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Erthalstraße

Die nördlich des Schlossberges gelegene Erthalstraße bildete ursprünglich den westlichen Stadtgraben der seit dem 14. Jh. um die untere Stadt verlaufenden Stadtbefestigung. Auf dem Urkataster von 1845 ist der Graben als Grünanlage mit einem Mittelweg, der an der Karlstraße beginnt und in das Schöntal (Friedrichstraße/Weißenburger Straße) mündet und kleinen Seitenwegen dargestellt. Bekannt ist, dass 1871 in der Erthalstraße die Gasleitung verlegt und der Zehnt- oder Folterturm an der Ecke Erthal-/Friedrichstraße abgebrochen wurde. Der Graben wurde dann zwischen 1871 und 1878 verfüllt. Die heutige Erthalstraße beginnt an der Frohsinnstraße und führt über Weißenburger und Friedrichstraße bis zum Beginn der Ridingerstraße. In ihrem nördlichen Bereich jenseits der Friedrich- und Weißenburger Straße, ist sie von einer geschlossenen Bebauung geprägt, während im südlichen Bereich die Bebauung durch den neuen Justizbau und die St.-Agathakirche aufgelockert ist. Die Straße wurde 1878 angelegt und erinnert mit ihrem Namen an die freiherrliche Familie von und zu Erthal, die zwischen 1774 und 1802 mit Friedrich Carl Joseph von Erthal (1719–1802) den Mainzer Kurfürst und Erzbischof stellte. Dieser hatte aus seinen Privatsammlungen der Stadt Aschaffenburg die Hofbibliothek, das Kupferstichkabinett und die Gemäldesammlung geschenkt. Er starb am 25. Juli 1802 in der Stadt und wurde in der Stiftskirche beigesetzt. Bei der Schaffung seiner Sammlung hatte ihn sein Bruder Lothar Franz von Erthal (1717–1805) unterstützt. Dieser war kurerzkanzlerischer Staatsminister, Obersthofmeister und Gouverneur des Fürstentums Aschaffenburg und ein großer Wohltäter der Stadt. Er starb am 4. Dezember 1805 und fand in der Gruft der Muttergotteskirche seine letzte Ruhestätte.

Erthalstraße 1 a

Das seit 1949 unter der Adresse Erthalstraße 1 a geführte Wohnhaus war ursprünglich ein Teil des „Erthaler Hofs“, Karlstraße 2. Der einstige eingeschossige Satteldachbau war der seitliche Anbau des Wohnhauses. Dieses hatte im Zweiten Weltkrieg starke Schäden erlitten, sodass 1946/47 der eingeschossige Anbau entlang der Erthalstraße für den Aschaffenburger Kleiderfabrikanten Hans Braun instand gesetzt und zunächst nur mit einem Notdach abgedeckt wurde. 1956 wurde das Gebäude um zwei Geschosse aufgestockt und damit die Traufhöhe dem ehem. „Erthaler Hof“ angeglichen. Die Aufstockung ist an den sich vom Erdgeschoss unterscheidenden Fensterachsen ablesbar. Auf der nüchternen Fassade fällt im Erdgeschoss ein leicht nach rechts versetztes zweiflügeliges Portal auf. Es wurde 1927 bei der Fassadenumgestaltung nach Entwürfen des Architekten Joseph Geis eingesetzt und ist mit einem Gewände aus Beton mit scharriertem Muschelkalkvorsatz in expressionistischer Formensprache versehen. An der zur Karlstraße gewandten Fassade ist ein Fenster im Palladio-Motiv erhalten. Es handelt sich um eine dreiteilige Öffnungsgruppe, bei der eine Kolonnade unterbrochen und von einer Archivolte überbrückt wird.

