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Erinnerungen an die Weihnacht 1944

Zur Weihnachtszeit wurde im Stadtlabor „Aschaffenburg 2.0“ ein Sammlungsaufruf zum Thema Weihnachten gestartet. Einige der eingereichten Geschichten und Erinnerungen können hier und in weiteren Beiträgen nun gelesen werden.

Von Karl Stolz, damals 12 Jahre alt

Wir wohnten in der Maximilianstraße, neben der Bahnlinie. Sechs Geschwister, drei Große und drei Kleine. Durch viele Bombenabwürfe war unser Haus unbewohnbar geworden. Keine Fenster und keine Dachziegel mehr. Da wurden wir von den Behörden nach Volkersbrunn im Spessart evakuiert. Wir wussten erstmal gar nicht, wo dieser Ort liegt und wie man dahinkommt. Mit der Bahn über Obernburg nach Heimbuchental, und dann zu Fuß weiter.

Mein Vater war zu einer kurzen Stippvisite dort gewesen, er hatte auch mit Parteivertretern gesprochen. Also war der Umzug beschlossen. Als wir dort ankamen, sollten wir in einem stillgelegten Gasthaus, wo im Saal Tische und Bänke zusammengeschoben waren, einziehen. Dies lehnte meine Mutter ab. So standen wir bei Schnee und Eiskälte auf der Straße und wussten nicht weiter.

Da kam aus einer nahen Bäckerei eine Frau gerannt, um uns zu begrüßen. Weitläufige Verwandtschaft aus Damm, von der wir nichts wussten. Sie nahm uns zunächst mit, um bei ihr unterzukommen. Sodann ließ der Ortsvorsteher im letzten Haus des Dorfes ein Zimmer räumen, in dem meine Mutter mit den kleinen Geschwistern bleiben konnte. Uns drei Großen wurden entferntere Schlafstellen zugewiesen. In Volkersbrunn wohnten wir dann bis Anfang Mai.

 

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