Bildnachweis: Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Fotosammlung
Der Jurist Meier Kahn (1886 – 1943) stammte aus einer jüdischen Familie in Mittelsinn. Nach Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Fulda wechselte er an die Universität Würzburg, um dort Jura zu studieren. Dazwischen absolvierte er seinen Militärdienst. Im Jahr 1915 wurde er zum Einsatz im 1. Weltkrieg einberufen. Später wurde er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.
Nach Abschluss des Studiums in Würzburg und München war Meier Kahn zunächst als Staatsanwalt in Ansbach sowie am Landgericht Nürnberg-Fürth tätig. Zwischen 1925 und 1928 wirkte der Jurist als Amtsrichter in Ansbach. Am 1. Mai 1929 wurde er zum Ersten Staatsanwalt am Landgericht Aschaffenburg ernannt. In dieser Funktion leitete er unter anderem im Jahr 1932 die Ermittlungen in einem spektakulären Kunstraub beim Graphischen Kabinett in Aschaffenburg. Ihm ist die Rückgewinnung eines Teils der geraubten Objekte zu verdanken. In Anerkennung seiner Leistungen wurde er zum Landgerichtsrat befördert.
Bis Ende 1935 konnte Meier Kahn im juristischen Staatsdienst bleiben. Nach seiner erzwungenen und unrechtmäßigen Entlassung aus dem Justizdienst (auf Grundlage des NS-Gesetzes zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933) wirkte er bis zur Deportation der jüdischen Bevölkerung in Aschaffenburg (1942) juristisch im Sinne der jüdischen Bewohner*innen der Stadt, beispielsweise als Ansprechpartner der Aschaffenburger Verwaltungsstelle der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland.
Seine Bemühungen zur Emigration scheiterten (sein Sohn Robert konnte 1939 im Rahmen eines Kindertransports nach England ausreisen; er emigrierte später nach Australien). Meier Kahn war 1934 Vorsitzender des Allgemeinen Jüdischen Turn- und Sportvereins Aschaffenburg, 1937/38 stellvertretender Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Aschaffenburg, anschließend Vorsitzender bis zu deren erzwungenem Ende und Auflösung im Jahr 1942.
Meier Kahn setzte sich unermüdlich für die Belange der Aschaffenburger Jüdinnen und Juden ein, allen Schwierigkeiten zum Trotz. Am 17. Juni 1943 sind er und seine Ehefrau Lilly Kahn nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden.
Der Stadtrat hat am 15. Juli 2024 beschlossen, das Areal zwischen Sandkirche, Alexandrastraße, Einfahrt Tiefgarage und der Betgasse nach ihm als Platz zu benennen.
Ich finde es nicht gut, dass der Beitrag zu Meier Kahn dessen Frau verschweigt. Es heißt ständig, Meier Kahn sei nach Auschwitz deportiert worden. Es wurde aber das Ehepaar deportiert und ermordet!
Frank Sommer
Es ist nicht Absicht des Beitrages Fr. Lilly Kahn oder ihre Ermordung zu verschweigen. Vielen Dank für Ihren Hinweis, der Beitrag wurde richtiggestellt.