Erthalstraße 3

Das Grundstück des heutigen Justizgebäudes gehörte bis zum Ende des 19. Jh. zum Anwesen Karlstraße 2, dem „Erthaler Hof“. 1899 kaufte die Stadt den unbebauten und als Garten genutzten Grund und Boden und ließ dort zwischen 1900 und 1903 das erste Justizgebäude von Bauamtmann Arthur Heberlein errichten. Unweit des Bahnhofs und nahe dem Schloss günstig gelegen, wurde der reich gestaltete Verwaltungsbau im Stil der Neurenaissance mit Ziergiebeln und Eckturm an der Ecke Erthalstraße/Friedrichstraße zu einem städtebaulichen Akzent. Im Zweiten Weltkrieg teilzerstört, konnte er nach Ende des Krieges zunächst zu 60 % wieder nutzbar gemacht werden. Weil der Bau der Justizverwaltung schon bald nicht mehr ausreichte, wurde erst ein ergänzender Neubau an der Friedrichstraße geplant, schließlich aber der völlige Neubau durch das Landbauamt beschlossen und der Altbau 1957 abgerissen. Der Neubau wurde 1957–60 nach Plänen des Landbauamts errichtet. Er setzt sich aus zwei Baukörpern zusammen. In einem 18 m von der Baulinie zurückgesetzten, sechsgeschossigen Kubus sind das Landgericht, das Amtsgericht und die Staatsanwaltschaft untergebracht. In dem daran anschließenden zweigeschossigen Sitzungssaaltrakt befinden sich sieben Sitzungssäle, ein Schwurgerichtssaal und das Grundbuchamt. Durch das Abrücken von der Straßenecke ist ein begrünter Vorplatz vor dem dortigen Haupteingang entstanden. Beide Gebäudeteile sind in Stahlbetonskelettbauweise ausgeführt. Das Verwaltungsgebäude ist mit hellen Kalksteinplatten verkleidet, das Sitzungsgebäude ist verputzt: Das Skelett wird dadurch mit eingehüllt und nicht mehr nach außen gezeigt wie bei vielen Bauten der vorangegangenen Jahre. Den über eine Freitreppe erreichbaren Eingang betont ein vor das Gebäude gestellter kräftiger Torrahmen.

Die Fenstertüren in der ersten Achse besitzen Brüstungen mit abstrakten Bronzeapplikationen des Bamberger Künstlers Hanns Bail (1921–1995). Die regelmäßig gereihten Fenster haben gedrungene Formate und wirken in die Wand eingeschnitten. Der Eingang erschloss ehemals eine geräumige zweischiffige Halle mit der offenen Treppe, die jeweils einläufig nach oben führt. Sie ist angelehnt an einen leicht gerundeten und farbig verputzten, in der Mitte des Grundrisses liegenden „Kernbau“ mit Registraturen, Toiletten und Abstellräumen, um den die am Ende belichteten Korridore zu den nach außen liegenden Büros herumführen. Im Keller des Verwaltungsbaus sind neben Versorgungseinrichtungen (Heizung) weitere Registratur- und Seminarräume sowie Haftzellen untergebracht. Auf dem Dach befindet sich penthausartig ein großzügig verglaster Kantinenaufbau. Der Grundriss des Sitzungssaalbaus ist in Entsprechung zur Grundstücksfläche schräg. Der Bau wird durch einen abstrahierenden Relieffries abgeschlossen. Im Innern sind die Sitzungssäle beiderseits eines sich entsprechend dem Grundriss verengenden Flures angeordnet, der dadurch perspektivisch an Größe gewinnt. Das Justizgebäude der späten 1950er Jahre ist als einheitlich geplante Architektur städtebaulich und als Bau bis in die Ausstattung hinein anspruchsvoll und künstlerisch gestaltet und durch Kunstwerke wie Brunnen und Wandmalereien ergänzt worden (z.B. die Wandgestaltung im 6. Obergeschoss von Christian Schad in Wachs-Kasein-Technik mit der Darstellung der drei Elemente Wasser, Luft und Erde). Bemerkenswert ist die erhaltene Innenausstattung, die Wandverkleidungen aus Holz, Einbauschränke in Büros und Bibliothek etc. sowie weiteres bewegliches Mobiliar in den typischen Formen der Zeit umfasst.

Erthalstraße 4/6

Der Bauunternehmer Franz Münstermann erwarb 1905 und 1906 die Grundstücke nordöstlich der St.-Agathakirche und plante darauf die Errichtung zweier Mietshäuser. Die Pläne dafür zeichnete der Architekt Friedrich Selbert. Gegen den Plan für das heutige Haus Nr. 6 erhob die Kirchenverwaltung Einspruch, weil sie glaubte, die Kirche als „Monumentalbau hohen Alters“ würde durch den Neubau Licht und Luft verlieren. Da der Bau aber mit seinen Ausmaßen innerhalb der gesetzlichen Vorgaben liegt, wurde die Baugenehmigung am 11. Mai 1906 erteilt. Der Entwurf für Haus Nr. 4 hingegen wurde zunächst abgelehnt und als zu unruhig in der Umgebung der Kirche beurteilt. Daraufhin reichte Selbert eine kolorierte Isometrie ein, auf der die geplante Bebauung des St.-Agathaplatzes dargestellt ist. Die Baugenehmigung erfolgte am 14. Mai 1909. Das Mietshaus Nr. 4 in Ecklage besteht aus einem traufständigen dreigeschossigen Satteldachbau mit Krüppelwalm und einem ebenfalls dreigeschossigen Flügel entlang des Agathaplatzes. Die Giebelfassade hat zwei Achsen, die in den Obergeschossen als flache Kanterker ausgeführt sind, die auf Konsolsteinen aufsitzen. Im 1. Obergeschoss sind diese durch einen Balkon verbunden. Der Flügel am Agathaplatz ist ein schlichter Satteldachbau mit drei Fensterachsen. Die Fassade zur Erthalstraße ist zweiachsig.

