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Schepplerweg

Mit Beschluss des Stadtrates vom 10. Juni 2024 wird der Schepplerweg auf Louise Scheppler umgewidmet.

Louise Scheppler (1763 – 1837)

„Reformpädagogin“

* 04.11.1763 in Bellefosse (im Steintal, Vogesen)

† 25.07.1837 in Waldersbach oder Waldbach (im Steintal, Vogesen)

Louise Scheppler entstammte einer armen Bauernfamilie im unterelsässischen Steintal. Über ihre Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Als sie elf Jahre alt war, starb ihre Mutter, woraufhin sie sich um die jüngeren Geschwister kümmern musste.

1779 trat die nun Fünfzehnjährige in den Dienst der Waldersbacher „Strickschule“, gegründet von Pfarrer Johann Friedrich Oberlin. Die Einrichtung gilt als „erste ordentliche Kleinkinderschule“, eine Mischung aus Kindergarten und Hort, die zugleich den Beginn der evangelischen Kleinkinderpflege markiert. Die größeren Kinder lernten dort Stricken (Buben wie Mädchen), die kleinen durften spielen. Die Kleinkinderschule fand zweimal wöchentlich statt, getrennt nach Geschlecht. An den anderen Wochentagen mussten die Kinder, die aus armen Familien stammten, in den Webereien des Steintals unter schwierigen Bedingungen arbeiten. Während ihres Besuchs wurden die Kinder von den „Leiterinnen“ nicht nur aufbewahrt und beaufsichtigt, sondern unterrichtet in Hand- und Hausarbeiten wie in Sitte und Glauben – später auch in den Grundlagen der Geografie und Naturgeschichte. Unterricht und Spielen gingen dabei Hand in Hand. „Trotz aller Disziplinierung der Kinder, wurde das kindliche Spiel in seiner Bedeutung (zumindest in Ansätzen) erkannt“ (Manfred Berger).

58 Jahre wirkte Louise Scheppler im Dienst der ihr anvertrauten Kinder. Für ihr Engagement erhielt sie 1829 von der „Akademie der Wissenschaften zu Paris“ den Tugendpreis und stiftete das Preisgeld in Höhe von 5.000 Francs für die Oberlin‘schen Kleinkinderschulen im Steintal, die sie nach dem Tod des Gründers und Namensgebers elf Jahre leitete. Louise Scheppler starb am 25. Juli 1837 im Alter von 74 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung.

Bildnachweis: Demanne ((lithogr)) et Vigneron. Illustrateur, Louise gouvernante des pasteurs Oberlin-1824, als gemeinfrei gekennzeichnet

 

Von 1957 bis 2024 war der Schepplerweg nach Paul Rudolf Scheppler benannt.

Paul Rudolf Scheppler

* 28.02.1883 in Aschaffenburg † 27.03.1950 in München

Jurist

Paul Rudolf Scheppler wurde 1883 in Aschaffenburg geboren. Der Jurist wurde 1922 als Amtsrichter nach München berufen, wo er ab 1930 am Landgericht München I als Richter tätig war. Seiner Heimatstadt Aschaffenburg blieb er Zeit seines Lebens verbunden und veröffentlichte zahlreiche Beiträge zu lokalhistorischen Themen und zu seiner Familiengeschichte. Im Frühjahr 1933 trat Paul Scheppler der NSDAP bei und im Oktober 1933 der SA, aus der er auf eigenen Wunsch im Oktober 1935 wieder austrat. Er war Mitglied der NS-Volkswohlfahrt (NSV), des Reichsluftschutzbunds (RLB) und des NS-Altherrenbunds der Deutschen Studenten. Als Beamter war er organisiert im Reichsbund Deutscher Beamter (RDB), als Jurist im Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (BNSDJ), der 1936 in NS-Rechtswahrerbund (NSRB) umbenannt wurde – zeitweise als stellvertretender Ortsgruppenleiter und Referent für Referendarschulung sowie Vorsitzender des Gauehrengerichts. Bis 1945 wirkte er als Richter und bekleidete zeitgleich mehrere juristische NS-Ämter. Darüber hinaus hatte er einen maßgeblichen Anteil an der Gleichschaltung des bayerischen Richtervereins.
1947 wurde Paul Scheppler aufgrund nachweisbarer Ämter in NS-Organisationen zunächst in die Gruppe 1 der „Hauptschuldigen“ eingereiht. Juristisch und aufgrund bestehender Beziehungen war es ihm jedoch möglich, eine Einstufung als „Mitläufer“ zu erreichen. 1947 wurde Paul Scheppler auf eigenen Antrag in den Ruhestand versetzt. Er starb 1950 in München.

Zum Dossier über Paul Rudolf Scheppler

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