Die Eisenbahnbrücke überspannt den Main bei Stromkilometer 89,75 und verbindet die Aschaffenburger Bahnstrecke Richtung Hessen mit dem Nilkheimer Industriegebiet und dem Staatshafen. Sie wurde zwischen 1909 und 1910 errichtet. Seit 1921 dient die Brücke auch als Zubringerstrecke zum Hafen. Die Brücke ist insgesamt 270 m lang und eingleisig. Auf beiden Uferseiten beginnt sie mit Vorlandbrücken mit je zwei stichbogigen Jochen aus rotem Sandstein. Die regelmäßig gemauerten Steinlagen gleichen einer Rustikafassade mit Eckquaderung. Die Brückenpfeiler haben gerundete Eisbrecher. Ein genietetes eisernes Geländer schließt die Brücke nach oben ab. Die Strombrücke besteht aus zwei jeweils 75 m langen Stahlfachwerkträgern mit gekrümmten Obergurten auf einem Strompfeiler. Auffallend ist der Umstand, dass die Pfeiler der schräg über den Fluss geführten Brücke stromparallel stehen, weshalb die Sandsteinbögen entsprechend schräg auf den Flusspfeilern ansetzen, was bei der Quaderausführung eine besonders handwerkliche Sorgfalt erforderte. Die Gestaltung der Brücke ist vom geometrisierenden Jugendstil beeinflusst, was in den Geländerbrüstungen, aber auch in der Sandsteingliederung zum Ausdruck kommt. Zudem wurden die Oberflächen der Quader und Hausteinteile unterschiedlich behandelt. Weil die Brücke im Zweiten Weltkrieg wegen der Versorgung des Hafens nicht gesprengt wurde, ist sie heute noch weitestgehend im bauzeitlich Zustand erhalten. Sie diente dann allerdings am 25. März 1945 den Amerikanern als Brückenkopf, was zur rascheren Einnahme der Stadt bis zum 3. April 1945 führte.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 277-278.