Die Weißenburger Straße, nördlich der Altstadt, verläuft entlang des ehem. Stadtgrabens parallel zur Friedrichstraße. Wie diese beginnt die Weißenburger Straße an der Goldbacher Straße, an der Stelle, wo sich ehemals das Herstalltor befand, und geht in westlicher Richtung in die Hanauer Straße über. Nach 1871 wurde der Graben zwischen der ehem. Apfelallee (heute Weißenburger Straße) und dem Seilergang (jetzt Friedrichstraße) aufgefüllt, die Stadtmauer beseitigt und die Weißenburger Straße gemeinsam mit der Friedrichstraße zu einem Boulevard mit repräsentativen, mehrgeschossigen Wohn- und Geschäftsbauten ausgebaut. An der Nordseite der Straße ließen sich Geschäftsleute von Aschaffenburger Baumeistern große Mietshäuser errichten, z.T. als Spekulationsobjekte. An der Südseite der Straße verläuft der Grünstreifen „Schöntal“. An beiden Seiten der Straße befand sich ein Trottoir, die Fahrspur war schmaler als heute, sodass man auf der Straße flanieren konnte. Während des Zweiten Weltkrieges wurde auch die Bebauung der Weißenburger Straße stark beeinträchtigt und später durch Büro- und Geschäftshäuser der Nachkriegsmoderne ersetzt. Dennoch ist eine geraume Anzahl von repräsentativen Gebäuden der Jahrhundertwende erhalten, die gemeinsam mit der gegenüberliegenden Friedrichstraße das Ensemble Friedrichstraße/Weißenburger Straße bilden. Heute ist die Straße mehrspurig ausgebaut und nur noch in eine Richtung befahrbar. Der Fußweg an der Seite des Grünstreifens ist weggefallen. Die Namensgebung der Straße erinnert an den Sieg des deutschen Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen am 4. August 1870 bei der Schlacht bei Weißenburg (Wissembourg) im Elsass. An diesem Tag erstürmte dieser mit preußischen und bayerischen Truppen die Stadt Weißenburg.
Ensemble Friedrichstraße/Weißenburger Straße
Seit 1854, mit dem Anschluss an die Ludwig-Westbahn, begann Aschaffenburg sich weiter nach Norden auszudehnen. Dieses Wachstum kam erst während der Gründerzeit zur vollen Entfaltung, da bis 1870 die äußere Stadtbefestigung von 1370/80 im Wesentlichen erhalten geblieben war. Erst nachdem der Graben zwischen der ehem. Apfelallee (heute Weißenburger Straße) und dem Seilergang (jetzt Friedrichstraße) aufgefüllt und die Stadtmauer beseitigt worden war (1870/71), setzte die Bebauung ein, die dem Ensemble Friedrichstraße/Weißenburger Straße trotz zahlreicher Kriegszerstörungen und Neubauten seinen bleibenden Stempel aufdrückt. Ein Beispiel der frühen Bebauung ist das Anwesen Friedrichstraße 19 aus dem Jahr 1874, errichtet an der Stelle des 1867 abgebrochenen sog. Folterturms, der Teil der äußeren Aschaffenburger Stadtbefestigung gewesen war. Dieses ehem. spätklassizistische Wohnhaus, heute an einen modernen Geschäftsbau angebunden, illustriert die ursprüngliche villenartige Bebauung am Rande der Unteren Stadt. Mit Bauten des späten Historismus und Jugendstils, mit z.T. prächtigen, roten und gelben Sandsteinfassaden des späten 19. und frühen 20. Jh., wurde diese Straßenanlage zu einer vom Typus der Ringstraße erweitert, die auch den hierfür charakteristischen, parkartigen Grünstreifen besitzt und so in besonderer Weise die alte „Stadtgrenze“ anschaulich macht. Ein besonderes städtebauliches Gewicht bekommt das Ensemble dadurch, dass es im Zusammenhang eines größeren, die Stadt einfassenden Park- und Grüngürtels steht. Denn östlich der erhaltenen Barbakane des 1869 abgebrochenen Herstalltores, die einen Endpunkt des Ensembles markiert, erstreckt sich der Park Schöntal, der ehem. ummauerte fürstliche Tiergarten, der im 18. Jh. zu einem englischen Park (mit der „Staffagearchitektur“ der Beginenklosterruine) umgewandelt worden war. Am westlichen Endpunkt des Ensemblebereichs, ungefähr da, wo das ehem. Karlstor bzw. Dingstalltor stand, setzt sich der Grüngürtel im Schlossgarten fort, der, bis zum Main führend, einen Schloss und Pompejanum einfassenden Park bildet.
