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Ludwig-Roth-Straße

Mit Beschluss des Stadtrates vom 10. Juni 2024 wird die Ludwig-Roth-Straße auf Ludwig Roth umgewidmet.

Ludwig Roth (1900 – 1945)

Jüdischer Lehrer, ermordet im KZ Groß-Rosen (Niederschlesien)

* 04.08.1900 in Berlin

† 07.02.1945 im KZ Groß-Rosen

Ludwig Roth wurde am 4. August 1900 als ältester Sohn von Elsa (geb. Hinrichsen) und Alfred Roth in Berlin geboren. Der Stammbaum der Familie Roth reicht 500 Jahre zurück bis in die Zeit, als sephardische Juden Spanien während der Inquisition verließen und in Deutschland ansässig wurden. Ludwigs Großvater mütterlicherseits, Emil Hinrichsen, besaß ein Import-Export- und Versicherungsgeschäft in der Schützenstraße 40 – 42 in Berlin. Hier lebten und arbeiteten auch Ludwigs Eltern, bis 1936 die Zwangsschließung des Geschäfts durch die Nationalsozialisten angeordnet wurde.

Ludwig Roth war Lehrer. Vermutlich im Sommer 1936 floh er in die Niederlande. Laut Melderegister von ’s-Gravenhage (Den Haag) war er in der Stadt seit Ende August 1936 gemeldet und wohnte dort in den folgenden Jahren an unterschiedlichen Adressen. Bis 1939 soll er hier als Lehrer gearbeitet haben. Anschließend lebte er bis 1942 in der niederländischen Stadt Groningen. Über das Arbeitslager De Fledders in Westerfelde kam er Anfang Oktober 1942 ins Durchgangslager Westerbork in den deutsch besetzten Niederlanden, von wo aus er mit dem Ziel Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurde. Unter nicht zu rekonstruierenden Umständen gelangte er ins Konzentrationslager Gross-Rosen in Niederschlesien. Laut tradierter Dokumente wurde er am 7. Februar 1945 in Gross-Rosen für tot erklärt – nur eine Woche vor der Befreiung des KZs durch die Rote Armee.

Die Eltern von Ludwig Roth blieben in Berlin und wurden im Juli 1942 deportiert und ermordet. Stolpersteine erinnern an ihrem letzten Wohnort in Berlin an die beiden NS-Opfer. Seinem jüngeren Bruder Kurt (1906 – 1996) war 1936 gemeinsam mit dessen Frau Ruth die Flucht in die USA gelungen. Ein Stolperstein für Ludwig Roth soll voraussichtlich im November 2024 in Berlin verlegt werden.

 

Von 1996 bis 2024 war die Ludwig-Roth-Straße nach Ludwig Roth (1897-1969) benannt.

Ludwig Roth

* 05.06.1897 in Gailbach † 20.08.1969 in Gailbach

Bürgermeister von Gailbach

Ludwig Roth wurde 1897 in Gailbach (ab 1975 zu Aschaffenburg gehörig) geboren. Der gelernte Former, Maurer und Gemeindearbeiter war von 1960 bis 1965 Bürgermeister von Gailbach.
Ludwig Roth war ab 1933 Mitglied der NSDAP und der SA. Er bekleidete die Funktion des „Stützpunkt Kassenleiters“ in der NSDAP-Ortsgruppe Aschaffenburg. Zudem war Ludwig Roth Mitglied weiterer NS-Organisationen, wie der Deutschen Arbeitsfront (DAF), der NS-Volkswohlfahrt (NSV), des Reichsluftschutzbunds (RLB) und des Reichskolonialbunds (RKB). Bereits 1925 trat er dem „Deutschen Reichskriegerbund Kyffhäuser“ bei, der größten Organisation ehemaliger Soldaten in der Weimarer Republik, die 1938 in den „Nationalsozialistischen Reichskriegerbund“ überführt wurde. Von 1937 bis 1945 war er Mitglied des Gemeinderats in Gailbach. Als Soldat des 13. Infanterieregiments 388 zog er in den Zweiten Weltkrieg. Im September 1940 wurde er zum „Frontstalag 181“ nach Saumur ins besetzte Frankreich versetzt, befördert zum Oberfeldwebel. Aufgrund seiner eigenen Angaben wurde Ludwig Roth zunächst automatisch in die Klasse II der „Belasteten“ (Aktivisten) eingeordnet. Das Urteil des Entnazifizierungsverfahrens findet sich in der Spruchkammerakte jedoch nicht tradiert. Ludwig Roth starb 1969 in Gailbach.

Zum Dossier über Ludwig Roth

Nachtrag des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg zum Dossier über Ludwig Roth

Im Nachgang zur Ausstellung „Ehre, wem Ehre gebührt!?“, die vom 28. Juni bis zum 11. August 2023 im Schönborner Hof zu sehen war, hat Irmgard Roth, Tochter von Ludwig Roth, einen Teilnachlass ihres Vaters dem Stadt- und Stiftsarchiv übergeben. Dieser umfasst Ehrungen, Fotografien, Dokumente und Zeitungsausschnitte. Der Teilnachlass ist unter der Signatur PBS 202 einsehbar.

Aus dem Material lassen sich Informationen entnehmen, die das Dossier zu Ludwig Roth, angefertigt im Auftrag der Stadt Aschaffenburg im Prozess der Überprüfung der nach Personen benannten Straßennamen (Stand: März 2023), an einigen Stellen ergänzen:

Detaillierte Angaben zum Einsatz (Einsatzorte) im Ersten Weltkrieg (April 1916 – Oktober 1918)

Ergänzende Angaben zum Einsatz im Zweiten Weltkrieg (laut Wehrpass), darunter: Datum der Ernennung zum Oberfeldwebel (01.05.1941), offizielle Dienststelle „Front Stalag 181“ (September 1940 – Juni 1942), anschließend offizielle Dienststelle „Dulag [Durchgangslager] 181“ (bis einschließlich Mai 1944), Teilnahme am „Russlandfeldzug“ im Winter 1942/43, Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern (30.01.1943)

Hinweis auf Entscheid der Spruchkammer vom 15.03.1948, wonach Ludwig Roth unter die sogenannte „Weihnachtsamnestie“ gefallen war (Entnazifizierungsverfahren daraufhin eingestellt, Sperre über Vermögen aufgehoben)

 

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