Am 17. April 1958 wurde dem Ansuchen der aus dem Sudetenland vertriebenen Graslitzer stattgegeben und der Stadtrat von Aschaffenburg beschloss einstimmig die Patenschaft für Graslitz (heute: Kraslice, Egerland/Tschechien) zu übernehmen. In einer Feierstunde übergab der Aschaffenburger Oberbürgermeister Dr. Vinzenz Schwind die Patenschaftsurkunde an den Graslitzer Altbürgermeister Karl Fuchs. Damit war die Patenschaft besiegelt. – Die Urkunde zur Übernahme der Patenschaft mit Graslitz vom 17. Oktober 1958, eine Dankurkunde des Bayerischen Ministerpräsidenten für vorbildliche Patenschaft vom 7. März 2003 sowie die Geschichte der Patenschaft „45 Jahre Heimatverband der Graslitzer – 45 Jahre Patenschaft Aschaffenburg-Graslitz“ vom September 2003 befinden sich heute im Stadt- und Stiftsarchiv in Aschaffenburg.
Am 18. November 1958 wurde in der „Bavaria-Gaststätte“ in Aschaffenburg der Heimatverband der Graslitzer e. V. mit Sitz in Aschaffenburg gegründet. Die Landsleute wählten Emil Kolb zum 1. Vorsitzenden. Erfolgreich führte dieser als „Anwalt der Heimat“ den Verband. Aufgabe des Vereins war u. a. die Pflege und Erhaltung des heimatlichen Kulturgutes, die Wahrung der sozialen und kulturellen Belange der früheren Bewohner von Stadt und Landkreis Graslitz und ihrer Nachkommen unter besonderer Betonung des Heimatrechts sowie die Pflege der Patenschaft mit der Stadt Aschaffenburg.
Nach dem Tod von Emil Kolb am 24. April 2001 folgten in kurzen Amtszeiten mehrere Vorsitzende und Stellvertreter. Vom 11. Juli 2009 an bis Jahresende 2018 vertraten Dipl.-Kfm. Horst Hammerl als 1. Vorsitzender und Dipl.-Finanzwirt Franz Köhler als dessen Stellvertreter die Interessen des Heimatverbandes. Beide bekleideten ihre Ämter bis zur Auflösung des Verbandes, welche durch die Mitgliederversammlung beschlossen wurde.
Beim 9. Heimatkreistreffen am 18. September 1976 konnte der Oberbürgermeister Dr. Willi Reiland der Bitte des Heimatverbandes entsprechen und den Graslitzer Gedenk- und Erinnerungsraum im Schönborner Hof offiziell eröffnen.
Hier wurde die Geschichte der Stadt Graslitz und Herrschaft, der Nachweis ihrer deutschen Existenz mit Hilfe von Urkunden, Büchern als Quellen, Gemälden, Fotografien und Nachbildungen von Gebäuden wie Kirchen, Denkmälern, dem Modellrelief der eingeebneten Ortschaft Markhausen bei Graslitz, gefertigt von Josef Bauerfeind, Bürgstadt; Bilder großer Persönlichkeiten von einst, wie Richard Ritter von Dotzauer (Kaufmann, „Vater des Erzgebirges“), Dellinger Rudolf (Komponist) und Franz Keil (Geoplastiker, Kartograph und Alpinist) repräsentiert. Eine bedeutende Anzahl von Werken des Malers und Zeichners Franz Gruss, Gemälde von Fritz Schiffner (Graslitz), welcher in Stockstadt am Main wohnte und wirkte, sowie weiterer Künstler waren hier zu finden.
Graslitz – die klingende Stadt, bekannt für ihren Musikinstrumentenbau, wurde durch zahlreiche Holz- und Blechblasinstrumente, Fachliteratur und Fotos präsentiert. Textilien, Klöppelspitzen und mehr aus der Stickereistadt waren ebenfalls begehrt. Spitzen und Deckchen, bestickte Tischdecken und Weißstickerei zeugten von der Qualität. Die „Klöppel-Christl“ – in Heinrichsgrüner Tracht – vor ihrem „Klöppelsack“ mit aufgelegtem Muster stellte anschaulich das traditionelle Handwerk dar. Auch das Pfeifenmacherhandwerk wurde nicht vergessen.
Mit außergewöhnlichen Exponaten – wie der Totenmaske oder dem Gipsabdruck der linken Hand – wurde dem 1889 in Graslitz geborenen und 1955 in Münster verstorbenen Musiklehrer, Dirigenten und Komponisten Franz Ludwig gedacht. Paula Gräfin Rességuier, Münster/Westf., schenkte dem Heimatverband aus dem Nachlass des Musikers dessen schöne handgeschnitzte Erzgebirgskrippe.
