Kindheit in Aschaffenburg – was bedeutet das? Woran erinnern sich die Aschaffenburger*innen, wenn sie an ihre Kindertage zurückdenken? Welche Orte, Personen und Ereignisse sind bis heute in der Erinnerung präsent? Diesen Fragen ist die Ausstellung „Kinder- und Jugendzeit in Aschaffenburg“ im Jahr 2010 nachgegangen.
Einige der eingereichten Erzählungen und Bilder werden nun hier erneut präsentiert.
„Wir – mein Vater Kunibert, meine Mutter Amanda, meine nur elf Monate ältere Schwester Uta und ich – lebten zur Miete in einem Haus in der Frohsinnstraße. Wir Kinder erkundeten anfangs in Begleitung meiner Mutter, später auch allein unsere Heimatstadt. Hier im Sommer 1942 spielen wir unbeschwert auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs.“
Bodo Schneider, Jg. 1940 (Abb. 3)
„Auf der „Großmutterwiese“ wurden kurz nach dem Krieg ehemalige Zwangsarbeiter-Baracken aufgestellt und notdürftig für den Schulbetrieb hergerichtet. Diese Schule wurde „Friedensschule“ genannt. Es waren drei lang gestreckte Holzbaracken, die hufeisenförmig um einen großen Platz lagen. In den Klassenräumen, in denen bis zu 60 Schüler schichtweise unterrichtet wurden, standen große Kohleöfen, die von den Kindern unter Aufsicht der Lehrer in der kalten Jahreszeit geschürt werden mussten. Zeitweise war der Brennstoffmangel so groß, dass die Kinder angehalten wurden, von zu Hause Briketts oder Kohlen mitzubringen, damit richtig geheizt werden konnte. Ich habe aber mehr in Erinnerung, dass der Schulraum im Sommer und im Winter völlig überhitzt war. In einem Raum der Baracken war eine Art Küche untergebracht, in der die von den Amerikanern gespendete und bereits vorgefertigte Schulspeisung von Frauen in riesigen Gulaschkanonen erhitzt wurde. In der großen Pause wurde diese stets an die Kinder, die dazu Essnäpfe und Löffel von zu Hause mitgebracht hatten, ausgeteilt.“
Bodo Schneider, Jg. 1940 (Abb. 4)
„Im Sommer 1952 sitze ich hier im Alter von vier Jahren fröhlich spielend im Flachwasser-Bereich des Maines. Zur Sicherheit wurde ich von unserer Nachbarstochter, Elke Link, betreut. Wir wohnten nach dem Krieg in der Hanauer Straße und hatten nur einen kurzen Weg zur Mörswiese. Vor der Kulisse des ausgebrannten Schlosses vergnügten wir uns mit großer Freude unter anderem durch Schwingen an den Ästen der alten Mörswiesen-Trauerweiden.“
Doris Rammoser, Jg. 1948 (Abb. 5)
„Ein Highlight waren damals die Kinderfaschingsbälle sonntagnachmittags in der alten TVA-Turnhalle in der Grünewaldstraße – hier 1959. Zusammen mit meinem Neffen Bernd und meiner Freundin Maria war ich ausgelassen und vergnügt.“
Brigitte Pesek, Jg. 1948 (Abb. 6)
„Anlässlich der Einberufung meines Vaters, Erich Stenger, zur Wehrmacht entstand im Sommer 1943 diese Aufnahme von mir und meinen Geschwistern – Ingrid, Hubert und Gisela – im Garten. Nur wenige Monate später, am 7. Februar 1944, fiel unser Vater als Soldat in Monte Casino. Unsere Mutter musste nun allein drei kleine Kinder versorgen. Bei dem Bombenangriff am 21. November 1944 verloren wir auch noch das Dach über unserem Kopf. Das Anwesen in der Hettingerstraße 5 wurde stark beschädigt und unsere Wohnung im Parterre war nicht mehr benutzbar. Noch in der Nacht des Angriffs flüchteten wir auf die Schweinheimer Höhe, wo die Schwester meiner Mutter, Ria Pfister, im Hause ihrer Schwiegereltern wohnte. Der Weg hinauf war schwierig und gefährlich. Wir wurden jedoch gut aufgenommen. Wie mein drei Jahre älterer Bruder erzählt, hatte meine Mutter nur das Nötigste mitgenommen. Am nächsten Morgen gingen die beiden mit einem geliehenen Leiterwagen zur verwüsteten Wohnung und nahmen mit, was wichtig war, unter anderem Kohle aus dem Keller. Als dann Frauen und Kinder die Stadt verlassen sollten, fanden wir bis Juni 1945 in Straßbessenbach eine Bleibe.“
Gisela Köhler, Jg. 1940 (Abb. 7)
„Zusammen mit der Familie der jüngeren Schwester meiner Mutter – Tante Ria und Onkel Hans sowie deren Kinder Hermann, Helga und Hans-Jürgen – unternahmen wir regelmäßig Wanderungen in die nähere Umgebung. Sonntags ging es unter anderem zur Hohe Wart, nach Dornau oder zu den Drei Kreuzen oberhalb von Schweinheim – hier 1951. Oft hatten wir im Rucksack Tee und Vesper dabei, aber manchmal wurde auch eingekehrt. So gab es gelegentlich in Dornau auf unseren Wunsch Eier mit Speck für 1,10 DM. Da das Geld jedoch sehr knapp war, stand aber auch für uns fest: nur eine Limo pro Nase!“
Gisela Köhler, Jg. 1940 (Abb. 8)
„Unser erstes selbst gebautes „Auto“ war ein Ereignis! Stolz präsentieren meine beiden Brüder – Walter (stehend) und Norbert (in der Seifenkiste sitzend) – im August 1960 in der Österreicher Straße den Nachbarjungen, darunter Roland Ullrich, ihren hölzernen Flitzer.“
Werner Großkopf, Jg. 1953 (Abb. 9)