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Pfeiferstraße

Mit Beschluss des Stadtrates vom 10. Juni 2024 wird die Pfeiferstraße auf Ludwig und Adam Pfeifer umgewidmet.

Ludwig Pfeifer (1908 – 1970)

Politiker und Widerstandskämpfer

* 05.09.1908 in Bieber (seit 1938 Stadtteil von Offenbach)

† 26.09.1970 bei Altheim

Ludwig Pfeifer wurde am 5. Mai 1908 in (Offenbach-)Bieber in eine sozialdemokratische Familie geboren. Er absolvierte nach der (Handels-)Schulzeit eine kaufmännische Lehre und arbeitete als Hilfsarbeiter. 1929 trat er in den Polizeidienst ein, wurde nach Abschluss der Ausbildung 1930 zum Polizeiwachtmeister befördert und nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus dem Hessischen Staatsdienst entlassen (April 1933). Seit 1923 war Ludwig Pfeifer Mitglied der Sozialistischen Arbeiter-Jugend; SPD-Mitglied ab 1926.

Ludwig und sein Bruder Adam Pfeifer gehörten zu einer Widerstandszelle im damals selbstständigen Bieber. Beide standen in engem Kontakt zu weiteren sozialdemokratischen Widerstandsgruppen gegen das NS-Regime in und um Offenbach am Main, die ein Netzwerk im Untergrund aufbauen wollten, um die Bevölkerung mit Informationsmaterial zu versorgen und sich im Widerstand gegen Hitler zu bestärken. Am 30. Mai 1936 wurde Ludwig Pfeifer verhaftet, als die Gestapo die Brüder beim Verteilen von Flugblättern erwischte, und nach einem halben Jahr Untersuchungshaft wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt. Nach Verbüßung der Haftstrafe arbeitete er in einer Schuhfabrik in Offenbach. Als die „Wehrunwürdigkeit“ für zu Zuchthausstrafen Verurteilte aufgehoben war, wurde er im Dezember 1942 zur Strafdivision 999 einberufen. Nach kurzer Ausbildung (unter anderem in Belgien und Südfrankreich) gelangte er über Neapel nach Nordafrika, wo er im April 1943 in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. Nach Aufenthalten in verschiedenen US-amerikanischen Lagern und einem „Rückerziehungskursus“ wurde er im Dezember 1945 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg startete Ludwig Pfeifer eine berufliche Karriere in der Kreisverwaltung Offenbach (1955 Ernennung zum Kreisoberverwaltungsrat) und wirkte seit 1946 als Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Offenbach/Dieburg. 1958 wurde er zum Landrat des Kreises Dieburg gewählt und 1963 für weitere zwölf Jahre im Amt bestätigt. In der Nacht zum 26. September 1970 starb Landrat Ludwig Pfeifer in Folge eines Autounfalls bei Altheim.

Bildnachweis: HStAD, H 3 Offenbach, Nr. 147107 (Foto: Unbekannt).

Adam Pfeifer (1902 – 1945)

Widerstandskämpfer

* 25.04.1902 in Bieber (seit 1938 Stadtteil von Offenbach)

† vermutlich 1944, Ort unbekannt

Adam Pfeifer wurde am 25. April 1902 in (Offenbach-)Bieber in eine sozialdemokratische Familie geboren. Als gelernter Schriftsetzer arbeitete er bei einer Frankfurter Firma (Stempel AG), wo er sich als Betriebsratsvorsitzender und Gewerkschafter für die Belange seiner Kollegen einsetzte. Adam Pfeifer war Mitglied der SPD sowie im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, dem Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik. Er engagierte sich im (Arbeiter-)Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität, bis dieser 1933 verboten wurde.

