Die nördlich der Altstadt gelegene Elisenstraße beginnt am Bahnhof als Verlängerung der Ludwigstraße und mündet in die Goldbacher Straße. Sie wurde nach der Frau des Generaldirektors der Buntpapierfabrik Philipp Dessauer (1837–1900 in Aschaffenburg), Elise Dessauer, benannt. Ihr Mann hat den Bau der Straße veranlasst und war Bauherr der ersten in dieser Straße errichteten Gebäude, zumeist mehrgeschossige Wohnhäuser mit gewerblicher Nutzung in den Rückgebäuden.
Elisenstraße 7/9
Das breite, dreigeschossige Wohnhaus mit Walmdach wurde mit einer Doppelfassade im spätklassizistischen Stil 1869 errichtet. Beide Fassadenhälften verfügen über drei Fensterachsen. Die mittlere springt als Risalit leicht vor, hier sind je drei Fenster zu einer Gruppe zusammengefasst, die im Erdgeschoss und im 2. Obergeschoss gestaffelt sind. Im 1. Obergeschoss sind sie zu einem rundbogigen Triforium ausgebildet. Zwischen den Geschossen verläuft über die gesamte Fassadenbreite ein profiliertes Geschossgesims. Bei Haus Nr. 7 ist das spätklassizistische Dekor noch stärker ausgebildet. Die Erdgeschossfenster haben Brüstungsfelder und unter der Traufe verläuft ein Konsolgesims.
Elisenstraße 30
Das Verwaltungsgebäude der Bundesbahn, ein dreigeschossiger Walmdachbau, steht als Einzelgebäude mit seitlichem Abstand traufständig, etwas von der Straße zurückversetzt in der Elisenstraße. Das Gebäude mit flachem Walmdach wurde aus gelben und roten Sandsteinquadern errichtet und ist unverputzt. Die unterschiedlich farbigen Sandsteine wurden bewusst zur Fassadengestaltung eingesetzt. Lisenen, Gesimse und Fensterrahmungen aus rotem Sandstein heben sich dekorativ vom hellen aufgehenden Mauerwerk ab. Die streng gegliederte, symmetrische Straßenfassade ist sieben Achsen breit. Der portalartige Haupteingang und das profilierte Fenster im 1. Stock betonen die Mittelachse. Die beiden seitlichen Achsen haben gekuppelte Fenster und sind durch gering vorspringende Lisenen risalitartig hervorgehoben. Im 1. Obergeschoss stehen die Fenster auf einem umlaufenden Gesims auf. Alle Fenstergewände tragen gerade Verdachungen. Unter der Traufe verläuft ein Konsolgesims. Die Binnengliederung ist zweihüftig, d. h. in der Mitte des Gebäudes verläuft ein Gang in Firstrichtung, von dem aus rechts und links die Räume erschlossen sind. Dem Eingang gegenüber liegt auf der Nordseite das Treppenhaus. Auf der Rückseite des Gebäudes befinden sich zwei weitere Eingänge, von denen einer in den Keller und der andere direkt zum Treppenhaus führt. Das als Bahnmeisterei genutzte Gebäude wurde 1900 von der kgl. Eisenbahndirektion Würzburg als Wohngebäude für Bedienstete errichtet. Es entstand damit in etwa in der Zeit, als in Aschaffenburg u. a. das Finanzamt am Schloßplatz, das alte Justizgebäude in der Erthalstraße und das Bezirksamt in der Luitpoldstraße gebaut wurden. Von den genannten Beispielen ist die ehem. Bahnmeisterei das einzige, welches äußerlich unverändert erhalten geblieben ist.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 38.