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Der Besuch des bayerischen Königs Ludwigs I. und seiner Familie in Aschaffenburg 1840 (Teil 2)

Seit dem 20. Mai 1840 hielt sich der Bayerische König Ludwig I. mit seiner Familie in Aschaffenburg auf und hatte ein Programm mit offiziellen und weniger offiziellen Terminen.

Am 10. Juli, morgens um 5 Uhr, reiste der König über Laufach und Lohr nach Bad Brückenau. Er wurde erst Mitte August wieder zurückerwartet.[1] Der Kronprinz Maximilian reiste ihm nach und kehrte am 15. Juli wieder zurück, er kam morgens um 5.30 Uhr wieder in Aschaffenburg an.[2] Am 24. Juli fuhr er wieder nach Brückenau und kehrte in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli wieder zurück.[3]

Die anderen Mitglieder der königlichen Familie waren in dieser Zeit nicht untätig: Am 20. Juli reiste die Königin mit sämtlichen Prinzen und Prinzessinnen nach Frankfurt und unternahm eine Spazierfahrt mit der Taunuseisenbahn nach Mainz. Nachts um 2 Uhr kamen sie wieder in Aschaffenburg an.[4] Marie von Hessen und ihr Alexander [von Russland] besuchten am 22. Juli die Königin und reisten abends wieder ab.[5] Am 25. Juli trafen der Prinz Karl (1809-1877) und seine Ehefrau Elisabeth von Preußen (1815-1885, „Prinzessin Karl“) von Hessen ein, nach der Tafel reisten sie wieder zurück nach Darmstadt.[6]

Am 25./26. Juli nach Mitternacht traf der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar ein, nahm Quartier im „Bayerischen Hof“ und blieb zur Mittags- und Abendtafel der Königin, er reiste am 27. Juli früh um 9 Uhr nach Frankfurt weiter.[7] Ebenfalls am 26. Juli kamen die Herzogin von Leuchtenberg und Prinzessin Theodolinde vom Kurort (Bad) Ems und trafen hier ein, die Weiterfahrt nach München erfolgte am 27. Juli um 9 Uhr früh.[8] Am 27. Juli kam der Prinz Wilhelm von Hessen mit Frau und Kindern von Rumpenheim (bei Offenbach) nach Aschaffenburg, sie besuchten den Park Schönbusch, bevor sie wieder abreisten.[9] Am 29. Juli früh um 5 Uhr reiste Prinz Luitpold über Miltenberg nach München ab.[10]

Am 3. August 1840 fuhr der Kronprinz Maximilian um 7 Uhr, die Königin mit der restlichen Familie um 9.30 Uhr nach Darmstadt, um 22 Uhr kamen sie wieder zurück nach Aschaffenburg.[11] Der Kronprinz kehrte erst am 13. August in Begleitung seiner Schwester Mathilde nach Aschaffenburg zurück.[12]

Gegen Mitternacht von 12. auf den 13. August traf die Herzogin Paul (= Charlotte) von Württemberg (1787-1847, Schwester der Königin) in Aschaffenburg ein.[13]

Am 18. August hatte die Casino-Gesellschaft die königliche Familie zu einem Festball im Casino-Gebäude eingeladen. König Ludwig kam mit seiner Ehefrau Therese, dem Thronfolger Maximilian und der Prinzessin Adelgunde zum Ball. Der ganze Saal war mit Blumen geschmückt und im Brillantfeuer erstrahlten die Namenszüge des Königspaares. An diesem Abend war stürmisches und regnerisches Wetter, daher war es nicht ratsam, nach draußen zu gehen. Höhepunkt war eine Polonaise durch den Saal, an dem auch die Königsfamilie teilnahm.[14]

Am 19. August kam das königliche Infanterie-Regiment Wrede aus Landau/Pfalz hier an, um vom König und dem Kronprinzen im Schloss empfangen zu werden. Es wurde vom ehemaligen Stadtkommandanten Dr. Obrist Schmitz angeführt. Beim Zug durch Darmstadt einige Tage zuvor fuhr der hessische Erbgroßherzog Ludwig III. dem Regiment entgegen und ritt in bayerischer Uniform an der Spitze des Zuges.[15]

Das Regiment Wrede nahm sich in der Stadt und in den umliegenden Ortschaften ihr Quartier. Kurz vor 5 Uhr marschierte das hiesige Regiment „Zandt“ ebenfalls in Richtung Nürnberg aus. Das Offizierskorps hatte am Tag zuvor noch eine Abschiedsaudienz beim König.[16] Am Nachmittag des 20. August traf das Chevaulegersregiment Leiningen aus Zweibrücken/Pfalz in Aschaffenburg ein. Am 21. August zog es seinen Marsch über Hessenthal fort.[17]

