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Das FUTURE FESTIVAL in Aschaffenburg (Juli 2025)

Vom 1. bis 5. Juli fanden in Aschaffenburg während der Kulturtage die Veranstaltungen des FUTURE FESTIVALS statt, das den Abschluss des dreijährigen EU-Projektes DIALOG CITY (2022-2025) bildet. DIALOG CITY, ein partizipatives Projekt, an dem sich Partnerorganisationen und -institutionen aus Österreich, Frankreich, Italien und Griechenland beteiligen, wird vom Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg koordiniert. Sein Ziel ist, kreative Ideen und innovative digitale Tools zu entwickeln, um die Zukunft der europäischen Städte im Dialog mit der Bürgerschaft sozial nachhaltig, bürgernah und umweltfreundlich zu gestalten.

Die Besucherinnen und Besucher des FUTURE FESTIVALS erwartete ein buntes und vielfältiges Veranstaltungsangebot. Ein Theaterstück, eine Coffee-Lecture, Workshops, eine Zukunftswerkstatt und ein Game Jam befassten sich mit drängenden Zukunftsfragen, die sich schon jetzt stellen. Die Künstlerresidenz von Lisa Maria Baier mit dem FUTURE PAVILLON und die Ausstellung DIALOG CITY, die am 12. Juni im Schönborner Hof eröffnet wurde und bis Mitte September besucht werden kann, waren ebenfalls im Festival vertreten.

KI-Theater und Podcasts

Auftakt des Festivals war am 1. Juli das Theaterstück „Die letzte Geschichte der Menschheit“ mit dem „12 Stufen Theater“ – eine KI-Geschichte, die fundamentale Existenzfragen und -ängste aufgreift und nachdenklich macht. Am nächsten Tag fand das Treffen des Aschaffenburger EU-Projektteams mit dem Projektkoordinator Stefan Horn und dem ehemaligen Leiter des Goethe-Instituts in Thessaloniki, Peter Panes, der ebenfalls am Projekt aktiv beteiligt ist, statt.

An diesem Tag moderierte auch Frank Oberpichler zwei Podcasts zum FUTURE FESTIVAL für seine Reihe „Smart and the City“. Im ersten Podcast besprach er mit seinem Gast, dem Bürgermeister und Digitalreferenten der Stadt Aschaffenburg, Eric Leiderer, die Digitalstrategie der Stadt, die auch den Namen des EU-Projektes DIALOG CITY trägt. Im zweiten Podcast sprach er mit der Dresdner Künstlerin Lisa Maria Baier und dem Mitarbeiter der Projekte DIALOG CITY und heimat:data Markus Schmitt über die Rolle der Kunst und der Archive im digitalen Zeitalter. Lisa Maria Baier befasste sich während ihrer Künstlerresidenz in Aschaffenburg mit den vergessenen Arbeiterinnen der Papierindustrie. Mithilfe eines von ihr selbst entwickelten KI-Systems generierte sie Bilder von Arbeiterinnen, die eine fehlende Erzählung über ihr Leben und Wirken erfinden beziehungsweise rekonstruieren lassen.

In beiden Podcasts war die Partizipation der Bürgerinnen und Bürger an den digitalen (Kultur-)Angeboten der Stadt Aschaffenburg ein zentrales Thema. Ihre aktive Beteiligung wird als demokratiefördernder Beitrag begriffen.

Digitale Archivierung – Herausforderungen und Chancen

Ein anderer thematischer Schwerpunkt des Festivals war die digitale Archivierung persönlicher Dokumente. Die Coffee-Lecture „A CAP of History“ – ein Wortspiel auf „A Cup of Coffee“ –, die am 3. Juli auf der Terrasse des Café Krem stattfand, diente als Einführung in die Thematik. Markus Schmitt und Vaios Kalogrias vom Stadt- und Stiftsarchiv sprachen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern über die zukünftige Bedeutung der „Citizen Archive Platform“ (CAP) als eines Online-Tools zur Aufbewahrung digitaler Alltagsmomente, -geschichten und -erinnerungen von heute. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigte vor allem die Frage, wie Archive die Authentizität privater Fotos prüfen und sicherstellen können. Eine der „Übungen“ bestand nämlich darin, originelle von KI-generierten Bildern zu unterscheiden und über die daraus resultierenden Folgen zu diskutieren.

