Die Dalbergstraße beginnt an der Landingstraße, an der Stelle des sog. „Scharfeck“, führt vorbei am Stiftsplatz und am Rathaus bis hinunter zum Main, wo sie in die Löherstraße mündet. Der Straßenzug war im Mittelalter die wichtigste Verkehrsverbindung für den städtischen Durchgangsverkehr. Gleichzeitig war er eine bedeutende Geschäftsstraße in der Nähe des Marktes. Deshalb sind die Häuser dieser Straße von wohlhabenden Handelsleuten und Handwerkern errichtet worden und in ihrer Substanz recht hochwertig. Die Bedeutung der Straße für den Warenhandel ist mit dem Ausbau der Bahnlinie Frankfurt– Würzburg und der damit verbundenen Verlagerung der Geschäfte in das neu entstandene Gebiet zwischen Altstadt und Bahnhof verloren gegangen. Ihren Namen trägt die Straße seit 1875 zu Ehren des Fürstprimas und letzten Mainzer Kurfürsten Carl Theodor von Dalberg (1744–1817). Sein Herz ruht in einer Urne in der nahe der Straße gelegenen Stiftskirche St. Peter und Alexander. Vor 1875 hatte der Straßenzug keinen einheitlichen Namen. Der Bereich zwischen der Löwenapotheke und dem Scharfeck wurde „Zwischen den Toren“ genannt. Als „Markt“ bezeichnete man den Bereich des heutigen Stiftsplatzes. Der überwiegende Teil wurde „Große Metzgergasse“ genannt, der unterste Teil bis zur Mainbrücke hieß „Windfang“. Die Benennung „Große Metzgergasse“ erfolgte nach den hier angesiedelten Metzgern und deren Einrichtungen wie Schlachthaus und Fleischbank. Heute ist in der Dalbergstraße eine recht unterschiedliche Bebauung vorhanden. Einige wenige Fachwerkhäuser sind erhalten, die durch den Krieg entstandenen Lücken wurden durch neue, dem Straßenbild angepasste Wohnhäuser gefüllt. Die am stärksten bestimmende Veränderung vollzog sich in den 1950er Jahren durch den Bau des neuen Rathauses und die Gestaltung des Theaterplatzes, den es sonst als solches zuvor nicht gegeben hat.
Dalbergstraße 2
Das repräsentative Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Landing-/Dalbergstraße ließ die Firma Büttner und Lenk OHG 1905 für die „Eisenhandlung Aschaffenburg“ von dem Architekten Heinrich Morhard errichten. Das viergeschossige Gebäude am Beginn der Dalbergstraße in städtebaulich markanter Lage, dessen repräsentative Jugendstilfassade mit ornamentalen Formen wie Blattwerk, Girlanden und Vasen gestaltet ist, schließt mit einem Mansarddach ab. Erd- und 1. Obergeschoss aus Sichtquadermauerwerk sind aus Naturstein, die Obergeschosse verputzt und durch Gesimse und Lisenen gegliedert. Die Schaufenster im Erdgeschoss hatten ursprünglich Segmentbögen. Alle übrigen Fenster sind steinumrahmt, z.T. mit Profilierung und Schlussstein versehen. Zur Landingstraße ist ein quer angefügter Giebelbau orientiert, der im Bereich des 2. und 3. Obergeschosses einen Natursteinerker ausbildet, dessen Brüstungsfelder plastischen Schmuck aus Girlanden aufweisen. Über dem Erker erhebt sich ein geschwungener Giebel, der mit floralen Motiven reich verziert ist. Die zur Dalbergstraße gerichtete Fassade ist klar gegliedert. Zwischen den Fenstern des 2. und 3. Obergeschosses verlaufen Lisenen, die des 2. Obergeschosses sind genutet. Der Eingang zum Gebäude befindet sich an der Dalbergstraße in Form einer Doppeltür mit darüberliegenden Fenstern. In der Gebäudeecke, die sich aus der Zusammenfügung der Baukörper ergibt, ist eine Loggia mit darüberliegendem Balkon angefügt. Im Zweiten Weltkrieg entstanden durch Luftdruck, Sog und Artillerie Schäden am Dach, der Mansarde und dem Treppenhaus des Gebäudes. Alle Fenster und Türen wurden zerstört sowie Wände im 2. und 3. Obergeschoss mehrfach durchschossen. Der Aschaffenburger Architekt Ludwig Dölger leitete 1956 die Instandsetzungs- und Umbaumaßnahmen des Wohn- und Geschäftshauses. Dabei wurden u. a. die Mittelsäule vor dem Ladeneingang entfernt, die Schaufenster modernisiert und die erkerartigen Fenster im Obergeschoss umgebaut. Die letzte Fassadenrenovierung fand 1992 statt.