Am 24. August kam die Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz mit dem Erbgroßherzog und Tochter von Rumpenheim nach Aschaffenburg. Sie fuhren in den Park Schönbusch, wo sie bis 19 Uhr blieben und dann nach Rumpenheim zurückfuhren. Zur gleichen Zeit kamen der hessische Erbgroßherzog Ludwig III. und seine Ehefrau Mathilde in Aschaffenburg an. Ludwig III. reiste am nächsten Morgen wieder ab, Mathilde blieb aber, denn am nächsten Tag wurde das Namensfest von König Ludwig gefeiert.[18]

In der Stadt war bekannt, dass die königliche Familie am Geburts- und Namenstag des Königs nicht in der Stadt war. Daher entschied man sich für eine beleuchtete Wasserfahrt auf dem Main am Tag zuvor. Den Vorabend verbrachte die königliche Familie im Park Schönbusch. Als Anlegestelle hatte man wieder das Anwesen des Kämmerers, Distriktsinspektors und Obristleutnants der Landwehr Freiherr von Mergenbaum ausgewählt: Den Nilkheimer Hof. Die königliche Familie war wieder zu Besuch beim Freiherrn von Mergenbaum, „woselbst die königliche Familie öfter und gerne zu verweilen pflegt“.[19]

Bald wurde das Schiff von größeren und kleineren Schiffen eskortiert. Um 9 Uhr erreichte das Schiff das Ziel. Die Mainseite der Stadt überstrahlte in herrlicher Beleuchtung den Main. Längs der Mainbrücke war an den mittleren sechs Brückenpfeilern in Brillantfeuer der Name LUDWIG geschrieben. Um 11 Uhr kehrte die königliche Familie vorbei am schön illuminierten Hauptzollamt zurück in das Schloss.

Am nächsten Morgen wurde das Namens- und Geburtstagsfest mit einem Te Deum in der Stiftskirche gefeiert, in der protestantischen Kirche gab es einen Dankgottesdienst und in der Synagoge fand eine gottesdienstliche Feier statt. Verschiedene Gebäude, zum Beispiel die Kippenburg, waren illuminiert, öfters wurden bengalische Feuer abgebrannt.[20]

Mittags um 13 Uhr fuhr die königliche Familie zu dem vier Stunden entfernten Hahnenkamm, von wo aus man auf neun Staaten schauen konnte. „Die Einwohner erschienen in unzähliger Menge“. Es sollen 10 – 12.000 Personen gewesen sein. Auf dem Weg wurden ihnen in allen Ortschaften, die sie durchfuhren, Huldigungen zuteil, wie zum Beispiel in Damm durch den Forstmeister und Fabrikbesitzer Dr. Müller. Auf dem 437 Meter hohen Hahnenkamm war ein Festzelt aufgebaut, wo zum 54. Geburtstag von König Ludwig ein Fest stattfand. Als Erinnerung an dieses einmalige Ereignis – ein Königsbesuch auf dem Hahnenkamm! – 1880 wurde dort in sechs Monaten der Hahnenkammturm erbaut. Er erhielt am 7. September 1880 den Namen „Ludwigsturm“.[21]

Den Rückweg traten Ludwig und sein Gefolge zu Fuß nach Kälberau an. Dort wartete die Kutsche und fuhr durch Alzenau. In Wasserlos ließ Ludwig kurz anhalten, um das „sinnig decorirte Tempelchen“ in Augenschein zu nehmen. Nachts um 1 Uhr[22] kam die königliche Familie nach Aschaffenburg zurück.[23]

Am 28. August fuhr die königliche Familie mit Mathilde nach Wilhelmsbad bei Hanau, wo sie die königliche Familie aus Rumpenheim trafen, sie kehrten abends wieder zurück. Nur der Kronprinz Maximilian reiste von Wilhelmsbad nach Frankfurt weiter, kam am 29. August wieder zurück und machte eine Jagdpartie im Spessart. Am Abend verließ er Aschaffenburg mit dem Ziel Nürnberg. Die Prinzessinnen Hildegard, Alexandra und der Prinz Adalbert reisten am 30. August nach Berchtesgaden ab.[24]

Am 1. September reiste Mathilde wieder nach Darmstadt zurück, ihre Eltern Ludwig und Therese begleiteten sie bis zur Landesgrenze.[25]

Am 4. September reiste die Prinzessin Paul von Württemberg wieder ab. Ludwig und Therese begleiteten sie ein Stück in Richtung Würzburg.[26]