Weißenburger Straße 12
Für sein Möbelgeschäft ließ sich der Geschäftsmann Abraham Hamburger von dem Architekten Friedrich Selbert 1910 den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses planen. Auf dem zuvor mit einem Wohnhaus und einem Nebengebäude bebauten Eckgrundstück entstand ein viergeschossiges Gebäude mit drei Achsen an der Frohsinnstraße, einer „runden Ecke“ und sechs Achsen entlang der Weißenburger Straße. Im Erd- und 1. Obergeschoss war ein Laden eingerichtet. Der Keller nahm einen Lagerraum und die Keller für die privaten Wohnungen auf, die sich in den übrigen Obergeschossen befanden. Im Dachgeschoss war eine Waschküche mit Trockenraum und Kammern untergebracht. Der Zugang zum Kaufhaus erfolgte über die abgerundete und gestalterisch hervorgehobene Gebäudekante, der Eingang zu den Wohnungen befindet sich auf der Weißenburger Straße auf der Seite zu Haus Nr. 14. Beim Luftangriff am 3. Oktober 1944 wurden die Fenster im Erdgeschoss, ein Hauptpfeiler, die Inneneinrichtung im 1. Obergeschoss sowie das Dach beschädigt. Im Auftrag der Bayerischen Hypothekenbank wurde das Anwesen 1950 unter Leitung von Architekt Ludwig Dölger instand gesetzt und umgebaut.
Weißenburger Straße 26
Der kgl. Hofbaurat Eugen Drollinger stellte am 20. Juli 1905 beim Stadtmagistraten von Aschaffenburg den Antrag zur Erlaubnis, ein kgl. Filialbankgebäude neu errichten zu dürfen. Schon am 14. Oktober 1906 konnte die Eröffnung des Neubaus mit einem Festakt und Gästen, die zur Besichtigung der Geschäftsräume geladen waren, gefeiert werden. Der viergeschossige Satteldachbau erhielt eine repräsentative Fassade aus unverputzten, gelben Sandsteinquadern mit übergiebeltem Mittelrisalit. Über einem Sockel mit Kellerfenstern folgt ein hohes Erdgeschoss mit korbbogig abgeschlossenen großen Fenstern. Die Etage darüber ist durch Brüstungen betont und besonders reich mit Fassadenschmuck versehen. So ist in der Mitte ein bayerisches Wappen angebracht und die beiden äußeren Fenster des Risalits sind zusätzlich mit Meanderwerk gerahmt. Darüber befindet sich eine Loggia, die von vier schlanken Säulen mit ionischen Kapitellen getragen wird. Zwischen den Säulen sind Holzgeländerfelder mit Festons ausgebildet. Der heute fehlende Giebel war mit zwei figürlichen Darstellungen gestaltet. In der Mitte befand sich eine Krone. Während des Zweiten Weltkrieges entstanden an dem Gebäude erhebliche Schäden am Dach, wobei auch der Giebel des Risalits vernichtet wurde. Der westliche Teil des Gebäudes wurde stark beschädigt und stürzte ein, gleichzeitig sind Mauern und der westliche Treppenturm eingefallen. 1946 erfolgte der Wiederaufbau des Gebäudes der Bayerischen Staatsbank nach Planung von Dipl.-Ing. Wilk, wobei die Wiedererrichtung des Daches und die Wiederherstellung der Binnenstruktur Priorität hatte. Die Fassade zur Weißenburger Straße wurde ohne den breiten Giebel über dem Mittelrisalit instand gesetzt. 1956 fanden erneut Umbauarbeiten im Innern des Gebäudes statt. Offenbar war aber das Bankhaus seit dem Ende des Krieges doch in so schlechtem baulichem Zustand, dass der Architekt Ernst Brönner am 8. März 1976 bei der Bauverwaltung des Stadtbauamtes Aschaffenburg um eine Abbruchgenehmigung ersuchte, die allerdings nicht bewilligt wurde. Das Gebäude wurde nur teilweise rückgebaut. Die Fassade zur Weißenburger Straße sowie die Umfassungsmauern der Treppenhäuser und der Tresorräume blieben erhalten. So konnte das Bankgebäude bis heute sein repräsentatives Erscheinungsbild bewahren, welches es mit seiner Jugendstilfassade an dem einstigen Boulevard ursprünglich hatte.
