Seit den 1920er Jahren gab es Bestrebungen, auf der Schweinheimer Höhe ein Pfarrzentrum zu errichten. Nach Gründung einer Kirchenstiftung 1950 und Einrichtung einer eigenen Pfarrei 1956 wurde der Kölner Architekt Rudolf Schwarz (1897–1961) mit der Planung beauftragt. Die Bauleitung übernahm der Schweinheimer Architekt Georg Ackermann. Die Bauarbeiten begannen am 14. März 1959, Grundsteinlegung war am 7. Juni 1959 und die Kirchenweihe am 17./28. September 1960. Die kath. Pfarrkirche St. Gertrud liegt im oberen Bereich der von Wohnhausneubauten seit den 1920er Jahren bestimmten Siedlung von Schweinheim an der Ecke Frühlingstraße/Vogelsbergstraße. Das Grundstück fällt zur Blütenstraße stark ab, weshalb sich der Zugang zur Kirche an der Frühlingstraße befindet. Das Schiff wurde quer zum Geländegefälle errichtet und dominiert so die Landschaft weithin sichtbar. Die zum Pfarrzentrum gehörenden Gebäude sind um die Kirche als größtem Baukörper gruppiert. Sie erhebt sich über rechteckigem Grundriss mit flach geneigtem Satteldach. Kirche, Werktagskapelle, Sakristei und Turm wurden in einer Mischbauweise aus Stahlbeton und Backsteinen errichtet. Alle sind innen und außen mit einem hellen Anstrich bzw. Verputz versehen. Die Decke des Kirchenschiffs wird von Stahlrohrbindern getragen und besteht aus Lärchenholz. Der Fußboden ist mit Natursteinplatten belegt. Der hohe, wegen seiner Lage gewestete Saalbau wird von hohen Fensterbändern an den Längsseiten belichtet. An den beiden Giebelseiten steht jeweils ein großes, von farbigen Glasfenstern durchbrochenes Kreuz aus Stahlbeton. Die sich auf die Schöpfung beziehenden Farbfenster wurden von Karl Knappe (1884–1970) gefertigt.
Die Ausstattung des Kirchenraumes ist auf das Wesentliche beschränkt. Seine Wirkung wird vor allem durch seine Größe und Schlichtheit erzielt. Das Material Holz der Decke wird in der hölzernen Bestuhlung wiederholt. Vom Haupteingang aus erreicht man ein Podest, auf dem seitlich ein Orgelpositiv steht. Der Gemeinderaum ist um acht Stufen abgesenkt, der Altarraum wiederum um vier Stufen angehoben. Der stützenfreie Saal ohne Nebenräume erinnert an die antike Konstantinbasilika in Trier. Die liturgisch wichtigen Gegenstände stehen gewissermaßen auf zwei Bühnen. Die Vorstellungen des Zweiten Vatikanischen Konzils wurden dann von Hermann Kröckel und Maria Schwarz (geb. 1921), der Witwe von Rudolf Schwarz, die das Architekturbüro nach seinem Tod 1961 weiterführte, umgesetzt. Die Prinzipalstücke sind nach Entwürfen des Künstlers Hubert Friedl aus rotem Sandstein gefertigt und bis auf den blockartigen Altar aus zylindrischen Formen entwickelt. Der frei stehende Altar wird von einem großen hochformatigen abstrahierenden Sandsteinrelief mit Sakramentshäuschen hinterfangen. Eine Marienfigur aus Sandstein ergänzt die Ausstattung des Altarraumes. Weitere später eingefügte Ausstattungselemente, wie ein Buntglasfenster, ein Kreuzweg mit 15 Stationen und zwei Bilder im Altarraum, wurden in den 1980er Jahren von Siegfried Rischar (1924–2009) geschaffen. Rechts neben dem Eingang befindet sich die Werktagskapelle, ein kleiner Bau auf quadratischem Grundriss mit flach geneigtem Zeltdach. Ihr Innenraum wird von einem Fensterband und kleinen quadratischen Buntglasfenstern belichtet. Abseits vom Kirchenbau steht der Kirchturm als schlanker Campanile. Die hochformatige Glockenstube ist mit dunklen Lamellen geschlossen. Das Flachdach wird von einem Stahlkreuz bekrönt. Die Baugruppe wird komplettiert durch die Sakristei, das Pfarrhaus mit Wohnung und Büros und den Kindergarten als ein- bzw. zweigeschossige Flachdachbauten sowie den gärtnerisch gestalteten Pfarrgarten.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 306-307.