Spessart und Spessarträuber – diese Wörter gehören zusammen. Obwohl die Strafverfolgung vom Erzbistum Mainz ab 1770 verschärft worden war, trieben die Spessarträuber auch danach noch ihr Unwesen. Die Verbrecher hatten dabei mit intensiven Fahndungsaktionen zu rechnen. Ein Beispiel eines eindrucksvollen Postkutschenraubs geht aus den Akten des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg hervor.
Methodisch durchdacht und sehr aufwändig war der Überfall auf die Postkutsche am 13. November 1787 zwischen Esselbach und Rohrbrunn. Sechs Räuber, darunter Sebastian und Jakob Heidelmaier aus Aufenau, stoppten den Wagen. Diese Stelle war zuvor für diese Zwecke ausgekundschaftet worden. Als die Kutsche ankam, rissen die Räuber den Postillion vom Pferd und zündeten „Rauchbomben“. Diese bestanden aus auf Pistolenmündungen gebundene Säckchen mit Schwarzpulver, die bei einem Schuss explodierten.
Ein Mitglied der Räuberbande, Johann Bopp, genannt Klemm, der sich vor den Wagenschlag stellte, trug eine Maske und eine „kugelsichere Weste“, ein aus mehreren Eisenplatten bestehender beweglicher Brustpanzer.
Die von Blitz, Knall, Rauch und Prügelschlägen betäubten und geblendeten Reisenden taumelten aus der Kutsche und wurden, wie auch der Postillion, gefesselt, ein Engländer wurde bewusstlos geschlagen. Die Räuber erbeuteten insgesamt 5000 Gulden.
Matthias Klotz
Quelle: Herbert Bald / Rüdiger Kuhn: Die Spessarträuber. Legende und Wirklichkeit, 2. Auflage, Würzburg 1991
Bildquelle:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Handschrift über Spessarträuber (Sammlung Stadelmann, 3299)
Johann Klemms eiserne Rüstung bei dem Postwagenraube im Spessart den 13.ten November 1787: Protocollum speciale des Inquisitors Joann Georg Bauer, Aschaffenburg 1787, Landeskundliche Bibliothek, Sf 19 extra.