Am 3. Juli stellten ferner Markus Schmitt und Julius Goldmann in der Volkshochschule das neue Digitalprojekt heimat:data vor, an dem sie derzeit zusammen mit Jan Sachers arbeiten. Bei diesem Projekt geht es um die Sicherung und Sichtbarmachung von Metadaten lokaler und regionaler Datenbanken von Heimat- und Geschichtsvereinen, aber auch von Einzelpersonen. Mit heimat:data sollen der wissenschaftlichen Forschung wertvolle Daten zur regionalen Geschichte zugänglich gemacht und an überregionale Datenbanksysteme angebunden werden.

Offizielle Eröffnung des Festivals

Offiziell wurde das FUTURE FESTIVAL am Abend des 3. Juli am Future Pavillon direkt vor dem Schloss Johannisburg eröffnet. Eric Leiderer und die Präsidentin der TH, Professorin Eva-Maria Beck-Meuth, sprachen das Grußwort und hoben die Bedeutung der Stadt Aschaffenburg als eines inspirierenden Ortes für digitale Innovation hervor, der Nachahmerinnen und Nachahmer in anderen Städten findet. Anschließend sprach die Journalistin der Zeitung „Main-Echo“ Moni Münch mit dem Projektkoordinator Stefan Horn und der Künstlerin Lisa Maria Baier. Während Horn die Bausteine des EU-Projektes erläuterte, präsentierte Baier die Ergebnisse ihrer Künstlerresidenz, die am Future Pavillon zu sehen waren: Große Banner, auf denen aus ihren Recherchen entstandene, KI-generierte Motive und Texte dargestellt sind.

Der Eröffnung wohnten Projektpartnerinnen und -partner aus Österreich, Frankreich, Italien und Griechenland bei, die sich ebenfalls an den Festivalaktivitäten beteiligten. Eingeladen waren auch Vertreter der ungarischen Partnerstadt Miskolc sowie Professor Sebastian Haumann von der Universität Salzburg, der sich unter anderem mit Citizen-Science-Methoden befasst.

Collagen, CAP und Futures Literacy

Am 4. Juli ging das FUTURE FESTIVAL mit der Veranstaltung der in Berlin lebenden Aschaffenburger Künstlerin Saskia Reis weiter. In ihrem Workshop „Bildercollagen zur Stadtgeschichte“ erschufen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Digitalladen einzigartige Collagen, welche die Geschichte und zukünftige Entwicklung der Stadt facettenreich und kreativ deuten. Als Arbeitsmaterial dienten historische Bilder aus der Fotosammlung des Stadt- und Stiftsarchivs. Im Workshop zum „digitalen Archiv der Zukunft“ stellten dann die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs Graz (Amelie Rakar) und des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg (Markus Schmitt, David Reis) in der Volkshochschule die „Citizen Archive Platform“ (CAP) vor und erläuterten ihre technische Funktion. Als Open-Source kann die CAP von allen Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden. Sie können dort digitale Dokumente (sogenannte born digitals, zum Beispiel Fotos, Audiodateien oder Texte) hochladen, die anschließend verzeichnet und für die Nachwelt archiviert werden. Auch Geschichts- und Heimatvereinen eröffnet die CAP neue Perspektiven für die Aufbewahrung ihrer digitalen Unterlagen. Einen Tag zuvor hatten Amelie Rakar und David Reis in einem weiteren von Frank Oberpichler moderierten Podcast-Gespräch die Grundprinzipien sowie den Mechanismus der CAP erörtert.

Am gleichen Tag diskutierten Rita Gensler und Ferit Ozan in ihrer „Zukunftswerkstatt“ im Café Krem die Frage, wie Bürgerinnen und Bürger, aber auch Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie Künstlerinnen und Künstler ihre Städte nachhaltiger und menschenfreundlicher gestalten können. Dabei bedienten sie sich der von der UNESCO anerkannten Methodik von Futures Literacy, die von der Professorin Vicky Karaiskou (Open University of Cyprus) vertreten wird. Die Diskussion wurde kontrovers geführt, und die Beiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer fokussierten unter anderem auf bestehende rechtliche Hürden und die Grenzen des bürgerschaftlichen Engagements.