Auf der Seite zu Nr. 6 befindet sich ein dekoratives Eingangsportal aus rotem Mainsandstein. Die Türrahmung hat Viertelsäulchen, darüber einen Schlussstein und ein Oberlicht mit einem Männerkopf und Fruchtgehängen. Der Sockel aus bossierten roten Sandsteinquadern wird optisch durch glattes Quadermauerwerk bis zu den Kämpfersteinen der Fenster weitergeführt. Die Fenster des Erdgeschosses sind rund- bzw. stichbogig. Über dem Erdgeschoss verläuft ein Gurtgesims und unter den Fenstern des 1. Obergeschosses ein Sohlbankgesims. Zwischen den Obergeschossfenstern ist eine Kartusche mit der Jahreszahl 1909 angebracht. Das mit seiner südlichen Giebelwand direkt an Nr. 4 angrenzende Mietshaus Nr. 6 überragt dieses um ein Geschoss. Die Fassade des traufständigen Satteldachbaus ist dreiachsig. Die linke Fassadenseite ist risalitartig und im 2. und 3. Obergeschoss als leicht vorkragender übergiebelter Erker ausgebildet. Der Massivbau aus roten, im Verband gemauerten Sandsteinen ist im Bereich der Obergeschosse verputzt. Erdgeschoss und 1. Obergeschoss sind durch ein Gurtgesims optisch voneinander getrennt. Unter den Fenstern des 1. Obergeschosses sind ornamentierte Brüstungsfelder angebracht. Die Fenster der drei Obergeschosse sind zu Paaren zusammengefasst und mit Gewänden aus rotem Sandstein gerahmt. Der Eingang ist an der Seite zu Haus Nr. 4 gelegen und gleich wie dieser gestaltet. Im Zweiten Weltkrieg wurden durch verschiedene Luftangriffe und Artillerie beide Brandmauern von Nr. 4 beschädigt. Nr. 6 erlitt einen Volltreffer, wodurch die rechte Hälfte des Hauses bis zum 1. Stock zerstört wurde. Es entstanden Schäden am Treppenhaus, an den Innenwänden sowie an Fenstern und Türen. Ein 1945 von Karl Hammer für den Eigentümer des Hauses, Rechtsanwalt Dr. Hermann Leeb angefertigter Schadensplan zeigt die zerstörten Bereiche deutlich. Die Instandsetzung der Wohnhäuser leitete 1946 Ludwig Dölger.

Erthalstraße 5

1892 reichten Alois Geiger und Söhne sowie Hermann Koloseus, Adam Hohenberger und Jakob Müller die von Hermann Reichard gezeichneten Pläne zum Neubau eines Wohnhauses in der Erthalstraße zur Genehmigung ein. Der wohl als Spekulationsobjekt errichtete dreigeschossige Bau steht traufständig in der Erthalstraße und schließt mit einem Satteldach ab. Die Fassade ist in der von Reichard überwiegend verwendeten Materialkombination aus gelbem Backstein und rotem Sandstein errichtet. Sie hat im Erdgeschoss fünf Achsen und im Bereich der beiden Obergeschosse jeweils drei. Die Mittelachse springt risalitartig vor und ist besonders reich gestaltet. Die Fenster des Erdgeschosses sitzen etwas eingetieft auf einem mit abgeschrägtem Gesims abgeschlossenen Sandsteinsockel. Sie schließen stichbogig ab, darunter ist ein Brüstungsfeld. Auf einem vorkragenden Gesims sitzen die Fenster des 1. Obergeschosses. Sie sind aufwendig ädikulaartig gestaltet. Die dekorative Rahmung erfährt bei dem mittleren, etwas breiteren Fenster eine Steigerung durch einen reliefierten Fries im Sturz und eine Segmentbogenverdachung. Davor ist ein von Sandsteinkonsolen getragener Balkon mit eisernem Geländer angebracht. Die Fenster des 2. Obergeschosses haben einfache Rechteckformate und sind durch Kämpfersteine dekoriert. Alle Fenster sind mit Überfangbögen mit Schlussstein versehen. Über der rechten Achse sitzt im Dach eine kleine Gaube, die 1910 ergänzt wurde. Der Eingang befindet sich auf der Seite zu Haus Nr. 7. Im Innern ist der für gründerzeitliche Wohnbauten typische Grundriss anzutreffen. Von dem seitlichen Treppenhaus geht ein Mittelgang ab, um den sich die Zimmer gruppieren. Die Wohnräume liegen auf der Seite zur Straße, im zum Hof gerichteten Bereich sind Küche mit Speis, Bad und WC untergebracht. Im Zweiten Weltkrieg wurden durch Luftangriffe Fenster, Türen und Decken beschädigt. Eine Brandbombe zerstörte am 25. Februar 1945 das Dachwerk und den Speicher des Gebäudes. Das 2. Obergeschoss wurde unbewohnbar, das Nebengebäude völlig zerstört.

