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Lindenallee

Die seit 1946 als Lindenallee bezeichnete Verbindung zwischen Platanenallee und Ludwigsallee verläuft in ostwestlicher Richtung an der Südseite der sog. Großmutterwiese entlang. Noch bis zum Ende des 19. Jh. ist diese Verbindung als gerader, von Bäumen gesäumter Weg in den Katastern und Stadtplänen eingezeichnet. Nur etwa in der Mitte des Straßenzuges auf der südlichen Seite bestand ein einzelnes Anwesen. Heute präsentiert sich die Straße als einseitig bebaute Allee entlang der historischen Grünfläche „Großmutterwiese“.

Lindenallee 1/3

1907 entwarf der Architekt Heinrich Morhard den Neubau eines Wohnhauses Lindenallee 1 für den Baumeister Ernst Haun an der nordöstlichen Ecke des Stadtparks Schöntal. Zu dem Wohnhausneubau plante Haun selbst noch im gleichen Jahr einen Pferdestall mit Wagenremise. Diesen ließ die Aschaffenburger Firma Sebastian Fleckenstein GmbH als Bauherr 1923 verändern. Beim Angriff auf die Stadt am 2. April 1945 beschädigten Granaten das Vorder- und das Hinterhaus sowie das Dach, Kamine, Fenster, Türen, Decken und Wände. Das Gebäude war damals noch im Besitz der Familie Haun. 1992 erfolgten Umbauten im 2. Obergeschoss und im Dachgeschoss. Das dreigeschossige Mietshaus wurde mit einigen Architekturdetails des Jugendstils als mehrgliedriger Bau auf hohem rustiziertem Sockelgeschoss errichtet. Ein dreiachsiger Flügel ist traufständig zur Ernsthofstraße ausgerichtet und mit einem leicht vorspringenden Erker mit Zwerchgiebel versehen. Der Erker ist durch genutete Lisenen hervorgehoben. An der südlichen Giebelseite ist ein weiterer Erker angefügt, der über drei Geschosse reicht und mit einem Balkon mit Sandsteinbrüstung abschließt. Im Winkel dazu steht ein zweiter Flügel in der Flucht der Lindenallee, der seinerseits mit einem quer angefügten Mansarddachbau abgeschlossen ist. An der östlichen Fassade ist ein schmaler Treppenhausanbau angefügt. Vor dem Wohnhaus ist der Vorgarten aus der Entstehungszeit des Baus erhalten. Das Gebäude fügt sich sehr gut in die Straßensituation ein. Das Wohnhaus Lindenallee 3 steht eng neben Nr. 1. Beide Gebäude bilden zusammen eine markante Ecksituation am Beginn der Lindenallee. Der Baumeister Ernst Haun zeichnete 1909 den Plan zum Neubau dieses Wohnhauses quasi als Pendant zu Haus Nr. 1. Der zwischen den beiden sich gegenüberstehenden Giebeln entstandene schmale Raum bildet die Durchfahrt zum Innenhof. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Granaten zu zwei Dritteln die Dacheindeckung sowie Zwischenwände und Decken im 2. Obergeschoss. 1964 wurde an der Gebäuderückseite ein Aufzug angebaut. Ähnlich wie Nr. 1 wurde dieses Gebäude über einem winkligen Grundriss errichtet. Der dreigeschossige Satteldachbau ist mit Risaliten, einem Türmchen und Wandvorsprüngen mehrfach gegliedert. Die fassadengliedernden Elemente sind in rotem Sandstein farbig hervorgehoben. Die Hauptfassade akzentuiert ein Risalit mit Standerker über zwei Geschosse und Balkon. Der Vorgarten dieses Mietshauses wurde in den 1960er Jahren wegen Bereitstellung von Parkplätzen entfernt.

