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Cunibertstraße

Die nordwestlich der Altstadt gelegene Cunibertstraße verbindet seit 1905 die Hanauer Straße mit der Ziegelbergstraße. Sie ist benannt nach Carl August von Cunibert (1812–1883 in Aschaffenburg), dem Sohn des Appelationsgerichtsrats und Kammerherrn August Friedrich Freiherr von Cunibert aus Mainz (1764–1843) und seiner Ehefrau Anna-Maria aus Wien (1774–1848). Er war – wie sein Vater – Gerichts- und später Appelationsrat am Stadt- und Kreisgericht Aschaffenburg. Sein Wohnhaus befand sich in der Nähe der heutigen Cunibertstraße, in der Karlstraße neben dem Karlshof. Der unverheiratet und kinderlos verstorbene Cunibert ist der Begründer der Cunibert’schen Stiftung.

Cunibertstraße 4

1905 ließ sich der Kaufmann Georg Diel von Johann Scheuermann ein repräsentatives Wohnhaus in der neu angelegten Cunibertstraße errichten. Die zweigeschossige, traufständige Kleinvilla mit deutlich vortretendem Risalit erhebt sich auf einem hohen, rustizierten Sockelgeschoss. Das Obergeschoss ist mit zu Zweier- bzw. Dreiergruppen zusammengefassten Fenstern versehen, die mit roten Sandsteingewänden im Stil der deutschen Renaissance gerahmt sind. Darüber folgt ein Fachwerkkniestock. Das Gebäude ist mit einem Halbwalmdach abgeschlossen. Der Zugang befindet sich an der nördlichen Seite. Die Kleinvilla mit Anklängen des Schweizer Landhausstils ist eine der ersten, die in dem nach 1900 neu entstandenen, mit meist repräsentativen Wohnhäusern bebauten Gebiet südlich der Ausfallstraße nach Hanau errichtet wurden. Trotz starker Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg am Dach und den Zwischenwänden zeigt sich die Villa äußerlich – bis auf den Einbau einer Garage im Sockelbereich – in der bauzeitlichen Gestalt. Die ursprüngliche Einfriedung ist nur noch als Sockelmauer erhalten.

Cunibertstraße 6/8

Der Baumeister Johann Scheuermann plante und errichtete 1907 und 1908 das Doppelhaus Cunibertstraße 6 und 8 als Spekulationsobjekt, das er wenige Jahre nach Fertigstellung verkaufte. Das Doppelhaus steht als zweigeschossiger Baukörper traufständig mit Mansarddach etwa in der Mitte der Cunibertstraße. An der Hauptfassade treten zwei Risalite mit Erkern und Mansardgiebeln hervor. Rückwärtig ist jeweils ein Querflügel angebaut. Die Fenster haben unterschiedliche Formate und sind unregelmäßig auf der Fassade verteilt. Einige Fenster sind mit Sandsteingewänden in den Formen der deutschen Renaissance gerahmt. Der Zugang zu den Gebäuden erfolgt über einen Eingang mit Wetterdächlein an der jeweiligen Giebelseite. Zur Straße hin wird das Grundstück mit einer Einfriedung abgegrenzt, die die historistische Formensprache des gesamten Gebäudes aufnimmt. Die Fußgängerpforte ist zu einem Bogen ausgebildet. Zwischen den gemauerten Pfosten befanden sich hölzerne Zaunfelder, die im Laufe der Zeit durch eiserne ersetzt wurden. Beim Angriff auf die Stadt am 21. November 1944 wurde das Dach des Gebäudes durch Luftdruck abgedeckt, die Außenwände erlitten z.T. schwere Schäden. Das repräsentative Wohngebäude ist ein Zeuge der regen Bautätigkeit der Zeit um 1900 in Aschaffenburg, aber auch anschauliches Beispiel für die Formenvielfalt, in der der Wohnungsbau zu dieser Zeit umgesetzt wurde. Der vielgliedrige Baukörper nimmt Formen der deutschen Renaissance auf, kombiniert mit einer barocken Dachform und wenigen Gestaltungselementen der Reformstile. Trotz der schweren Beschädigungen durch den Krieg vermittelt er äußerlich einen fast bauzeitlichen Eindruck.

Quelle:

Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 25.

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