Unmittelbar südlich der Friedrich-Ebert-Brücke wurden bei Anlage eines neuen Regenwassersammlers 1994 steinerne Pfeilerfundamente des späten Mittelalters der 1945 im Krieg gesprengten und 1969 durch den bestehenden Bau ersetzten sog. Willigisbrücke beobachtet. Benannt ist sie nach dem Erzbischof Willigis von Mainz (975–1011), der hier möglicherweise eine erste hölzerne Brücke anstelle einer Furt errichten ließ, von der sich im Feuchtmilieu noch Holzsubstruktionen erhalten haben könnten. Am Turm der durch Willigis gegründeten Mainzer Stephanskirche befand sich früher eine undatierte steinerne Inschriftentafel, die von dem Bau der Brücke bei Aschaffenburg auf Veranlassung von Willigis berichtete. Der 1609 gestorbene Mainzer Geschichtsschreiber Nikolaus Serrarius, der den Wortlaut der Inschrift überliefert, gibt das Jahr 989 für den Brückenbau an. Bei zutreffender Datierung spräche die frühe Errichtung einer Brücke an Stelle einer älteren Furt oder Fährverbindung für die deutliche Erleichterung und damit auch Ausweitung des Handels in jener Zeit. Durch einen zu vermutenden Brückenzoll mit den entsprechenden Profiten wäre die Entwicklung der Stadt zusätzlich befördert worden.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 214.