegen ehemalige Täter des NS-Regimes in Aschaffenburg, flossen in ihre Doktorarbeit ein. In den USA berichtete sie als Überlebende an Schulen, und auch in Aschaffenburg war sie als Zeitzeugin gefragt. Hilde Catz starb am 16. Juni 2014 im Alter von 89 Jahren in Santa Rosa.

 

2003 war die Straße nach Josef Dinges benannt worden (bis 2024)
* 28.12.1906 in Wernborn (heute Usingen) † 20.11.1969 in Aschaffenburg

Kleiderfabrikant

Josef Dinges wurde 1906 in Wernborn geboren. Der gelernte Schneider und Zuschneider kam um 1926 nach Aschaffenburg und gründete 1933 eine Kleiderfabrik mit 12 Angestellten.
Josef Dinges war Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) sowie der Deutschen Arbeitsfront (DAF). Im Juli 1940 beantragte er die Mitgliedschaft in der NSDAP und wurde zum 1. Oktober 1940 als deren Mitglied geführt. Von Ende 1940 bis 1944 arbeitete Josef Dinges als Textilsachbearbeiter beim Auftragsüberwachungsbüro im „Getto Litzmannstadt“ (Lodz) für die dortige deutsche Gettoverwaltung. Diese Tätigkeit hatte er im Zuge des Entnazifizierungsprozesses allerdings zunächst nicht erwähnt.
Nach der Auflösung des Gettos Litzmannstadt im Sommer 1944 diente Josef Dinges als Soldat der Wehrmacht und geriet in russische Gefangenschaft. Zurück in Aschaffenburg betrieb er wieder eine Kleiderfabrik. Josef Dinges wurde von der Spruchkammer Aschaffenburg-Stadt auf Grund seiner Mitgliedschaften in NSV, DAF und NSDAP als „Mitläufer“ eingereiht. Er starb 1969 in Aschaffenburg.

Zum Dossier über Josef Dinges

Kommentare

  1. Zur vorgeschlagenen Neubenennung der Josef-Dinges-Straße empfehle ich als Namensgeberin die verstorbene Arme Schulschwester Otfrieda Treffler, die über 40 Jahre als Kindergärtnerin und Oberin in Schweinheim gewirkt hat. Die heutige Josef-Dinges-Straße sollte künftig Schwester-Otfrieda-Straße oder kurz Otfriedastraße genannt werden.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert