„Zeitwagen“ – so nennt man die Wasser-Skulptur am Wolfsthalplatz. Diese Installation, die zugleich ein Brunnen ist, ist die Arbeit des Bildhauers Reiner Stoltz und symbolisiert die Geschichte der Menschheit und ihre Bewährung in der Zeit – „ein Fluss der Zeit“.
„Auf einer vertieften Grundfläche von zehn Meter Länge in Trapezform, gepflastert und wasserdicht, erheben sich sechs lebensgroße Figuren aus Bronze und ein etwa vier Meter hohes Gestell mit vier stangenartigen Säulen auf einem kastenförmigen Unterteil, das vorne mit einem Rad versehen ist. Zu beiden Seiten dieses Gestells, dem eigentlichen „Zeitwagen“, der der ganzen Brunnenanlage den Namen gab, stehen zwei Halbfiguren auf Stelen. Sie stellen zwei Propheten dar, die auf den Zeitwagen spucken. Rechts vor dem Zeitwagen ist ein vierzackiger Wimpel auf einer drei Meter hohen Fahnenstange. Aus jedem Zacken fließt Wasser.
Hinter dem Zeitwagen marschiert ein Beingestell, zwei Beine ohne Oberkörper. Es symbolisiert den Mitläufer. Hinter ihm stehen zwei Figuren von etwa zwei Meter Höhe. Die Vordere stellt den Krieger dar. Der Helm verdeckt sein Gesicht vollständig. Er bläst auf einer kurzen Trompete zum Sturm auf dem Zeitwagen. Dicht hinter dem Krieger steht die Marketenderin, etwas kleiner als er und mit der Andeutung einer weiblichen Brust versehen.
Dahinter am abgestumpften spitzen Kopfteil des Wasserbeckens fließt aus einem schneckenförmigen Gebilde das Wasser in einzelnen Strahlen oder als breiter Zufluß – je nach Wasserdruck – und soll nach Aussage des Künstlers den Urquell darstellen. Aus allen Figuren kommt das Brunnenwasser jeweils aus den Teilen, die den Symbolcharakter dadurch verstärken. Auch aus dem Gestänge, das die vier tragenden Stangensäulen des Zeitwagens über den beiden Figuren verbindet, die die Menschheit – Mann und Frau – verkörpern (…)
In Verlängerung der Brunnenachse, jenseits der Straße in den Gehweg eingelassen, liegt eine Bronzeplatte. Das Relief zeigt einen liegenden männlichen Körper, etwas seitlich verdreht. Es ist Adam, der erste und – wie der Künstler glaubt – auch der letzte Mensch. In diese Richtung fährt der Zeitwagen (…)“.
Der Brunnen am Wolfstahlplatz ist Teil der Gedenkstätte am Platz der ehemaligen Synagoge. Die Einweihung fand am 26.06.1992 statt.
Quelle: „Der neue Brunnen am Wolfsthalplatz. Denk-Mal für den Geist der Zeit“, in: Volksblatt Nr. 145 vom 26.06.1992, Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg.
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