Ebenfalls am 4. September fand eine Abschiedsaudienz für die königlichen Stellen und Behörden, den Stadtmagistrat, für die Pfarrgeistlichkeit, den Stadtkommandanten, die hier wohnenden pensionierten Linien-Offizieren und das Landwehroffizierscorps statt. Am 5. September fuhr der König um 9 Uhr über Esselbach nach Nürnberg. Zuvor wohnte er noch einer Jagd im Spessart bei. Bei der Ausfahrt hatte die Landwehrkavallerie das Ehrengeleit. Eine Abordnung des Stadtmagistrats und der Gemeindebevollmächtigten hatten sich an der Stadtgrenze postiert, wo Magistratsrat Dessauer eine Rede hielt. Die Königin Therese und Prinzessin Adelgunde verließen Aschaffenburg nachmittags um 13 Uhr.[27]

So endete wieder ein denkwürdiger Besuch der Königsfamilie in Aschaffenburg.

Anmerkungen:

[1] AZ 1840, Nr. 165, 10. Juli, S. 2-3. Zeitungsbericht über den Besuch Ludwigs I. In Lohr mit Gedicht: AZ 1840, Nr. 172, 18. Juli, S. 3-4.

[2] AZ 1840, Nr. 172, 18. Juli, S. 3-4 und Nr. 169, 15. Juli, S. 3-4.

[3] AZ 1840, Nr. 177, 24. Juli, S. 2 und AZ 1840, Nr. 179, 27. Juli, S. 2.

[4] AZ 1840, Nr. 174, 21. Juli, S. 3.

[5] AZ 1840, Nr. 177, 24. Juli, S. 2.

[6] AZ 1840, Nr. 179, 27. Juli, S. 2.

[7] AZ 1840, Nr. 179, 27. Juli, S. 2.

[8] AZ 1840, Nr. 179, 27. Juli, S. 2.

[9] AZ 1840, Nr. 180, 28. Juli, S. 2.

[10] AZ 1840, Nr. 181, 29. Juli, S. 2 und AZ 1840, Nr. 185, 3. August, S. 3.

[11] AZ 1840, Nr. 185, 3. August, S. 3, und AZ 1840, Nr. 186, 4. August, S. 3.

[12] AZ 1840, Nr. 194, 13. August, S. 2.

[13] AZ 1840, Nr. 194, 13. August, S. 2.

[14] AZ 1840, Nr. 199, 19. August, S. 1-2.

[15] AZ 1840, Nr. 200, 20. August, S. 2.

[16] AZ 1840, Nr. 200, 20. August, S. 2.

[17] AZ 1840, Nr. 201, 21. August, S. 2 und AZ 1840, Nr. 202, 22. August, S. 2. Zu weiteren Empfängen auf ihrem Marsch nach Nürnberg, besonders in Erlenbach / Main, siehe: AZ 1840, Nr. 204, 25. August, S. 2-3.

[18] AZ 1840, Nr. 204 (25. August), S. 2-3.

[19] AZ 1840, Nr. 205, 26. August, S. 1-2.

[20] AZ 1840, Nr. 205, 26. August, S. 1-2.

[21] Karl Höhne: Der Ludwigsturm auf dem Hahnenkamm, in: Unser Kahlgrund 10 (1965), S. 56-60, und Walter Scharwies: Vor 150 Jahren feierte König Ludwig I. seinen 54. Geburtstag auf dem Hahnenkamm, in: Unser Kahlgrund 36 (1991), S. 40-44.

[22] Hier ist dem Redakteur ein Fehler unterlaufen. Wenn die königliche Familie ab 13 Uhr vier Stunden braucht, um auf den Hahnenkamm zu kommen, ist es 17 Uhr. Also kann die Familie nicht um 21 Uhr schon wieder in Aschaffenburg gewesen sein. Es war bestimmt so, dass die Familie erst um 21 Uhr vom Hahnenkamm abgereist ist und gegen 1 Uhr nachts wieder zurück nach Aschaffenburg kam.

[23] AZ 1840, Nr. 205, 26. August, S. 2. Ausführlicher Bericht aus Alzenau: AZ 1840, Nr. 207, 28. August, S. 2-3.

[24] AZ 1840, Nr. 209, 31. August, S. 4.

[25] AZ 1840, Nr. 211, 2. September, S. 2.

[26] AZ 1840, Nr. 213, 4. September, S. 3.

[27] AZ 1840, Nr. 214, 5. September, S. 2.

Siehe auch:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_I._(Bayern)

Prinz Karl und Elisabeth von Hessen-Darmstadt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Hessen-Darmstadt

https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_von_Preu%C3%9Fen

Hahnenkamm und Hahnenkammturm bei Alzenau:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hahnenkamm_(Spessart)

Kommentare

  1. Die „Prinzessin Paul von Württemberg“ war doch sicher eine Pauline von Württemberg und dürfte damals so um die 30 gewesen sein.

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