Auch die schreibende Zunft mit ihren vielfältigen Werken war vertreten; hier einige Beispiele: Ernst Braun (Schwaderbach/Aschaffenburg) u. a. mit „Damals – Ein Fremder in Aschaffenburg – 50 Jahre danach“, Herta Huber aus Schönbach, Kreis Eger (Immenstadt/Allgäu) mit „Fröiher u heint“ – Egerländer Mundartgeschichten, Zita Ladwig (Rothau, Krs. Graslitz / Waldkraiburg) mit „Gedichtla und Gschichtla in der Mutterspråuch“ oder Josef Moder (Graslitz/Kleinostheim) mit „Una Graslitz“ Mundartgedichte. An den Volkssänger und Dichter des Erzgebirges, Anton Günther wurde mit Liedpostkarten, Fotografien verschiedener Denkmäler; Büchern und der von Konrad Dehn (Eibenberg) gestalteten Büste erinnert.
Werke des Graslitzer Kunstschnitzers Gustav Meinl (Hausname Peter Andreas) wie „die böhmischen Musikanten“ waren ebenso zu finden wie Holz- und Schnitzarbeiten des Graslitzer Josef Fischer (Obernau, Hausname Seckerer Pep).
Die Exponate und Schriftstücke wurden an das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, die Museen der Stadt Aschaffenburg (Sachgebiet Stadtgeschichte), den Geschichtsverein Karlstein, in der Hauptsache aber an die Sudetendeutsche Stiftung München sowie das Bayerische Hauptstaatsarchiv (Sudetendeutsches Archiv, München) verteilt.
Die Graslitzer Gedenk- und Erinnerungsräume in Aschaffenburg wurden im März 2021 aufgelöst. Die Ausstellungs- und Schriftstücke werden in Zukunft in München im neuen Sudetendeutschen Museum und im Bayerischen Hauptstaatsarchiv verwahrt: https://stadtarchiv-aschaffenburg.de/aufloesung-der-graslitzer-gedenk-und-erinnerungsraeume-in-aschaffenburg-sudetendeutsche-sammlung-wird-dauerhaft-in-muenchen-verwahrt?fbclid=IwAR0JQuih5B68E_9XxkVURIbiqEHZjoFmXWmqgSJeQfLSSfco6C-rmKEho4g
Grobe Gliederung der Ausstellung
Erster Weltkrieg
Alt-Graslitz bis 1914
Sudetenkrise 1938
Präsentation der Stadt und des Kreises Graslitz
Schwaderbach / Silberbach / Eibenberg – Grünberg / Markhausen / Frankenhammer / Schönau / Kirchberg – Stein – Ursprung / Heinrichsgrün
Vertreibung aus der Heimat 1945/1946
Egerland / Sudetenland / Erzgebirge
Kulturelles Leben
Künstler, Persönlichkeiten
Musikinstrumentenindustrie
Gemälde, Zeichnungen
Bilder aus der Heimat
Bücher, Schriften etc.
Patenschaft Stadt Aschaffenburg
Text: Christine Uschek
Guten Tag, sehr geehrte Damen und Herren,
gesucht wird eine Frau Christina / Christine Uschek, die im Jahr 2014 über eine Facebook Nachricht im Auftrag von einer Frau Anna Elisabeth Weinreich, geb. Kunzmann, nach ihren Vater Roland Kunzmann *4.2.1939 in Graslitz gesucht hat. Diese Suche ist erst vor kurzen auf Umwegen bei uns angekommen.
Frau Uschek wird auch in der digitalen Zeitschrift „Der Grenzgänger“ im Jahr 2016 erwähnt, der von Ulli Möckel herausgegeben wird.
Meine Frage: ist das noch aktuell oder hat sich das im Laufe der Jahre erledigt? Der Hintergrund ist, das wir auf den Spuren der „Kunzmänner aus Böhmen“ bzw. Erzgebirge sind. Auf unserer Homepage https://kunzmann.family/ finden Sie weitere Details über uns. Auch würden wir gerne mehr erfahren von wo Frau Anna Elisabeth Weinrich die Suche gestartet hat.
Mit großen Interesse sehen wir Ihrer Antwort entgegen – vielen Dank.
Beste Grüße
Hubert Kunzmann, Rhönstr. 9, 65597 Hünfelden-Dauborn bei Limburg/Lahn
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