Dalbergstraße 36
Das Wohnhaus steht als dreigeschossiger Mansarddachbau traufständig in der Dalbergstraße. Über einem massiven Erdgeschoss folgen zwei leicht vorkragende Fachwerkobergeschosse. Das gesamte Gebäude ist verputzt. Die Fassade ist vierachsig. Der Eingang liegt in der zweiten Achse von rechts. 1822 wurde um die Genehmigung zu einer Hauptreparatur an dem Gebäude aus dem frühen 16. Jh. gebeten. Diese wurde unter der Auflage, das Portal zu beseitigen und durch eine in der Flucht der Fassade liegende Öffnung zu ersetzen, erteilt. Bei dem ehem. Portal handelte es sich nach Alois Grimm um ein rundbogiges Renaissanceportal mit flankierenden Säulchen mit Kapitell und Architrav, vergleichbar dem Kapelleneingang am Schönborner Hof. Auch die überstehenden Obergeschosse sollten zurückgenommen werden, worauf man allerdings wegen der Statik des Daches verzichtete. 1851 wurde der Gehsteig ausgebaut und dafür der Kellerabgang des Hauses beseitigt. Im gleichen Jahr wurde im Hof ein eingeschossiges Nebengebäude als Drechslerwerkstatt auf der Seite zu Haus Nr. 1 in der Schloßgasse errichtet. 1854 wurde ein als Stall und Scheune genutztes Nebengebäude abgerissen und an dieser Stelle ein zweigeschossiges Wohnhaus neu errichtet (Schloßgasse 5). 1906 erfolgte die Errichtung einer massiven Brandmauer an der Seite zu Haus Nr. 38/40. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Anwesen bei einem Angriff am 27. Oktober 1944 schwer beschädigt. Eine Mine vernichtete am 5. November 1944 das Hinterhaus völlig. Die Schäden im Dachbereich des Wohnhauses konnten 1948 repariert werden. 1957 kam es durch Verkauf zur Trennung von Vorder- und Hinterhaus. Das Hinterhaus wird seitdem unter der Adresse Schloßgasse 5 geführt. Bereits bei den Reparaturarbeiten 1822 wurde festgestellt, dass das Mansarddach nicht dem ursprünglichen Zustand des Hauses entspricht. Dies konnte durch eine dendrochronologische Untersuchung 2009 bestätigt werden. Sie ergab, dass das Mansarddach 1787 auf das bestehende, wohl ursprünglich giebelständige Gebäude aufgesetzt wurde. Unter dem Gebäude befindet sich ein Gewölbekeller, dessen Scheitel parallel zur Straße verläuft. Der Kellerabgang ist in den Resten noch erhalten.
Dalbergstraße 41
Erste urkundliche Erwähnungen des Bürgerhauses sind aus dem 15. Jh. überliefert. Das Haus wird auch unter dem Namen „Zum Bratfisch“ genannt, wohl im Zusammenhang einer hier ansässigen Familie Bratfisch. Das Haus gehörte vom Beginn des 16. Jh. an höheren Stiftsbeamten. Jost Gelph machte 1596 gegenüber dem Stift die Anzeige, dass er an der Grundstücksgrenze zu den Anwesen Stiftsgasse 12 und 14 einen Keller graben und eine Scheune darauf errichten wolle.
