1962 benannt nach Erich Stenger
* 05.08.1878 in Aschaffenburg †24.09.1957 in San Remo (Italien)
Fotochemiker und Sammler
Erich Stenger wurde 1878 in Aschaffenburg geboren. Er war seit seiner Jugend ein begeisterter Sammler, zunächst auf dem Gebiet der Philatelie und der Steingutfabrikation. Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Aschaffenburg und dem Studium der Chemie und verwandter Gebiete in München und Kiel promovierte Stenger 1903. Ab 1922 war er Professor an der TH in Berlin. Im Laufe seines Lebens trug Erich Stenger zudem eine große private Sammlung zur Geschichte der Photographie zusammen (Bilder, Dokumente, Bücher, Autografen und Geräte), die heute Bestandteil des Museums Ludwig in Köln ist.
Während der NS-Zeit stellte Erich Stenger seine Arbeit und seine Sammlung in den Dienst des Nationalsozialismus. Schon 1933 agierte er als „Beauftragter des Propagandaministeriums“ im Rahmen der Ausstellung „Die Kamera“. In seinen Veröffentlichungen stellte Erich Stenger den deutschen Anteil an Erfindung und Entwicklung der Fotografie besonders heraus und negierte in seiner Kulturgeschichte der Fotografie den Anteil von Juden an der Entwicklung der Fotografie. 1939 war er maßgeblich an der Neugestaltung der fotografischen Abteilung im Deutschen Museum und an Kriegsaufträgen des Reichsministers der Luftfahrt beteiligt.
Erich Stenger war kein Mitglied der NSDAP, jedoch Mitglied im Reichsluftschutzbund (RLB), im Reichsbund Deutscher Beamter, im NS-Lehrerbund, im NS-Dozentenbund sowie in der NS-Opfergemeinschaft. In einem Entnazifizierungsverfahren vor der Spruchkammer Marktheidenfeld wurde Erich Stenger 1948 als „Mitläufer“ eingestuft und zu einer Strafe von 50 Reichsmark verurteilt. Erich Stenger selbst sah sich nach Kriegsende als „in keiner Richtung politisch belastet“.
Nach Kriegsende lebte Erich Stenger im bayerischen Kreuzwertheim. Dort verfasste er seine Memoiren unter dem Titel „Lebenserinnerungen eines Sammlers“. Erich Stenger starb 1957 während eines Urlaubs in San Remo (Italien).