Die Schwindstraße (bis 1978 Jahnstraße) liegt in dem östlich des Schöntals gelegenen Wohngebiet und verbindet in nordsüdlicher Richtung die Lindenallee mit der Würzburger Straße. Sie wurde 1898 angelegt und ist gekennzeichnet von einer Blockrandbebauung durch Mehrfamilienmietshäuser. Im Auftrag des örtlichen Turnvereins, der in der Straße seinen Turnplatz und seit 1904 auch die Turnhalle hatte, erhielt die Straße den Namen des Initiators der deutschen Turnbewegung Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852). 1978 wurde die Jahnstraße nach dem am 12. Mai 1910 in Aschaffenburg geborenen Vinzenz Schwind in Schwindstraße umbenannt. Vinzenz Schwind war nach Ende des Zweiten Weltkrieges Leiter des Wiederaufbauamtes. Zu seinen Aufgaben in dieser Funktion gehörten die Koordination der Aufbauarbeiten, die Schaffung von Wohnraum und die Wiederherstellung der Infrastruktur der Stadt. Die Aschaffenburger Bürger drückten ihm ihr Vertrauen aus, indem sie ihn 1946 zum Oberbürgermeister wählten. Dieses Amt hatte er bis 1970 inne. In dieser Zeit prägte Schwind die Stadt nachhaltig. Er starb am 17. März 1974.
Schwindstraße 18
1897 wurde dem Fabrikbesitzer Gabriel Rieß der Neubau eines Mietwohnhauses an der späteren Schwindstraße genehmigt. Die Pläne zu dem Neubau lieferte der Architekt Hermann Reichard. Das Gebäude war das erste von drei Wohnhäusern an der Ecke Schwindstraße/Goethestraße. Es erhebt sich dreigeschossig mit einer Backsteinfassade mit Sandsteingliederungen traufständig an der Schwindstraße und schließt mit einem Mansarddach ab. Die Fassadengestaltung ist zurückhaltender als bei dem Eckgebäude Goethestraße 21. Von den fünf Achsen ist die mittlere zu einem leicht vorspringenden Risalit mit Ziergiebel und dreiteiligen Fenstern ausgebildet. Über einem niedrigen, rustizierten Sockel folgt das Erdgeschoss mit stichbogigen Öffnungen und verziertem Schlussstein. Die Fenster und der Kämpfer sind in Höhe der Sohlbank mit einem bossierten Gesims verbunden. Den Abschluss bildet ein profiliertes Geschossgesims. Die Fenster des 1. Obergeschosses sind rechteckig und gerade abgeschlossen, wobei die gerade Verdachung zu einem Geschossgesims zusammengefasst ist, die des 2. Obergeschosses tragen die für Hermann Reichard charakteristischen Überfangbögen mit Schlussstein. Der Giebel ist geschwungen, im Giebelfeld sitzen zwei kleine Rundbogenfenster. Die Aufsätze sind nicht mehr alle vorhanden. Der Eingang zum Gebäude befindet sich auf der linken Seite. Die Räume sind über einen Mittelgang erschlossen. Im Zweiten Weltkrieg verursachten verschiedene Angriffe und Artillerie Schäden am ganzen Haus. Es entstanden Risse und Sprünge an Mauern und Wänden. 1984 wurde das Dach erneuert und ausgebaut, dabei kamen auch die Gauben hinzu. 1994 erhielt das Gebäude eine Aufzugsanlage im rückwärtigen Bereich.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 143.