Die in der Unterstadt gelegene Badergasse verbindet in ostwestlicher Richtung Herstallstraße und Roßmarkt miteinander. Sie fällt nach Westen leicht ab. Der Name der Gasse soll von den hier einst ansässigen Barbieren abgeleitet sein, die auch Badestuben unterhielten. Die früheste sichere Nennung einer Badstube in dieser Gasse stammt aus dem Jahr 1471. Neben den Badstuben gab es hier auch Tuchfärber, Gerber und Seifensieder. Diese waren wohl vor allem auf der Seite des Welzbaches, also auf der südlichen Seite zu finden. Zwischen Roßmarkt und der Einmündung der Riesengasse befanden sich seit dem 15. Jh. der Hof der Grafen von Rieneck und gegenüber wohl eine Gruppe kleinbürgerlicher Anwesen des 18. und 19. Jh. Der übrige Teil der Straße war laut Grimm um 1800 mit Scheunen, Werkstätten und Gärten besetzt. Noch heute zeigt die Badergasse keine einheitlich geschlossene Bebauung.
Badergasse 1
Mit einer bronzenen Gedenktafel erinnert die Stadt an den am 13. Januar 1819 in dem um 1825 errichteten Haus seines Vaters, des Seilermeisters Karl Hettinger, Badergasse 1 geborenen Franz Leonhard Hettinger. Der Theologe war eines von sieben Kindern der Familie Hettinger, von denen er als einziger das Gymnasium besuchte und anschließend in Würzburg Theologie studierte. Im Alter von 30 Jahren ging Hettinger nach Rom, wo er 1843 zum Priester geweiht wurde. Zurück in Franken arbeitete er als Kaplan, Subregens und lehrte als Professor in Würzburg. 1868 ging er erneut nach Rom und beteiligte sich dort an der Vorbereitung des Ersten Vatikanischen Konzils. Daraufhin bot ihm Papst Pius IX. eine Stelle als Kurienkardinal an, die er wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustandes ablehnte. Neben der Anbringung der Tafel ehrte die Stadt den Theologen mit der Ehrenbürgerwürde und benannte eine Straße nach dem erfolgreichen Sohn der Stadt.
Badergasse 7
Auf dem Grundstück befinden sich zwei Gebäude. Der zweigeschossige Walmdachbau war ursprünglich eine Scheune. 1806 kaufte der Weinwirt Adam Völker die mit der Scheune bebaute Fläche des Anwesens Badergasse 5 von Bäckermeister Heinrich Knecht und baute die Scheune unter Beibehaltung des Gewölbekellers und der Grundmauern zu einem Wohnhaus aus. Das Obergeschoss ist Fachwerk. Das gesamte Gebäude ist verputzt. Der St.-Elisabethenverein e.V., der zunächst sein Domizil in der Karlstraße 92 nahe der Kapuzinerkirche hatte, war seit 1893 Eigentümer des Anwesens. Der 1850 gegründete Verein hatte sich „die Betreuung und materielle Hilfeleistung für Kranke und Bedürftige“ der zu dieser Zeit ca. 6.000 Einwohner zählenden Stadt zum Ziel gesetzt. 1860 wurden in der Krankenpflege erfahrene Krankenschwestern der Niederbronner „Schwestern des Göttlichen Erlösers“ aus dem Elsass nach Aschaffenburg berufen. Demnach wurde das Haus seit Ende des 19. Jh. als ambulante Krankenschwesternstation genutzt. Aufgrund wachsender Aufgaben und zunehmendem Personal wurde 1912/13 auf dem Grundstück ein weiteres Gebäude errichtet, welches giebelständig zur Riesengasse steht. Die Pläne dazu zeichnete Johann Scheuermann. Die Giebelfassade des ansonsten schlichten Mansardwalmdachbaus ist mit Gliederungen aus Rotsandstein versehen. An der Traufseite befindet sich ein breiter Zwerchgiebel, in der Riesengasse eine rundbogige Toreinfahrt mit Fußgängerpforte. Im Verbindungsbau zwischen den beiden Gebäuden ist eine Kapelle untergebracht. Nachdem das Anwesen im Zweiten Weltkrieg durch Luftdruck und Artillerie beschädigt worden war, richtete man nach der Instandsetzung im Dachgeschoss Wohnungen für Flüchtlinge ein. Die Sozialstation der ambulanten Krankenpflege wurde von der Caritas weitergeführt. Die beiden Häuser in der Badergasse 7 werden für Verwaltung und Pflegeräume genutzt. In dem Anwesen hat sich einer der letzten innerstädtischen Gärten erhalten.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015. S. 12.