Adam und sein Bruder Ludwig Pfeifer gehörten zu einer Widerstandszelle im damals selbstständigen Bieber. Beide standen in engem Kontakt zu weiteren sozialdemokratischen Widerstandsgruppen gegen das NS-Regime in und um Offenbach am Main, die ein Netzwerk im Untergrund aufbauen wollten, um die Bevölkerung mit Informationsmaterial zu versorgen und sich im Widerstand gegen Hitler zu bestärken. Bereits im Frühjahr 1933 wurde Adam Pfeifer aufgrund seines politischen Engagements verhaftet und ins frühe Konzentrationslager Osthofen verschleppt. 1936 wurde er erneut verhaftet, als die Gestapo die Brüder beim Verteilen von Flugblättern erwischte, und wegen Hochverrats zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Als im Oktober 1942 die „Wehrunwürdigkeit“ für zu Zuchthausstrafen Verurteilte aufgehoben war, wurde er – wie sein Bruder – zwangsrekrutiert zur Strafdivision 999.

Ein Wehrmachtsfahrschein vom September 1943 gilt als sein letztes Lebenszeichen. Wahrscheinlich starb Adam Pfeifer im Fronteinsatz. Er galt als vermisst und wurde im November 1945 für tot erklärt. Ein Stolperstein erinnert in Offenbach-Bieber an den „Widerstandskämpfer der ersten Stunde“.

 

Von 1970 bis 2024 war die Pfeiferstraße nach Valentin Pfeifer benannt.

Valentin Pfeifer

* 24.06.1886 in Sommerau † 20.06.1964 in Aschaffenburg

Lehrer und Heimatschriftsteller

Valentin Pfeifer wurde 1886 in Sommerau geboren. Der Pädagoge lehrte in jungen Jahren an Dorfschulen im Spessart, ab 1909 in Aschaffenburg, über 20 Jahre an der Luitpoldschule, anschließend an der Volksschule in Aschaffenburg-Damm. Bekannt wurde er als Heimatschriftsteller, insbesondere mit (Sammlungen von) Märchen und Sagen aus dem Spessart, die er auch in Zeitschriften und Zeitungen veröffentlichte. Er machte sich Zeit seines Lebens um die Tradierung von Brauchtum und „Volksgut“ aus dem Spessart verdient.
Ab 1933 war Valentin Pfeifer im NS-Lehrerbund organisiert. Er war Mitglied der NSDAP. Als Heimatschriftsteller war Valentin Pfeifer Mitglied der Reichsschrifttumskammer. Darüber hinaus war er Mitglied der NS-Volkswohlfahrt (NSV) und des Reichsluftschutzbunds (RLB), Mitglied im Volksbund für das Deutschtum im Ausland (VDA) und im Reichskolonialbund. Seine literarischen Werke veränderten sich dahingehend, dass sie auch Elemente der NS-Ideologie aufnahmen und weiterverbreiteten. Er äußerte sich öffentlich zu kulturpolitischen Fragen im Sinne des NS-Regimes.
1945 wurde Pfeifer krankheitsbedingt in den Ruhestand versetzt. Er starb 1964 in Aschaffenburg. Valentin Pfeifer war Ehrenbürger der Gemeinde Sommerau (Eschau), Ehrenmitglied des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg und Namensgeber der Valentin-Pfeifer-Volksschule Eschau (Grund- und Mittelschule). Er ist in einem Ehrengrab auf dem Waldfriedhof in Aschaffenburg bestattet.

Zum Dossier über Valentin Pfeifer

Kommentare

  1. Interessant zu sehen, wie Valentin Pfeifer, der ja fast noch in Kinderschuhen seinen Geburtsort verlassen hat und nach 1945 eher notgedrungen für einige Jahre nach Sommerau zurückgekehrt ist, gewissermaßen auch zur Selbststilisierung als Heimatschriftsteller immer wieder auf seinen Heimatort und seine Familie rekurriert hat und wie umgekehrt Eschau/Sommerau sich (wie ja andere Gemeinden auch) gerne mit dem Heimatschriftsteller geschmückt hat. Diese Symbiose sei Eschau und Pfeifer unbenommen.

    Nur irritiert halt neuerdings Pfeifers einstige Sammelleidenschaft in Bezug auf NS-Organisationen, die ab 1945 seine Selbststilisierung und seine Stilisierung durch andere zunehmend erschwert haben dürfte und noch erschwert.

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