Weißenburger Straße 36
Das Eckgebäude an der Einmündung der Erthalstraße in die Weißenburger Straße wurde 1891 von Hermann Reichard als „Wohngebäude mit Restauration (Café Schöntal)“ für Alois Geiger und Söhne, Hermann Koloseus, Adam Hohenberger und Jakob Müller entworfen. Der viergeschossige Satteldachbau steht mit jeweils drei Achsen zur Weißenburger und zur Erthalstraße, die Gebäudekante ist abgeschrägt und eine Fensterachse breit. Das Gebäude ist aus gelben Backsteinen errichtet, die unverputzte Fassade durch Gesimse, Fensterrahmungen und -überdachungen aus rotem Mainsandstein gegliedert. Die Fenster des 1. und 2. Obergeschosses über dem rundbogigen Eingang besitzen einen Balkon mit eisernem Geländer. Jeweils die mittlere der drei Fassadenachsen ist durch zu Paaren zusammengefasste Fenster hervorgehoben. Die Eingänge sind besonders gerahmt und mit einem gesprengten Segmentbogengiebel versehen. Die rundbogigen Schaufenster sind heute bis zum Bodenniveau vergrößert. Im 1. Obergeschoss weisen die Fenster Giebelverdachungen auf, die in der mittleren Achse wiederum als gesprengte Giebel gestalterisch hervorgehoben sind. Der Reichtum der Gliederung nimmt mit zunehmendem Stockwerk ab.
Weißenburger Straße 40
Auf dem Grundstück, welches ehemals dem Spirituosenfabrikanten Carl Weber gehörte, plante im November 1909 der Architekt Adolf Scholl einen Neubau für Alfons Vogel. Der Entwurf sah ein viergeschossiges Mehrfamilienwohnhaus mit reich verzierter Jugendstilfassade mit einem großen, leicht geschwungenen Giebel vor. Nur drei Monate später zeichnete Heinrich Morhard einen Tekturplan für den Neubau, der diesen mit einer neubarocken Fassade zeigt. In den Grundzügen ähneln sich die Entwürfe, was wohl auf die Vorgaben und Wünsche des Bauherrn Alfons Vogel zurückzuführen ist. Realisiert wurde ein traufständiger Satteldachbau mit dreiachsiger Fassade zur Weißenburger Straße. Auf der linken Seite des Gebäudes befindet sich eine Durchfahrt zum Hof und auf der rechten Seite der Hauseingang. Auf den von Scholl vorgesehenen Giebel verzichtete Morhard und versah das Dach mit zwei größeren Gauben mit Segmentbogenabschluss und einer kleineren in der Mitte. Die drei Fensterachsen sind im Bereich der Obergeschosse optisch durch kolossale Pilaster aus Sandstein getrennt. Das rustizierte Erdgeschoss und die Fensterrahmungen sind ebenfalls aus Sandstein gefertigt und heben sich von der verputzten Fassade ab. Der Erker über der Tordurchfahrt auf der linken Seite erstreckt sich vom 1. bis ins 3. Obergeschoss und schließt mit einem Balkon mit Sandsteinbrüstung ab. In nördlicher Richtung ist an das Hauptgebäude ein Rückbau angefügt. Die von Morhard geplanten Grundrisse sahen eine Wohnung pro Etage vor, wobei sich vier Zimmer im Vorderhaus und zwei im Rückgebäude befanden. Im Verbindungsbereich waren das Bad, WC und Küche untergebracht. Das Gebäude wurde im Krieg beschädigt, konnte jedoch wieder instand gesetzt werden und zeigt sich heute in der von Morhard 1910 geplanten Form. Als Wohnhaus mit einer Fassade mit repräsentativem Anspruch ist das Gebäude ein prägender Bau im Bereich des Ensembles Friedrichstraße/Weißenburger Straße.
