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Alte Gaststätten (7) – Der Hopfengarten

Wo heute die Stadthalle mit dem Parkhaus steht, stand einmal der „Hopfengarten“.
Ursprünglich befanden sich hier seit Mitte des 18. Jahrhunderts kleinere Braubetriebe. 1894 wurde dann der Hopfengarten gebaut, so wie man ihn bis 1974 kannte.
Der Brauereibetrieb wurde 1899 stillgelegt, denn man hatte mit der Baba-Brauerei fusioniert, für den damals gewaltigen Betrag von 850.000 Mark. Die Gaststätte selbst blieb bestehen.
Der Hopfengarten hat oft seine Gestalt gewandelt, denn im Laufe der Jahre und Jahrzehnte wurde umgebaut und renoviert.
Im Februar 1907 wurden hier die ersten Stummfilme gezeigt, begleitet von flotter Klaviermusik. Anschließend blieb man natürlich bei einem Bier sitzen. Außerdem war er bis 1952 das Vereinslokal der Viktoria Aschaffenburg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Hopfengarten ab 1947 wieder aufgebaut. Bald gab es hier die neueste Errungenschaft: eine Telefonzelle.

Eine weitere Renovierung fand 1953 statt. Seit der Zerstörung des Frohsinnhauses in der Weißenburger Straße hatte Aschaffenburg kaum große Säle für Veranstaltungen. Das änderte sich nun, denn jetzt kamen auch die oberen Räume hinzu.
Eine breite Treppe führte ins Obergeschoss. Ein Aufzug sorgte dafür, dass die Speisen aus der Küche schnell nach oben gelangten. Es gab einen Sitzungsaal, wegen seiner farblichen Gestaltung auch „Clubraum in Rot“ genannt, daneben einen Wintergarten mit Springbrunnen, einen kleinen Speisesaal in den Farben Gold und Gelb und das „blaue Zimmer“. Über einige Stufen erreichte man den großen Saal. Alle Räume konnten getrennt genutzt werden oder aber man ließ die Schiebetüren offen und hatte dann Platz für bis zu 700 Menschen.
Es wurde ein echtes „Bürgerzentrum“. Hier fanden Witwenbälle, Faschingssitzungen, Parteitreffen, Abschlussbälle – kurz alle großen Veranstaltungen Aschaffenburgs statt. Auch für Familienfeiern wie Hochzeiten, Kommunion- und Konfirmationsfeste wählte man gerne den Hopfengarten.

1972 übernahm die Binding-Brauerei den Hopfengarten und verkaufte das Grundstück noch im selben Jahr an einen Frankfurter Kaufmann, der eine Wohnanlage mit Geschäften plante. Am 1. September 1973 wurde der Hopfengarten nach 70 Jahren geschlossen.
Oben auf dem Dach stand seit 1899 eine Statue des Gambrinus auf einem Sockel: vier Tonnen schwer und – wie man beim Abtransport 1973 feststellte – unverankert, nur festzementiert.
1974 wurde das Gebäude abgerissen. Da der Frankfurter Kaufmann von dem Vertrag zurücktrat, erwarb die Stadt im Jahre 1975 das Grundstück.
Lange blieb es unbebaut. Auch nach 10 Jahren konnte man durch die Keller hindurchgehen. Schließlich wurde 1990 auf diesem Grundstück die Stadthalle gebaut.
Wo früher die Eiskeller waren, ist jetzt die Tiefgarage der Stadthalle.

Mit diesem Beitrag endet die Reihe „Alte Gaststätten“.

Quellen:

 – Main-Echo vom 20.12.1951, 30.8.1973 und14.12.1973.
– Aschaffenburger Zeitung vom 30.8.1973.
– Grimm, Alois, Häuserbuch V, S. 607ff.

 

Kommentare

  1. Die Statue des Gambrinus (Rotsandstein) ist erhalten geblieben.

    Heute steht sie im Nebenzimmer der Gaststätte Aschaffeck in der Glattbacher Straße im Stadtteil Damm. Sie ist wohl vor dem Abbruch des Hopfengartens auf das Gelände der Bayerischen Aktienbrauerei (BABA) geschafft und dort eingelagert worden. Von dort aus ist sie offenbar auf die gegenüberliegende Seite der Glattbacher Straße gelangt.

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