Erthalstraße 7

Der dreigeschossige Mansarddachbau mit repräsentativer Fassade im Stil der Neurenaissance wurde 1896 von dem Baumeister Henfling für Schlossermeister Josef Maier als Wohnhaus errichtet. Die Straßenfassade des Backsteinbaus ist mit Elementen aus rotem Mainsandstein gegliedert. Ein zweiachsiger Mittelrisalit mit kuppelartigem Dach bewirkt den deutlich repräsentativen Charakter des Wohn- und Geschäftshauses. Die Fenster der beiden äußeren Achsen sind zu Paaren zusammengefasst, darüber sitzt achsgerecht je eine Gaube mit ebenfalls gekuppeltem Fenster. Im Erdgeschoss befindet sich ein Laden mit zwei in der Mitte geteilten Schaufenstern und einer dreiteiligen Öffnungsgruppe rechts und links. Während das Erdgeschoss gänzlich aus rotem Sandstein errichtet ist, wird im 1. Obergeschoss nur die Brüstungszone durch die Verwendung dieses Materials hervorgehoben. Unter den Fenstern sind Blendbaluster angebracht, im Bereich des Risalits ein Balkon auf Sandsteinkonsolen mit Sandsteinbalustrade. Zwischen den Fenstern des Risalits sitzt eine leere Muschelnische. Die Fenster haben eine gerade Verdachung, die in der Mitte den unteren Schenkel eines Giebels bildet. Im 2. Obergeschoss sind die Fenster der äußeren Achsen mit Balkonen mit gusseisernem Geländer versehen, die des Risalits sind einfach rechteckig mit einer Giebelverdachung, dazwischen eine Kartusche mit Rollwerk. Die Neurenaissancefassade mit aufwendig profilierten Rahmungen, einem umlaufenden Sturzgesims und bossierten Eckquadersteinen sowie einem mehrfach profilierten Traufgesims verdeutlicht den hohen Dekorationswillen des Bauherrn. Der Eingang liegt auf der rechten Seite, das Treppenhaus auf der Hofseite. Die Zimmer sind um einen Mittelgang angelegt. Auf der linken Seite ist eine Durchfahrt. 1919 wurde das bestehende Rückgebäude im Innern zu einer Färberei für Franz Blank umgebaut. Zu einem erneuten Umbau kam es 1955, dabei wurde das Rückgebäude auf seiner rechten Seite erweitert. Im Zweiten Weltkrieg verursachte Luftdruck verschiedener Angriffe Schäden am Dach, den Kaminen, an Zwischenwänden, Fenstern, Türen und den Balkonen. Es entstanden Risse und Sprünge im Mauerwerk.