Wann das Haus, das früher den Fleischbeins gehörte, dann an die Familie Reigersberger überging, ist ungeklärt. Aus einem undatierten Testament der Familie geht hervor, dass Nikolaus Georg Reigersberger den Besitz über die Aschaffenburger Kapuziner gekauft hatte. Reigersberger starb 1651 in Frankfurt am Main. Er war kaiserlicher Rat, Kurmainzer Kanzler und Bürgermeister von Aschaffenburg. Außerdem spielte er eine wichtige Rolle bei der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens am Ende des Dreißigjährigen Krieges. Nach dem Verkauf aller kirchlichen Besitzungen 1806 kam das Anwesen an den Gastwirt Valentin Sattig. Dieser teilte den Besitz auf, sodass die heutigen Nrn. 39 und 41 entstanden. Zur gleichen Zeit, in den Jahren 1806/07, bestand wohl die Absicht, das Haus abzubrechen und zusammen mit Nr. 43 neu zu errichten, dazu kam es nicht. Zwischen 1846 und 1852 wurde das Hinterhaus abgebrochen sowie eine Teilfläche an das Anwesen Nr. 39 abgetreten. 1878 kam es zur Einrichtung einer Metzgerei und dem Einbau von Schaufenstern an der Stelle eines dreiteiligen Fensters. Die Metzgerei wurde 1914 wieder aufgegeben und die Haustür an die linke Seite verlegt sowie Fenster an der Stelle des Schaufensters eingesetzt. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude Schäden vor allem im Bereich des Daches und der Brandwände. Diese wurden bis 1950 wieder repariert. Das dreigeschossige Fachwerkhaus mit kleinem Schopfwalm steht mit dem Giebel zur Dalbergstraße. Das Erdgeschoss und die Brandwände zu den angrenzenden Häusern sind massiv gemauert. Die Fachwerkobergeschosse kragen leicht vor. Das Erdgeschoss ist durch Pilaster vertikal gegliedert. Die Pilaster, Fensterumrahmungen und Konsolsteine aus Sandstein sind reich mit Beschlag- und Bänderwerk verziert. Im rechten Feld ist ein gekuppeltes Fenster, zwei weitere einfache Fenster sind in der Mitte, der Eingang befindet sich links. Die Positionen der Fenster der Obergeschosse sind verändert worden. Das 1. Obergeschoss sitzt auf Konsolsteinen auf. Die Brüstungsfelder der Fenster weisen gerade Fußstreben auf. Das ebenfalls leicht auskragende 2. Obergeschoss zeigt in den Brüstungsfeldern gerade Fußstreben und Andreaskreuze mit Nasen. Im Giebelfeld befanden sich ursprünglich zwei gekuppelte Fenster.
Dalbergstraße 43
Im rückwärtigen Teil des heute bestehenden Anwesens ist der Gebäudekern des im 16. Jh. errichteten Baus – wohl der Nachfolgebau eines 1313 eingefallenen Gebäudes – erhalten. Zeugnis davon ist das über eine Treppe erreichbare und hinter einer Glastür liegende Sandsteinportal in den Formen der Renaissance. Das rundbogige Portal wird von kannelierten Pilastern gerahmt und von einem profilierten geraden Gesims abgeschlossen. Darüber im Fries befindet sich ein schmales Oberlicht mit Eisengitter, das wiederum von einem profilierten Gesims bekrönt wird. Das Wohnhaus wurde im Zweiten Weltkrieg durch eine Mine am 27. Oktober 1944 stark beschädigt. Zwei Obergeschosse wurden zerstört. 1948 entstanden erste Pläne zum Wiederaufbau des Hauses, 1954 wurde es instand gesetzt. Im Jahr 2003 wurde das Haus erneut umgebaut, das Dach angehoben und ein neues Satteldach errichtet. Somit ist der heute zur Dalbergstraße giebelständige und mit einem weiteren Giebel zum Platz hin versehene viergeschossige Bau ein Neubau.
Dalbergstraße 47
Das im Kern wohl bis ins 16. Jh. zurückreichende Bürgerhaus wurde im letzten Weltkrieg schwer getroffen. Die hinteren, zum Hof gerichteten Teile des Hauses wurden zerstört und nach Ende des Krieges neu errichtet. Im Rahmen des Neubauprogramms „Altenwohnungen der Hospitalstiftung an der Stiftsgasse“ wurde das Gebäude 1979/80 bis auf die Straßenfassade abgetragen und über dem alten Keller, jedoch mit neuem Grundriss wieder aufgebaut. Der dreigeschossige Satteldachbau steht mit dreiachsiger Giebelfassade zur Dalbergstraße. Das Erdgeschoss ist massiv, die Obergeschosse sind aus Fachwerk und kragen leicht vor. Der Giebel ist mit Schiefer verkleidet und der kleine Schopfwalm mit einer Kugel bekrönt. Im Erdgeschoss links befindet sich ein rundbogiger Kellereingang, auf der rechten Seite der über sieben Stufen erreichbare Eingang, dazwischen ein gekuppeltes und ein einfaches Fenster mit gestelztem Kehlprofil.
