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Bismarckallee – Jagdhaus, Fasanerie und Park

Die seit 1915 nach dem ersten Reichskanzler des Deutschen Reiches Otto von Bismarck (1815–1898) benannte, im Osten von Aschaffenburg gelegene Straße zweigt von der Ludwigsallee ab und mündet am östlichen Ende der Fasanerie in der Schmerlenbacher Straße. Die in West-Ost-Richtung leicht ansteigende Ausfallstraße wird auf ihrer Nordseite von dem Landschaftspark Fasanerie begrenzt und ist nur auf ihrer Südseite mit Wohnhäusern gesäumt.

Bismarckallee 1 – Jägerhaus in der ehemaligen Fasanerie

Etwa in der Mitte der von zahlreichen Wegen durchzogenen Parkanlage befindet sich ein ehem. Ökonomiehof mit Restaurantbetrieb. Er wurde im Laufe der Zeit durch unterschiedliche Wirtschaftsgebäude erweitert und verändert. Das heute als Restaurant genutzte ehem. Wohnhaus des Fasanjägers entstand um 1780 nach Plänen von Emanuel Joseph von Herigoyen. Das zweigeschossige massive Gebäude erhebt sich mit drei zu zwei Achsen auf rechteckigem Grundriss und wird von einem Walmdach abgeschlossen. Ein umlaufendes Gurtgesims zwischen Erd- und Obergeschoss gliedert die Fassade. Ein zweites Gesims verläuft oberhalb der Fenster des Obergeschosses. Der Eingang befindet sich in der Mitte der drei symmetrischen Achsen der Hauptfassade. Über der Mittelachse sitzt im Dach eine breite Gaube mit profiliertem Giebeldreieck und drei kleinen Fenstern.

Bismarckallee 1/1 a/3/3 a/Fasaneriestraße 33 – Ehem. Fasanerie, Landschaftspark

Der im Osten der Stadt auf einer annähernd dreieckigen, leicht ansteigenden Fläche zwischen Österreicher Kolonie, Lufthofweg und Bismarckallee gelegene Landschaftspark, nach seiner einstigen Funktion „Fasanerie“ genannt, schließt sich an das Schöntal an. Die sog. Großmutterwiese stellt die Verbindung von beiden dar. Sie gehörte bis zum Bau der Bahnlinie nach Miltenberg 1875 zur Fasanerie dazu. Der Park ist mit über 60 ha nach dem Park Schönbusch der größte im Stadtgebiet. Seine Anlage geht auf den Kurfürsten Friedrich Carl Joseph von Erthal zurück, der ihn ab 1779 aus dem städtischen Bürger- und Studentenwäldchen schaffen ließ, um darin Fasane und anderes Wild zu hegen sowie in den Teichen Fische zu züchten. Ein Plan von Emanuel Joseph von Herigoyen wohl aus dem Jahr 1779 zeigt die gartenkünstlerische Umgestaltung einer großen Fläche der Fasanerie einschließlich des Godelsberges und eines Teils des Schmerlenbacher Waldes. Auf dem Plan sind sowohl geschlängelte Wege als auch gerade Schneisen zu erkennen. Umgesetzt wurde die Planung nur im westlichen Teil. Ein späterer Plan von 1789 zeigt nur noch den westlichen Teil, die heutige Fasanerie mit detaillierten Angaben zu den jeweiligen Einrichtungen und eingezeichneten Blickachsen. Die Schneisen sind nicht mehr eingezeichnet, der Waldbestand im südöstlichen Teil wurde erweitert und die kleinen Ententeiche hat man zu einem größeren See verbunden.

Bereits 1798 wurde die Fasanerie während der Revolutionskriege verwüstet. König Ludwig I. erklärte die seit Beginn des 19. Jh. verwilderte Anlage zum „öffentlichen Vergnügungsort“. Seit 1935 ist die Fasanerie wieder im Besitz der Stadt und wird vom Forstamt betreut. Einige sehr alte Bäume, wie einzeln stehende Eichen, fielen den Bomben des Zweiten Weltkrieges zum Opfer. Dennoch hat die Fasanerie mit einem Baumbestand von Nadelgehölzen und vor allem Laubhölzern wie Eiche und Hainbuche wieder den Charakter eines Parkwaldes und dient heute als Naherholungsgebiet für die umliegenden Wohngebiete.

Bismarckallee 5

Am südöstlichen Rand der Fasanerie steht das ehem. Jagdverwalterhaus, heute ein beliebtes Ausflugslokal. Der zweigeschossige Satteldachbau steht mit der Traufseite entlang der Bismarckallee. Auf der Straßenfassade sind die Fenster in fünf Achsen angeordnet, wobei die rechte einen deutlichen Abstand aufweist. Der Zugang befindet sich auf der straßenseitigen Traufseite. Im Grundstück steht noch das ehem. Zeughaus, welches zur Unterbringung von Jagdrequisiten errichtet wurde und heute zu einer Halle ergänzt ist. Der langgestreckte Bruchsteinbau ist eingeschossig und mit einem flachen Satteldach versehen. Beide Gebäude wurden von Emanuel Joseph von Herigoyen am Ende des 18. Jh. errichtet.

Bismarckallee 52

Das Mehrfamilienwohnhaus an der Ecke von Bismarckallee und Gneisenaustraße wurde nach Plänen von Alois Scheuermann für Georg Schanz 1909 errichtet. Der repräsentative Wohnhausbau erhebt sich zweigeschossig auf fast quadratischem Grundriss mit einem bossierten Sockel und wird von einem steilen Satteldach mit Krüppelwalm abgeschlossen. An der zur Gneisenaustraße gerichteten Ostfassade fügt sich ein übergiebeltes Treppenhaus mit rundbogigen Fensteröffnungen an, über welches das Gebäude seitlich erschlossen wird. Die Hauptseite zur Bismarckallee ist im Bereich des Erdgeschosses und des 1. Obergeschosses durch einen halbrunden Erker hervorgehoben. Zwei Loggien an der Hauptfassade unterstreichen den villenartigen Charakter des Baus. Die Fassaden sind verputzt. Die Fensterrahmen und Gliederungselemente bestehen aus rotem Sandstein. Die unterschiedlichen Fensterformate sind vom Grundriss im Innern mitbestimmt und unterschiedlich gerahmt, z.T. haben sie giebelartige Stürze. Die Rückseite des Gebäudes ist schlicht gehalten, die Fenster haben hier nur Sandsteinsohlbänke. Die bauzeitliche Einfriedungsmauer des Gebäudes ist erhalten.

Quelle:

Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 16-19.

Kommentare

  1. Die Fasanerie wurde wahrscheinlich nicht erst ab 1779 angelegt, sondern schon ein Jahr früher, ab 1778.

    So steht es jedenfalls bei Stiftsglöckner Franz Haus in: Chronik von der Stadt Aschaff3nburg, Aschaffenburg 1855 S. 8:

    „Anno 1778 ist der Stadtturm im Lehrgraben abgebrochen worden. Auch wurde in diesem Jahr die Fasanerie angelegt, desgleichen auch die Allee nach dem schönen Busch.“

    1. Die Fasanerie reichte ursprünglich mit ihrem Zaun bis an die heutige Deutsche Straße heran. Die Fläche zwischen der Österreicher Kolonie und dem Fasaneriewald wurde ab den 1930er Jahren als Kleingartenanlage genutzt.

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