Erthalstraße 11/13

Im Unterschied zu den in der Gründerzeit häufig aus Ziegeln mit Hausteingliederungen errichteten Wohnhausbauten wie Nr. 5 und 7 wurde das Doppelhaus Nr. 11/13 aus unverputzten Sandsteinquadern errichtet. Dies lässt sich damit erklären, dass die Brüder Franz und Roman Woerner, die 1892 die Pläne zu diesem Wohnhaus zeichneten, unweit von Aschaffenburg einen Steinbruch unterhielten. Beide Fassaden des Doppelhauses sind dreiachsig. Die mittlere ist jeweils als Mittelrisalit etwas hervortretend ausgebildet und mit einem turmartigen Aufbau (Nr. 11) bzw. einem Treppengiebel (Nr. 13) betont. Das hohe Erdgeschoss nimmt den Eingang und einen Laden auf. Darüber befindet sich in der Mitte ein Balkon mit Sandsteinbrüstung mit Maßwerk. Die Fenster der äußeren Achsen sind gekuppelt, ihre Rahmung ist mit einem gestelzten Profil versehen, im Obergeschoss mit Blendbögen. Eisenanker und spitzbogige Dreifachfenster, vor allem aber die Maßwerkbrüstungen verleihen den beiden Bauten einen deutlich neugotischen Charakter. 1894 wurde das Rückgebäude im Anwesen erweitert, 1924 darin eine Werkstatt für die Firma Büttner & Co. Kleiderfabrik eingerichtet. Während des Zweiten Weltkrieges entstanden sowohl am Hauptals auch am Rückgebäude erhebliche Schäden. Durch Luftdruck und Brandbomben wurden Decken und Wände in Mitleidenschaft gezogen. Mit der Instandsetzung des Wohnhauses und des Rückgebäudes konnte letztlich ein anschauliches Beispiel der frühen Bauprojekte der Brüder Woerner erhalten werden.

Erthalstraße 12

1896 zeichnete der Bauunternehmer Caspar Schmelzer den Plan zur Erbauung eines neuen Wohnhauses und Rückgebäudes für den Metzgermeister Franz Schmelzer. Der dreigeschossige traufständige Satteldachbau hat eine asymmetrische Fassade mit zwei unterschiedlich großen Risaliten und Giebeln im Stil der Neurenaissance. Das Erdgeschoss war ursprünglich mit Sandsteinquadern rustiziert und mit sechs rundbogigen Fenstern sowie einer rundbogigen Durchfahrt zum Hof zur Seite von Haus Nr. 10 versehen. Die Obergeschossfenster haben rechteckige Formate, die vier mittleren des 1. Obergeschosses Giebelverdachungen und Brüstungsfelder. Der linke Risalit ist im Obergeschossbereich dreiachsig, wobei die mittlere Achse zu einem polygonalen Erker ausgebildet ist. Im Giebelfeld sitzen zwei kleine Rundbogenfenster. Der rechte Risalit ist schmaler und hat ein gekuppeltes Fenster im 2. Obergeschoss. Im 1. Obergeschoss befand sich über der Durchfahrt ein Balkon mit Sandsteinbalustrade. Der rechte Giebel hat ein Rundbogenfenster. Die Backsteinfassade ist durch Gliederungen aus rotem Mainsandstein rhythmisiert. Durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg stürzte die rückwärtige Umfassungsmauer des Gebäudes ein. Gebälk, Fenster, Türen und Tore wurden schwer beschädigt. Die Instandsetzung leitete der Baumeister Karl Rothenbücher. In der Baugenehmigung ist ausdrücklich festgehalten, dass der zerstörte Giebel (auf der linken Seite) in vereinfachter Form und ohne die früheren Steinverzierungen wieder zu errichten sei. Die übrigen zu ergänzenden Bereiche der Fassade sollten dem Bestand angepasst werden. Am stärksten verändert zeigt sich heute der Erdgeschossbereich. Die Schaufenster wurden bereits 1910 ein erstes Mal umgestaltet. Diese Umbauarbeiten leitete noch das Baugeschäft Caspar Schmelzer. 1962 wurden die rundbogigen Schaufenster durch eine gerade Schaufensteranlage ersetzt. Auch die Durchfahrt ist heute gerade geschlossen. Das Gebäude hat im Wesentlichen seinen gründerzeitlichen Charakter beibehalten. Es zeigt mit den ablesbaren Instandsetzungsarbeiten nach dem Krieg Spuren der Geschichte.

Quelle:

Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 39-43.

Kommentare

  1. Die Erthalstraße mag zwar allgemein an das Adelsgeschlecht der Erthal erinnern. Interessant finde ich aber, dass sie 1878 nicht nach dem Kurfürsten Friedrich Carl Joseph, sondern nach seinem Bruder, dem Oberhofmeister Lothar Franz von und zu Erthal benannt wurde, dem man außerdem noch an den Wohnungen der Hospitalstiftung in der Schweinheimer Straße einen Gedenkstein aus rotem Sandstein gehauen hat. Anscheinend hat ihm die Stadt, zumindest nach damaliger Auffassung, mehr zu verdanken, als seinem berühmten Bruder.

    Quelle: Einwohnerbuch der Stadt Aschaffenburg 1939/40 S. II/2

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