Aschaffenburg Anfang der 1960er Jahre: Es gab eine Mainbrücke – die Willigisbrücke – die aber dem stetig wachsenden Straßenverkehr nicht mehr gewachsen war. Staus waren die Folge. Deshalb wurde schon ab Mitte der 1950er Jahre eine neue Mainbrücke geplant. Diese Brücke sollte ein Teil des Ringstraßenprojekts werden, das zu dieser Zeit geplant wurde – und mit der Eröffnung der Bahnparallele vor einigen Jahren vollständig umgesetzt ist!
Bereits 1957 konnten die Stadträte im Rathaus ein Modell der „Untermainbrücke“ besichtigen. Der Stand im Jahr 1956 war, dass sie 1960 fertig werden sollte. Im Herbst 1959 war die Fertigstellung der Brücke für 1962 anvisiert. Ganz so schnell ging es dann aber doch nicht. Die Genehmigung erfolgte im September 1960, der Beginn der Bauarbeiten war am 10. Juli 1961. Zum Richtfest kam der damalige Innenminister Heinrich Juncker (1911-1993), der von 1962 bis 1966 bayerischer Innenminister war.
Zum Brückenbau mussten 1961 die Häuser Hanauer Straße 47, 47a und 47b und das Gasthaus „Zum Felsenkeller“ abgerissen werden. Im November 1963 wurde schon die Mitte der Brücke geschlossen.
Insgesamt kostete der Brückenbau 8 Millionen DM, davon musste die Stadt Aschaffenburg 400.000 DM (7,5%) beisteuern, was in einem Nachtragshaushaltsplan beschlossen wurde. Die Brücke hat eine Gesamtlänge von 391 Meter (mit Vorlandebrücken), war ursprünglich 14,50 Meter breit und sollte die B 8 (im Norden aus Richtung Hanau kommend) direkt mit der B 26 (Weiterführung in Richtung Darmstadt) verbinden.
Zum Volksfest im Juni 1965 wurde die Brücke kurzfristig für den Verkehr geöffnet, endgültig wurde sie am 6. November 1965 für den Verkehr freigegeben. Der „Steinerne Fischer“ wurde Anfang Juli 1965 aufgestellt. Er steht am Leiderer Stadtweg. Künstler war Karl Hornung aus Bergtheim (Kreis Würzburg). 1966 wurden die „Leiderer Ohren“ gebaut, sie konnten im Mai und Juli 1966 für den Verkehr freigegeben werden. Die Brücke hatte – wie beabsichtigt – einen wesentlichen Anteil an der Entlastung der Innenstadt.
Die Benennung der Brücke erfolgte erst um 1969. Namensgeber war Friedrich Ebert (1871-1925), von 1919 bis 1925 der erste deutsche Reichspräsident. 1980 wurden die in der Mitte des Gehsteigs stehenden Lichtmasten versetzt, sodass Radwege angelegt werden konnten.
Der heutige vierspurige Ausbau war schon ab 1986 in der Planung. Baubeginn war aber erst am 16. Juni 2006. Am Dienstag, dem 5. Juni 2007, lud Oberbürgermeister Klaus Herzog zum „Einschwimmen und Einheben des Mittelstücks der Ebertbrücke“ ein. Die offizielle Freigabe für den Verkehr erfolgte am 11. Dezember 2008. Die erweiterte Ebertbrücke war damit dem Verkehrsaufkommen von 43.000 Autos pro Tag gewachsen. Auch der Lärmschutzwall war neu.
Damit gab es einen alten und einen neuen Teil der Ebertbrücke. Die alte (südliche) Brücke wurde ab dem 13. März 2010 saniert. Sie war 1 ¼ Jahre gesperrt, und der Verkehr musste komplett auf die neue (nördliche) Brücke verlegt werden. Am Mittwoch, dem 3. August 2011, konnte die alte Brücke wieder für den Verkehr freigegeben werden. Insgesamt kostete die Sanierung 8 Millionen €.
Die Verantwortlichen im Staatlichen Bauamt Aschaffenburg tun alles, um die Brücke auf dem neuesten Stand der Technik zu halten: Von 2017 bis 2019 wurde die Brücke an der Südseite verstärkt, um gegen Schiffsunfälle besser gewappnet zu sein. Insgesamt kostete diese Maßnahme 3,3 Millionen Euro.
Heute ist die Ebertbrücke ein fester Bestandteil des Rings um Aschaffenburg, ohne den die Stadt schon längst den Verkehrskollaps erlitten hätte. Die Politiker und das Staatliche Bauamt haben aber stets vorausschauend geplant, sodass die Ebertbrücke mittlerweile seit 58 Jahren ihren Zweck erfüllt.
Quellen:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, ZAS 3175
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Junker_(Politiker,_1911)
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Ebert
Fotos:
Foto von 1966: Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Fotsammlung Josef Diepold
3 Fotos vom „Steinernen Fischer“: Matthias Klotz, fotografiert am 27. Juni 2023
Die Beleuchtung der Ebertbrücke zeichnet sich durch wechselnde Lichtfarben aus.