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Fürstengasse

Die Fürstengasse ist eine kurze schmale Straße in der Oberstadt, die eine Verbindung von Schloßgasse und Pfaffengasse herstellt. Sie ist eines der ältesten Gässchen der Stadt. Neben der Erklärung, die Bezeichnung „Fürstengasse“ beziehe sich auf den nahe gelegenen Sommersitz der Mainzer Kurfürsten, vertrat – laut einer schriftlichen Überlieferung – der Archivrat Friedrich Ladrone 1802 eine andere Meinung zur Namensgebung der Gasse: „Fürstengasse, weil in dem von Lasserschen Lehenshaus linker Hand, wenn man vom Schloßplatz in das Gässchen geht (Haus Fürstengasse 2), bis ins Jahr 1802 der Fürst von Löwenstein und nach dessen Tod seine Witwe, eine geborene von Ostein, bis zu ihrem Ableben gewohnt hat.“

Fürstengasse 1

Das um 1814 errichtete, heutige Wohnhaus wurde zunächst als Wirtshaus genutzt. Der Schreinermeister und Schankwirt sowie Cafètier Johann Adam Seitz erwarb das Anwesen 1815 von dem Bierbrauer Franz Bormann. Der Bauherr ist nicht mehr nachweisbar. 1841 wird das Kaffeehaus von Johann Adam Seitz genannt, es wurde ab 1854 von ein wirkungsvolles Zwerchhaus die äußeren Achsen. Die symmetrische Fassade erfährt in der Mitte durch einen über zwei Geschosse reichenden Erker, der im 3. Obergeschoss in einem kleinen Balkon mit Gusseisengitter endet, eine weitere Akzentuierung. Alle Fenster sind durch ein Gesims in Höhe der Sohlbänke und des Fenstersturzes optisch miteinander verbunden. Die Fenster des 3. Obergeschosses sind alle gekuppelt, etwas kleiner und rundbogig. Im Dach sitzen drei achsgerechte Gauben. Das wohl von Kriegsschäden weitestgehend verschont gebliebene Gebäude zeigt sich bis auf den modernisierten seiner Frau Anna Maria, geb. Sauer betrieben. 1865 richtete Jakob Wilhelm Schippner in dem Anwesen eine Druckerei ein. Seine Frau Elisabeth ließ 1882 einen ebenerdigen Arbeitsraum an der Rückseite des Haupthauses zur Grundstücksgrenze zu Haus Pfaffengasse 19 errichten und ein Jahr später ein – anstelle des alten – neues Druckereigebäude bauen. Im Souterrain dieses Hinterhauses befanden sich eine Waschküche sowie ein Holz- und ein Papierlagerraum. Im Obergeschoss waren der Setzer- und der Druckerraum. 1898 wurde es zu einer Wohnung mit vier Zimmern und zwei Kammern umgebaut und zwischen 1902 und 1910 von Franziska Hansen für ihren privaten Kindergarten genutzt. 1944/45 wurde das Rückgebäude total zerstört und das Vorderhaus schwer beschädigt, jedoch nach 1945 wieder instand gesetzt. Das ehem. Wirtshaus dient heute ausschließlich Wohnzwecken. Der Satteldachbau erhebt sich zweigeschossig über einem Kellergeschoss und steht traufständig zur Fürstengasse. Die vierachsige Hauptfassade ist verputzt und wird nur durch ein profiliertes Geschossgesims hervorgehoben. Die Fenster sind mit geraden Sandsteingewänden versehen. Der Eingang befindet sich auf der Seite zu Haus Schloßgasse 28. Rechts davon ist ein Kellerabgang.

Fürstengasse 2

Der Fischer und Schiffer Peter Reisinger ließ sich 1841 auf seinem Grundstück an der Ecke Schloß- und Fürstengasse den Neubau eines Wohnhauses mit rückwärtigem Flügel errichten. Den auf dem Anwesen befindlichen Vorgängerbau ließ er zu diesem Zweck abreißen, bat jedoch darum, die Keller dieses Gebäudes für seinen Neubau nutzen zu dürfen. 1843 wurde auf dem Grundstück entlang der Fürstengasse ein Stallgebäude errichtet und die Einfriedungsmauer erneuert. 1934 wurde das Gebäude im Innern verändert. Zwei Neunzimmerwohnungen wurden zu zwei Fünfzimmer- und Dreizimmerwohnungen geteilt und die Stallungen des Hinterhauses in Wohnungen umgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer getroffen. Granaten durchschlugen das Dach und die Außenmauern. Die Instandsetzungsarbeiten wurden 1957 durchgeführt und umfassten u. a. Steinmetzarbeiten an den Fassadengliederungen und die Erneuerung der Brüstungsgitter aus Gusseisen. 1980 hat man das Dach neu gedeckt und 1984 die Dachgesimsprofile ausgebessert. Die letzte Sanierung fand 2001 statt. Der dreigeschossige Walmdachbau erhebt sich auf einem niedrigen, leicht vorspringenden Sockel. Die Hauptfassade ist zur Schloßgasse hin orientiert, verputzt und mit Gliederungen aus rotem Sandstein gestaltet. Die fünf Fensterachsen sind durch Lisenen in drei Abschnitte unterteilt. Die hochrechteckigen Fenster im Erdgeschoss und im 2. Obergeschoss schließen stichbogig. Im 1. Obergeschoss haben sie einen geraden Sturz und eine Giebelverdachung. Die Giebelfelder sind mit stilisiertem Rankwerk und Blüten verziert. Im Unterschied zu denen im Erdgeschoss sind die Fenster der Obergeschosse mit gusseisernen Brüstungsgittern versehen. Vor den mittleren drei Fenstern der Beletage befindet sich ein Balkon aus Gusseisen. Zwei profilierte Geschossgesimse gliedern die Fassade zusätzlich in horizontaler Richtung. Ein Konsolgesims unter der Traufe unterstreicht den klassizistischen Charakter und den repräsentativen Anspruch des Wohnhauses. In nordöstlicher Richtung ist ein Hinterhaus angefügt. Der ebenfalls dreigeschossige Baukörper mit Pultdach ist nicht gegliedert oder plastisch gestaltet. Die Fenster sind mit Gewänden aus rotem Sandstein gerahmt. Unter denen des 1. Obergeschosses verläuft ein Sohlbankgesims. Das Anwesen wird zur Fürstengasse hin durch eine Mauer mit eisernen, genieteten Toren abgeschlossen, in die ein eineinhalbgeschossiges Stallgebäude mit flach geneigtem Satteldach eingefügt ist.

Quelle:

Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 50-51.

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