Dalbergstraße 48
Das relativ schmale, giebelständige Fachwerkhaus ist am Portal mit der Jahreszahl „1784“ bezeichnet. Diese markiert jedoch nur eine Umbauphase. Alois Grimm datiert die Entstehung des Hauses aufgrund der Fachwerkformen in die Mitte oder die 2. Hälfte des 17. Jh. Der dreigeschossige Satteldachbau mit Schopfwalm verfügt über ein hohes, massives Erdgeschoss. Auch die Brandwände zu den angrenzenden Häusern sind massiv gemauert. Die leicht vorkragenden Obergeschosse und der Giebel sind Fachwerk. Im Erdgeschoss befinden sich ein halbrunder Kellerabgang und seit 1930 zwei einfache, faszierte Fenster, der Eingang liegt in der rechten Achse. Das 1. Obergeschoss hat vier Fenster, im Geschoss darüber sitzt wie im Giebel nur ein gekuppeltes Fenster. Das beachtliche Bürgerhaus weist schlichte Fachwerkformen und wenig Dekor auf. 1889 wurde im Erdgeschoss des Hauses ein Wirtschaftslokal eingerichtet. Ebenso wurden die Küche, die Waschküche und die Abortanlage erneuert. Die Umbaumaßnahmen plante der Architekt Hermann Reichard. Das Lokal blieb bis 1912 bestehen. 1920 wurde das Gebäude für Spenglermeister Hugo Fuchs umgebaut und ein Schaufenster an der Fassade eingerichtet, welches 1930 wieder rückgebaut wurde. Die im Zweiten Weltkrieg durch Luftdruck entstandenen Schäden an Dach, Wänden, Fenstern und Türen konnten beseitigt werden.
Dalbergstraße 49
Das zweigeschossige Bürgerhaus an der Ecke Dalberstraße/Neben der Großen Metzgergasse wurde nach einer Inschrift über einem eingemauerten Portal wohl 1710 erbaut. Im massiven Erdgeschoss befinden sich ein Eingang und drei schmale, hochrechteckige Fenster. Das unverputzte Fachwerkobergeschoss kragt zur Dalbergstraße leicht vor. Das Fachwerk ist als dekoratives Sichtfachwerk gearbeitet und mit Rauten und Andreaskreuzen, z.T. mit Nasen, versehen. In der Mitte des Obergeschosses ist ein rechteckig vorkragender Erker ausgebildet, der bis ins Dach hineinreicht. Das Dach ist zur Seite der Gasse abgewalmt. Das Wohnhaus hatte bis 1933 keinen eigenen Keller, aber ein 1851 bestätigtes Nutzungsrecht am Keller des Nachbarhauses (Nr. 47) mit eigenem Zugang. Im Zweiten Weltkrieg entstanden durch Luftdruck Risse am Gebäude.
Dalbergstraße 49 a
An der Stelle des klassizistischen Bürgerhauses stand einst das alte Schlachthaus, das 1800 in einen Neubau am Löhertor versetzt worden war. 1803 ersteigerte der Ziegler Johann Schwind das alte Gebäude und ließ unter Leitung des Zimmermanns Franz Hirsch zwischen April und Dezember 1803 ein dreigeschossiges fünfachsiges Stadthaus errichten. Da seine Ehefrau im November 1803 versuchte, Emanuel Joseph von Herigoyen für den Entwurf eines Nebengebäudes zu gewinnen, ist anzunehmen, dass dieser auch die Pläne für das Wohnhaus gezeichnet haben könnte. Nachdem 1808 der Bäcker Michael Hartlaub das Anwesen erworben hatte, wurde im Hof ein Backhaus errichtet und der Eingang von der Dalbergstraße auf die Seite zur Straße „Neben der Großen Metzgergasse“ verlegt. Seit 1903 führt das Anwesen jedoch die Hausnummer Dalbergstraße 49 a anstatt Neben der Großen Metzgergasse 2. Im Zweiten Weltkrieg entstanden durch Luftdruck und Granaten schwere Schäden am Dach, an den Mauern, den Zwischenwänden sowie an Fenstern und Türen. Bei der letzten umfassenden Renovierung des Hauses 1975 wurde es äußerlich in den ursprünglich klassizistischen Zustand mit Gurtgesimsen und Fensterfaschen zurückgeführt. Auch wenn das Gebäude den Charakter eines Steinbaus trägt, ist nur das Erdgeschoss massiv gemauert, in den beiden Obergeschossen besteht es aus verputztem Fachwerk. In der Mitte der symmetrischen Straßenfront nimmt ein flach vorspringender, übergiebelter Mittelrisalit drei der fünf Achsen ein. Die Fenster im 1. Obergeschoss des Risalits haben die Form sog. französischer Fenster mit eisernen Brüstungsgittern. Die Fenster des 2. Obergeschosses sind quadratisch. Zwischen den Geschossen verlaufen Gurtgesimse. Die Eckabrundung zur seitlichen Gasse ist der am Gebäude Steingasse 1, welches nachweislich von Herigoyen ist, sehr ähnlich.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 32-33.