Der Game Jam

Eine andere wichtige Veranstaltung war der vom EU-Projektkoordinator Stefan Horn, Axel Watzke und dem Mitarbeiter des Stadt- und Stiftsarchivs David Reis moderierte Game Jam. Dieses Format dient dazu, mithilfe von – in diesem Fall analogen – Spielentwürfen neue, ressourcenschonende Ideen für eine nachhaltige und ökonomisch tragfähige Entwicklung der Städte zu generieren. Der Game Jam wurde am 4. und 5. Juli im Storchennest durchgeführt. Circa 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, in drei Gruppen aufgeteilt, dachten intensiv über die Zukunft ihrer Stadt nach und testeten begeistert originelle Spielzüge aus. Die Zeichnerin Brigitte Seibold dokumentierte visuell (Graphic Recording) den Verlauf der Veranstaltung. Stefan Horn und Axel Watzke, der schon vor zwei Jahren einen Game Jam in Aschaffenburg moderiert hatte, fassten zum Schluss die Spielergebnisse zusammen, die bald in der Ausstellung „DIALOG CITY – Gestalte Deine Stadt“ gezeigt werden.

Der Abschluss des Projektes fiel mit der Museumsnacht am 5. Juli zusammen. Um 18 Uhr öffnete der Schönborner Hof seine Tore, um die zahlreichen Gäste zu begrüßen. Während der musikalischen Auftritte lokaler und international bekannter Bands konnten die Gäste die Ausstellung „DIALOG CITY – Gestalte Deine Stadt“ besuchen. Mehr als 400 Besucherinnen und Besucher hatten die Gelegenheit, die Struktur des Projektes kennenzulernen, die eindrucksvolle „Wand von Mondovì“ zu bewundern und Anregungen für die Zukunft mitzunehmen!

Fazit und Ausblick

Das FUTURE FESTIVAL gab vielen Menschen die Möglichkeit, sich mit den Zielen des EU-Projektes DIALOG CITY vertraut zu machen und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadt- und Stiftsarchivs ins Gespräch zu kommen. Das Festival war einer der Höhepunkte des Projektes, das noch bis Jahresende 2025 läuft. Im November findet eine interne Konferenz in Aschaffenburg statt, zu der auch externe Fachexpertinnen und -experten eingeladen sind, auf welcher die weiteren Schritte ausführlich erörtert werden. Die Fortsetzung des Projektes – oder von Teilen davon, wie zum Beispiel der CAP – in der einen oder anderen Form wird sicherlich die Diskutantinnen und Diskutanten beschäftigen.

Bildernachweis:

  1. Schauspielerin Agnieszka Kleemann vom 12 Stufen Theater (Foto: Angelina Focht)
  2. Das erste Treffen des Aschaffenburger DIALOG CITY-Teams mit EU-Projektkoordinator Stefan Horn und Peter Panes (Foto: Vaios Kalogrias)
  3. Bürgermeister Eric Leiderer im Podcast-Gespräch mit Frank Oberpichler; Eva Jedlitschka bei der Aufnahme des Gesprächs (Foto: Vaios Kalogrias)
  4. Lisa Maria Baier im Podcast-Gespräch mit Frank Oberpichler (Foto: Vaios Kalogrias)
  5. Markus Schmitt bei der Podcast-Aufnahme im Digitalladen (Foto: Vaios Kalogrias)
  6. Professor Sebastian Haumann war Gastredner beim Workshop zum Projekt heimat:data (Foto: Angelina Focht)
  7. Bürgermeister Eric Leiderer bei der Eröffnung des Future Festivals (Foto: Vaios Kalogrias)
  8. TH-Präsidentin Prof. Dr. Eva-Maria Beck-Meuth bei der Eröffnung des Future Festivals (Foto: Vaios Kalogrias)
  9. Archivleiter Dr. Joachim Kemper bei der Eröffnung des Future Festivals (Foto: Vaios Kalogrias)
  10. Stefan Horn im Gespräch mit Moni Münch (Foto: Vaios Kalogrias)
  11. Lisa Maria Baier im Gespräch mit Moni Münch (Foto: Vaios Kalogrias)
  12. Lisa Maria Baier bei der Präsentation des Future Pavillons (Foto: Vaios Kalogrias)
  13. Collagen zur Stadtgeschichte aus dem Workshop von Saskia Reis (Foto: Vaios Kalogrias)
  14. Rita und Ferit beim Futures Literacy Workshop (Foto: Vaios Kalogrias)
  15. Spielentwicklung beim Game Jam (Foto: Vaios Kalogrias)
  16. Grafische Dokumentation des Game Jam durch Brigitte Seibold (Foto: Vaios Kalogrias)
  17. Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter von DIALOG CITY vor der „Wand von Mondovì“ (Foto: Vaios Kalogrias)

 

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