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Kirchstraße

Kath. Pfarrkirche St. Laurentius

Die kath. Pfarrkirche St. Laurentius in Leider wurde nach Plänen der Baumeister und Brüder Hans (1872–1952) und Christoph (1881–1961) Rummel aus Frankfurt am Main 1922/23 gemäß dem Wunsch des Seelsorgers und Expositus der 1919 eingerichteten Pfarrei Leider Friedrich Bruno Krane als Pfeilerbasilika mit Apsis und Säulenvorhalle nach dem Vorbild von San Paolo fuori le Mura vor den Mauern in Rom errichtet. Die feierliche Grundsteinlegung für den Kirchenneubau erfolgte am Ostermontag, 17. April 1922, die Weihe am 5. August 1923. Da der Bau des Gotteshauses in die Zeit der Inflation fiel, war er mit großen finanziellen Nöten verbunden und wurde weniger reich ausgeführt, als von den Architekten ursprünglich geplant. So sollte zum Beispiel der Turm eine achteckige Haube erhalten, wurde aber nur mit einem niedrigen Helm versehen. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche erste leichte Schäden beim Angriff am 21. November 1944. Schwerere Schäden entstanden am Morgen des 25. März 1945 durch eine Luftmine, die auf das Bahnhofsgelände abgeworfen worden war und Luftdruck Zerstörungen in weitem Umkreis verursachte. Das Dach der Kirche stürzte ein und riss die Decke herunter. Die schweren Schäden konnten schnell beseitigt werden, indem eine einfache Holzdecke statt des Tonnengewölbes eingezogen wurde. 1947 war die Kirche als Provisorium wieder nutzbar. Eine Generalüberholung war aufgrund von Materialfehlern, schlechter Qualität der während der Inflationszeit verwendeten Baustoffe sowie Resten von Kriegsschäden in den Jahren 1965–67 notwendig. Bereits 1976/77 wurde die Kirche erneut „totalrenoviert“. Dabei wurden das gesamte Bauwerk gesichert, abgenutzte Bauteile saniert, die Sakristei mit einem Nebenraum ausgebaut, der Innenraum restauriert und der Chorraum nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils umgestaltet. Das Langhaus mit dreiseitigem Chor im Osten und einem übergiebeltem Risalit mit Säulenvorhalle im Westen wird von einem hohen Walmdach dominiert. In der Mitte der südlichen Langhausseite ist der steinsichtige Glockenturm angefügt.

Die Fassade des Kirchenbaus besteht aus einem hohen Sockelbereich aus Rechteckquadern und glatt verputztem aufgehendem Mauerwerk. Unter der Traufe verläuft ein kräftiger Konsolfries. Die Seitenfassaden sind durch flache Lisenen gegliedert. Die Fenster sind jeweils durch zwei Steinsäulen in drei schmale Felder unterteilt. Der Zugang erfolgt über das Hauptportal an der Westseite und einen Seiteneingang an der Nordseite. Dieser ist mit zwei toskanischen Säulen, Architrav und Giebel hervorgehoben. Der Innenraum der dreischiffigen Basilika zeigt romanische Stilelemente. Das mittlere der drei Schiffe war ursprünglich mit einem Tonnengewölbe abgeschlossen. Die Seitenschiffe sind mit insgesamt zwölf Säulen – symbolisch für die zwölf Apostel – und Rundbögen vom Hauptschiff abgetrennt. Die Fenster liegen sehr hoch, darunter sind flache Rundbogennischen. Im Westen befindet sich eine Orgelempore mit darüberliegender runder Fensterrose. Die Apsis wird durch zwei doppelluchtige Fenster belichtet. Altar und Kreuzigungsgruppe in der Apsis wurden von dem Bildhauer Johann Josef Belz (1873–1957, Frankfurt am Main) geschaffen. Der Altaraufbau ist aus Kunstmarmor und zeigt das Letzte Abendmahl und Jesus mit den Emmausjüngern in Form zweier vergoldeter Gipsreliefs. 1977 fertigte Künstler Hermann Kröckel (1913–2000) Volksaltar, Ambo, Sedilien und Taufstein aus Muschelkalk. Die zwölf Bronzeleuchter befanden sich ursprünglich im Langhaus und wurden später in den Altarraum versetzt. Der einstige Taufstein steht heute im Eingangsbereich und wird als Weihwasserbecken genutzt. Der ebenfalls von Bildhauer Johann Josef Belz geschaffene Kreuzweg wurde 1930 von Bürgern gestiftet. Die Bilder der 14 Stationen bilden ein durchgehendes Band in den flachen Nischen der nördlichen Langhausseite. Die Figuren der früheren Seitenaltäre (Maria und Josef) wurden auf niedrigeren Sockeln in den Chorraum flankierenden Nischen aufgestellt. Die hölzerne Figur des Kirchenpatrons hl. Laurentius (um 1740) steht in einer Seitennische im südlichen Seitenschiff. Des Weiteren gibt es hier eine Figur des hl. Antonius. Im westlichen Teil der Kirche befinden sich eine Pietà und die Gedenktafeln mit den Namen der Kriegsgefallenen. Die Buntglasfenster der Nordseite mit Szenen aus dem Leben des hl. Laurentius wurden von den Aschaffenburger Künstlern Helmut Albert und Willibald Blum 1977 gefertigt. Sie sind nach dem Krieg modern erneuert worden; die der Südseite des Altarraums hat man bereits in den 1960er Jahren verglast.

Kirchstraße 16

Das Pfarrhaus der kath. Pfarrkirche St. Laurentius wurde von den Architekten Hans und Christoph Rummel aus Frankfurt am Main für die katholische Gemeinde St. Laurentius errichtet. Das Haus erhebt sich eingeschossig über einem hohen Sockel und schließt mit einem steilen Walmdach ab. Auf der zur Straße gerichteten Hauptfassade ist ein halbrunder Erker mit drei schmalen hochrechteckigen Fenstern angefügt, der in einem Balkon endet, welcher über ein großes Zwerchhaus im Dach zugänglich ist. Auf der Nordseite befindet sich der Eingang in einem eigens dafür vorgesehenen seitlichen Anbau. Das Gebäude ist verputzt, die Fenster mit Sockel sind mit einer schlichten Sandsteinrahmung versehen und sitzen auf einem umlaufenden Sandsteingesims auf. Die Fassade ist bis auf ein unter der Traufe verlaufendes Gesims ungegliedert.

Quelle:

Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 268-270.

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