Weißenburger Straße 50
Nachdem auf dem Eckgrundstück an der Kreuzung Duccastraße/Weißenburger Straße bereits am Ende des 19. Jh. ein Wohnhaus mit Rückgebäuden gestanden hat, errichtete der Baumeister Adam Schneider 1906 ein viergeschossiges Mehrfamilienhaus mit Laden. Im Jahr darauf erwarb Heinrich Ernst den Bau und ließ sich im Anwesen eine Badeanstalt bauen. Beide Gebäude, das Wohnhaus und das Badhaus, sind heute noch erhalten. Das Wohnhaus erhebt sich als Eckgebäude mit neubarocker Fassade viergeschossig auf fast quadratischem Grundriss und schließt mit einem Mansarddach ab. Der massive Bau ist verputzt und war ursprünglich reich mit Gliederungselementen aus rotem Mainsandstein ornamentiert. Das gesamte Erdgeschoss ist aus roten Sandsteinquadern errichtet. Die zur Weißenburger Straße gerichtete Fassade ist erkennbar aufwendiger gestaltet als die zur Duccastraße. Sie ist mit einem über zwei Ebenen reichenden Giebel versehen und mit einem über zwei Etagen reichenden Erker in der Mittelachse betont. Die Gebäudekante ist abgerundet. Die Fassade zur Duccastraße ist klar gegliedert. Auf der rechten Seite befindet sich eine rundbogige Durchfahrt zum Hof und dem dort stehenden Badhaus. Das Badhaus erinnert äußerlich an eine kleine Burg. Das gesamte Gebäude ist verputzt. Gesimse und Sohlbänke aus rotem Sandstein gliedern die Fassade. Das zu einem Turm ausgebildete Treppenhaus ist an den Ecken mit Strebepfeilern versehen, die dem Bau einen fortifikatorischen Charakter verleihen. Der Eingang ist in Form einer offenen rundbogigen Veranda gestaltet. Im Erdgeschoss befanden sich – nach Geschlechtern getrennt – Umkleiden und die verschiedenen Baderäume, darunter Licht- und Brausebad, außerdem Ruheräume. Im Obergeschoss, welches nur auf der linken Gebäudehälfte ausgebaut war, lag die Wohnung des Bademeisters. Räume für die Heizungsanlage, ein Trockenraum sowie je eine Waschküche für die Badeanstalt und eine für das Wohnhaus waren im Souterrain untergebracht. Während des Krieges wurden sowohl das Wohnhaus als auch das Badhaus beschädigt. Dach, Treppenhaus, Zwischenwände sowie Fenster und Türen wurden durch Luftdruck zerstört. Am Badhaus entstanden Schäden am Eingang und die Bademeisterwohnung brannte aus. Die durch den Krieg entstandenen Schäden wurden 1949 wieder repariert.
Weißenburger Straße 58
1895 planten die Baumeister Albert und Hartmann aus Damm den Neubau eines Wohnhauses, den Michael Zahn erwarb. Ein Jahr später ließ er sich an der östlichen Grundstücksgrenze des Anwesens ein eingeschossiges Nebengebäude als Holzlege und für die Waschküche errichten. Außerdem wurde im Erdgeschoss des Wohnhauses ein Laden eingerichtet, der später von Bäckermeister Peter Hartlaub genutzt wurde, heute aber wieder rückgebaut ist. Während des Angriffs auf Aschaffenburg am 21. November 1944 wurden das Dach, Decken, Wände sowie Fenster und Türen des Gebäudes beschädigt. Die Schäden wurden unter Leitung des Architekten Werner Schlauersbach 1949 instand gesetzt. Das viergeschossige Wohnhaus steht traufständig an der Baulinie der Weißenburger Straße und schließt mit einem Satteldach ab. Die mittlere der drei Fassadenachsen ist zu einem leicht vortretenden Risalit ausgebildet, der in einem Zwerchgiebel endet und durch Diamantquader hervorgehoben ist. Die zu Paaren zusammengefassten, hochrechteckigen Fenster der Fassade sind mit Gewänden aus rotem Sandstein gerahmt und mit Ankersteinen verziert, die des 1. und 2. Obergeschosses sind mit einem geraden, profilierten Sturz abgeschlossen. Durchlaufende, profilierte Sohlbankgesimse in jeder Etage gliedern die Fassade horizontal. In der Mitte des 1. Obergeschosses ruht auf drei Konsolen ein Balkon mit gusseisernem Geländer. Leider hat die Fassadengliederung des Wohnhauses durch den Verputz ihren Zusammenhang verloren. So scheinen die diamantförmigen Schlusssteine über den Fenstern durch die fehlenden Entlastungsbögen zu schweben.
