Brentanostraße 2
Die Brentanoschule wurde als erster moderner Nachkriegs-Schulbau der Stadt auf dem Grundstück des kriegszerstörten Knabenwaisenhauses 1954 in nur sechs Monaten errichtet. Die dreiteilige Baugruppe besteht aus einem Flügel mit Eingang und Foyer an der Brentanostraße, nördlich anschließend einem Turnhallenbau und südlich einem langen, leicht geschwungenen Schulzimmerbau mit halbrundem Treppenturm entlang der Stadelmannstraße. Zu den modernen öffentlichen Bauten gehörte damals die Kunst am Bau. Die Regelungen für die Verpflichtung des öffentlichen Bauens, einen kleinen Anteil der Baukosten für Kunstwerke zu verwenden, gehen bis 1919 zurück und sollten die wirtschaftliche Not von Künstlern lindern. Die Regelungen wurden 1934 für das ganze Reich gültig gemacht und nach dem Zweiten Weltkrieg beibehalten. Damals sollte mindestens ein Prozent der Bausumme für Kunst veranschlagt werden. Die Kunstwerke waren meist mit dem Bau verbunden – hierzu gehören an der Brentanoschule etwa die Gemälde im Treppenturm und am Außenbau des Schulzimmertrakts. Eine besondere Funktion wurde oft der Freiplastik eingeräumt, die als räumliches Gestaltungsmittel die Architektur ergänzen konnte, was hier an der Brentanoschule mit der Figurengruppe zweier Mädchen beispielhaft umgesetzt wurde. Der nach Westen offene Schulhof liegt von einer Muschelkalkmauer eingefriedet erhöht über der Schweinheimer Straße. An der Westecke öffnet sich von der Straße her die Mauer einschwingend für eine konvex gekurvte Freitreppe, an deren oberem Ende auf einem blockartig gemauerten Sockel die Muschelkalkfigur als räumlicher Begrenzungsakzent des Pausenhofs platziert wurde. Ein gemütlich mit untergeschlagenem Bein sitzendes Mädchen in einem schlichten Kleid hält ein geöffnetes Buch auf dem Schoß. Ein weiteres auf dem Boden lagerndes Mädchen mit Pferdeschwanz lehnt sich seitlich an. Die vereinfachende Formensprache und die unbekümmerte Entspanntheit der Mädchen thematisiert die Schulpause und verkörpert die Lebensauffassung der 1950er Jahre. Die Figur wurde vom damaligen Leiter der Meisterschule für Steinmetzen und Bildhauer Wilhelm Kottenrodt 1955 geschaffen.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 22-23.