Die Pompejanumstraße befindet sich im Westen der Stadt. Sie zweigt von der Hanauer Straße in Richtung Süden ab und führt zum Pompejanum. Am Eingang desselben geht sie in die Ziegelbergstraße über. An ihrer südöstlichen Seite liegt der Schlossgarten, an ihrer nordwestlichen Seite ist sie mit Stadtvillen, die von großzügigen Grundstücken umgeben sind, gesäumt.
Pompejanumstraße 1
Der dreigeschossige Walmdachbau an der spitzwinkligen Gabelung von Pompejanum- und Hanauer Straße wurde im Februar 1890 von Stiftsbaumeister Ignaz Henfling geplant und noch im selben Jahr für den Bauherrn Willi Weidmann weitgehend fertiggestellt. 1900 wurde er um die Einfriedung ergänzt. Der Grundriss des Hauses ist geschickt der städtebaulichen Situation auf dem spitz zulaufenden Anwesen angepasst. Die nur eine Achse breite Hauptansicht ist in Form eines reicher gegliederten Rücksprungs gestaltet, der mit einem Kniestock zusätzlich erhöht ist und durch ein eigenes Pyramidendach einen turmähnlichen Charakter erhält. Die Fenster an den Flanken dieses „Turms“ werden im 1. Obergeschoss durch eine Segmentbogenverdachung und Brüstungen hervorgehoben. Die Stirnseite wird durch einen zweiachsigen Söller mit gequaderten Pilastern und Balusterbrüstung im 2. Obergeschoss und einer von Fenstern flankierten Tür ausgezeichnet. Die übrigen glatt verputzten Fassaden sind durch Hausteinrahmen um die Fenster sowie durch umlaufende Geschoss- bzw. Sohlbankgesimse gegliedert. Auf dem Walmdach befindet sich ein nur noch selten zu sehendes sog. Belvedere mit schmiedeeisernem Geländer. Die Rückseite des Gebäudes ist schlicht gehalten, besitzt jedoch Balkone mit verzierten gusseisernen Geländern. Hier befindet sich auch der Eingang zum Haus. Die bauzeitliche wandfeste Ausstattung, wie die Treppe mit Gusseisengeländer, Fußböden und Türen, ist in großem Umfang erhalten. Das Gebäude war Eigentum des Unternehmers und Künstlers Walter Helm (1925–1987), der u. a. den Eingang mit einer modern reliefierten kupferbeschlagenen Tür gestaltet und dem Haus seine rote Farbigkeit verliehen hat, weshalb das Gebäude auch als „Künstlerhaus Helm“ bzw. als das „rote Haus“ bezeichnet wird.
Pompejanumstraße 2
Die zweigeschossige Villa wurde 1904 von Stiftsbaumeister Ignaz Henfling errichtet. Mit seiner unverputzten Fassade aus hellen Backsteinen und Architekturgliederungselementen im Stil der Neurenaissance aus rotem Sandstein passt sich der Bau seinen Nachbarn an, die in gleicher Zeit an der damals neuen Straße entstanden sind. Die Fassade zur Straße wird von einem zweiachsigen Risalit mit geschwungenem Renaissancegiebel mit Kugelaufsätzen bestimmt. An der südlichen Gebäudekante ist ein aus vier Achteckseiten konstruiertes Ecktürmchen mit Haube angefügt. Die übrigen Fassaden sind deutlich schlichter gehalten. Die Villa schließt mit einem Mansardwalmdach ab. Der Eingang zur Villa und das Treppenhaus liegen auf der Seite. Über einen Mittelflur sind alle Räume erschlossen, die auf der Südwestseite in Form der Enfilade nach dem Beispiel barocker Schlösser oder Herrenhäuser aneinandergereiht und untereinander verbunden sind. Die Villa wurde im Laufe der Zeit baulich nicht wesentlich verändert, außer einem Garagenanbau 1956 und der etwas unsensiblen Erneuerung der Balkone auf der Nordwestseite zeigt sie sich heute noch in der Gestalt der Erbauungszeit.
Pompejanumstraße 4
1900 ließ sich Brauereidirektor Georg Oechsner in dem neu entstehenden Villenviertel oberhalb des Schlossgartens von Baumeister Adam Schneider eine Villa errichten. Der Entwurf sah einen steinsichtigen Backsteinbau mit Sandsteingliederungen in der damals verbreiteten Mode vor. Um einen rechteckigen Grundkörper sind unterschiedliche Anbauten angefügt, die dem Gebäude einen vielgliedrigen und repräsentativen Charakter verleihen. Die straßenseitige Hauptfassade ist mit einem über einem Achteck konstruierten fünfseitigen Türmchen versehen, welches in den jeweiligen Geschossen die Funktion eines durchfensterten Erkers einnimmt. Es schließt mit einem Zwiebeldach ab. An der südlichen Gebäudekante ist im Bereich des Erdgeschosses ein Erker angefügt, der im 1. Obergeschoss in einem offenen Balkon mündet. Dieser war ursprünglich dreiseitig und wurde 1936 zu einem fünfseitigen Erker verändert. Der Eingang zur Villa befindet sich auf der nördlichen Seitenfassade. Die Treppe zum Obergeschoss liegt am Ende eines Mittelflurs, um den Küche, Salon und Herrenzimmer gruppiert waren. Im Obergeschoss waren die Schlafräume vorgesehen und ein kleines Atelier über dem Eingang. Dieses wird durch ein großes Korbbogenfenster an der Ostseite belichtet. Bis auf geringfügige bauliche Änderungen im Erdgeschoss zeigt sich die Villa, welche heute nicht mehr ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt wird, im bauzeitlichen Zustand und stellt deshalb ein anschauliches Beispiel der Villenarchitektur um 1900 dar.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 109-111.