Lindenallee 12

Die Architekten Becker und Scholl entwarfen 1907 den Neubau einer Villa für den Fabrikbesitzer H. Koloseus, Gründer der „Aschaffenburger Herdfabrik und Eisengießerei Hermann Koloseus, Königl. bayer. Hoflieferant“. Hinzu kamen ein Stallgebäude und eine gemauerte Einfriedung mit hölzernen Zaunfeldern. Im Zweiten Weltkrieg wurde durch Luftdruck das Hinterhaus völlig zerstört. Am Wohnhaus wurde die Südfassade eingedrückt, das Dach abgehoben, es entstanden Risse im Mauerwerk, Fenster und Türen gingen kaputt. 1947 erfolgte die Instandsetzung des Rückgebäudes, 1949/50 der Umbau des Wohnhauses. 1961 erwarb Dr. Vinzenz Schwind, Oberbürgermeister von Aschaffenburg zwischen 1946 und 1970, die Villa und ließ sie geringfügig umbauen. Der zweigeschossige, giebelständige, landhausähnliche Bau wurde im historisierenden Heimatstil errichtet. Das hohe Satteldach mit Krüppelwalm dominiert das Gebäude. Der Giebel ist durch mit Dachziegeln gedeckte Gesimse gegliedert. Die Fenster sind mit roten Sandsteingewänden gerahmt. An der zur Lindenallee gerichteten Giebelseite sind zwei Anbauten angefügt, die den Eingang säumen.

Lindenallee 14

Wann die historistische Jugendstilvilla errichtet wurde, ist nicht bekannt. Allerdings liegen Pläne vor, die belegen, dass Heinrich Morhard 1909/10 Umbauten an dem Wohnhaus plante. Das Gebäude wurde wahrscheinlich nur wenige Jahre vor 1910 errichtet. Wie die Nachbargebäude hat auch diese Villa Schäden im Zweiten Weltkrieg erlitten. So sind durch Luftdruck und Artillerie der Flügel zur Schwindstraße und das Dachgeschoss zerstört worden, Fenster und Türen wurden vernichtet. Der Teilwiederaufbau des Hauses für den damaligen Bauherrn Dr. Paul Leidreiter wurde unter Leitung des Architekten Karl Jung durchgeführt. Der vielgliedrige dreigeschossige Massivbau wirkt vor allem durch sein hohes Halbwalmdach. Auffällig ist das leicht vorkragende Fachwerkobergeschoss mit großen geschnitzten Winkelhölzern. An beiden Straßenfassaden sind Risalite angefügt, der zur Schwindstraße schließt mit einem geschwungenen Giebel ab. Durch roten Sandstein farblich und materiell abgesetzte Fassadengliederungselemente wie Gewände, Balkonpfeiler und einzelne Ortsteine sind gezielt als Gestaltungsmittel eingesetzt. Bemerkenswert sind die leicht geböschten Eckpfeiler, die der Villa einen etwas fortifikatorischen Charakter verleihen. Zudem befindet sich die Villa in städtebaulich markanter Lage an der Ecke Lindenallee/Schwindstraße.

Lindenallee 26

Der Fabrikbesitzer Anton Gentil ließ sich 1908 von den Architekten Reichard & Wild ein Wohnhaus am Eckgrundstück, das nördlich von der Lindenallee und südlich von der Grünewaldstraße begrenzt wird, entwerfen. 1914 wurde das Grundstück in westlicher Richtung vergrößert und die Einfriedung entsprechend angepasst. 1924 erfolgte ein Anbau an das Wohnhaus in östlicher Richtung. Die Planung des Anbaus oblag dem Aschaffenburger Architekten Fritz Schmitt. Das Wohnhaus, welches von einem steilen Satteldach dominiert wird, wurde im Stil eines Landhauses entworfen. Auf den beiden großen zur Süd- und zur Nordseite gerichteten Giebeln steht das Dach weit über. Der südliche Giebel ist mit Holz verkleidet und mit einem überdachten Balkon versehen. Der nördliche Giebel ist dagegen in unverputztem Fachwerk ausgeführt. Auf der Ost- und der Westfassade ist jeweils ein zweigeschossiger Querbau mit vorkragendem Giebel angefügt. An der nordwestlichen Gebäudeecke ist ein weiterer Baukörper angebaut. Das verputzte und mit dunklen Holzelementen abgesetzte Wohnhaus ist zusätzlich mit Erkern und Balkonen aufgelockert. Der Runderker an der südöstlichen Ecke ist wie das Brüstungsfeld am Erker der Ostfassade mit figürlichen Reliefs geschmückt. Der vorkragende Ostgiebel wird von zwei Konsolsteinen getragen, die ebenfalls mit Figuren plastisch gestaltet sind. Über Schäden, die das Gebäude während des Zweiten Weltkrieges erlitten hat, ist nichts bekannt. Es zeigt sich heute in weitestgehend bauzeitlichem Zustand und stellt eine städtebauliche Verbindung zwischen den beiden in den Wittelsbacherring mündenden Straßen Lindenallee und Grünewaldstraße dar.

Quelle:

Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 85-87.

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