Weißenburger Straße 60
Der Baumeister Adam Schneider errichtete 1898 das viergeschossige Wohnhaus als Spekulationsobjekt. Das Erdgeschoss ist aus regelmäßigen Quadern aus rotem Mainsandstein, die darüberliegenden Geschosse sind aus gelben Ziegelsteinen errichtet. Die Fassadengliederungselemente sind ebenfalls aus rotem Sandstein gefertigt. Von den vier Achsen sind die beiden äußeren leicht vorspringend. Die äußerste linke Achse ist im Bereich der Obergeschosse als dreieckiger Erker ausgeführt, der eine kleine Haube trägt. Die Fenster der rechten Achse sind im 1. und 2. Obergeschoss mit Balkonen versehen. Alle Obergeschossfenster sind jeweils zu Paaren zusammengefasst. Ein durchlaufendes Gesims etwa in der Mitte der Fenster gliedert die Fassade in horizontaler Richtung. Das Gebäude wurde im Krieg im Bereich des Daches beschädigt. Die Reparaturen sind heute am Mauerwerk durch die etwas andersfarbigen Ziegel ablesbar. Im Gegensatz zu den repräsentativen Wohn- und Geschäftshäusern am Beginn der Weißenburger Straße, die mit deutlich aufwendiger gestalteten Fassaden versehen sind, nimmt dieser repräsentative Charakter gegen Ende der Straße ab.
Nähe Weißenburger Straße
Auf dem Grünstreifen zwischen Friedrich- und Weißenburger Straße, dem sog. Offenen Schöntal, steht in Höhe der rückwärtigen Einfahrt des Grundstücks Karlstraße 16 ein Kruzifix, bei dem es sich um eines der ehemals sechs Kreuze an den wichtigsten Stadttoren der Aschaffenburger Stadtbefestigung handelt. Bildstöcke und Kreuze an Stadtein- bzw. -ausgängen befestigter Städte dienten seit dem Mittelalter den Menschen als Ort der Andacht oder des Gebets vor dem Verlassen der Stadt oder bei der Rückkehr einer Reise. Das Kreuz ist im Urkataster von 1845 an der Ecke Hanauer Straße/Kolpingstraße eingezeichnet. 1869 wurde es im Zuge der Errichtung der Umfassungsmauern des Anwesens des Magistratsrats Moritz Vetter abgebrochen und an der abgeschrägten Ecke wieder aufgestellt. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Kreuz schwer beschädigt. Es wurde 1947 restauriert. Dabei fertigte der Bildhauer Johann Gehring einen neuen Korpus nach dem damals noch vorhandenen Vorbild an. Professor Hans Morsheuser beaufsichtigte die Erneuerung der Inschriftenplatte. Das aus rotem Sandstein gefertigte Kruzifix steht auf einem breiten, 95 cm hohen Sandsteinsockel. Dieser wurde aus vier Blöcken und einer davor gesetzten Inschriftenplatte auf einem flachen Sockel errichtet. Die Altarplatte ist einfach profiliert. Das Kreuz ist ca. 2 m hoch und in der Mitte der Altarplatte aufgestellt. Es wird von zwei gedrehten Eisenstäben gestützt. Aus der Inschrift geht hervor, dass die Eheleute Adam und Anna Pflug, geb. Bleistein am 20. August 1661 das Kreuz errichten ließen.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 7-8; S. 188-192.