Die sog. Kleine Schönbuschallee ist ein gerader von der Mainbrücke (Willigisbrücke) zum Landschaftspark Schönbusch führender, von Bäumen gesäumter Gehweg. Ende des 18. Jh. gabelten sich am westlichen Ende der Mainbrücke drei Wege: links die Straße über Nilkheim nach Großostheim, geradeaus der heute „Kleine Schönbuschallee“ genannte Weg zum Landschaftspark und rechts die Straße nach Darmstadt, früher als „Darmstädter Chaussee“ oder „Große Schönbuschallee“ bezeichnet. 1774 wurde die Kleine Schönbuschallee erstmals auf einem Plan eingezeichnet. Sie wurde 1775 mit Maulbeerbäumen, 1843 mit Pappeln und seit 1859/60 mit Robinien und Linden bepflanzt. Kurz vor Erreichen des Parks in westlicher Richtung befindet sich auf der linken Seite das Denkmal des Johann Walter von Kerpen, Ritter des Johanniterordens, der an dieser Stelle 1627 erschossen wurde.
Das kurz vor dem Ende der Kleinen Schönbuschallee auf der linken Seite zwischen zwei Linden stehende Gedenkkreuz erinnert an den hier 1627 heimtückisch erschossenen Ritter des Johanniterordens Johann Walter von Kerpen. Der kräftige Unterbau ist aus unregelmäßigen Steinen gemauert. Auf einer profilierten Deckplatte aus Sandstein erhebt sich ein 3,4 m hohes Steinkreuz mit Kruzifix. Links neben dem Kreuz kniet die lebensgroße Figur des Ritters in Gebetspose. Auf der rechten Seite sind der abgelegte Helm und Handschuhe dargestellt. Auf der Vorderseite des Sockels befinden sich zwei profilierte Inschriftentafeln, auf denen das Unglück geschildert wird. Das Denkmal stammte möglicherweise von Zacharias Juncker d. Ä. und wurde 1628 gefertigt. Es wurde bereits 1778 von Maurer Brenner teilweise erneuert und versetzt. Auf Anweisung König Ludwig I. von Bayern wurde es 1844 restauriert. Figur und Kruzifix sind 1931 von Otto Gentil durch Kopien ersetzt worden.
Kleine Schönbuschallee 1/ Im Schönbusch
Der Landschaftspark Schönbusch, gegenüber der Stadt in dem weiten Mainbogen gelegen, entwickelte sich aus einem kurfürstlichen Jagdrevier, dem „Nilkheimer Wäldchen“. Dieses wurde 1731 mit einem Graben eingefasst und darin ein „Jagdhaus“ für den Kurfürsten errichtet. Der Jagdliebhaber Friedrich Carl Joseph von Erthal ließ das Wäldchen durch Zukauf umliegender Grundstücke etwa um ein Viertel vergrößern und 1774 eine „Ménagerie“ einrichten. Erste Umgestaltungsmaßnahmen wurden unter Aufsicht und nach Plänen des kurfürstlichen Baudirektors Hauptmann Jakob Josef Schneider vorgenommen. Dabei wurde der Welzbach in das Wäldchen umgeleitet und die alten Jagdschneisen beseitigt. Ein 1774 von dem in Portugal geborenen und in Paris ausgebildeten Architekten Emanuel Joseph von Herigoyen angefertigter Plan zeigt die ersten Veränderungen im Nilkheimer Wäldchen: ein vergrößertes, von einem Graben und Palisadenzaun umgebenes Jagdrevier mit Jagdhaus, Nebengebäuden und kleinem Nutzgarten. Vom Jagdhaus verlief Richtung Osten eine kleine Allee, bei der es sich um die spätere Kleine Schönbuschallee handelt. Durch den umgeleiteten Welzbach waren Teiche zur Fischzucht entstanden. Auf einem weiteren, nicht signierten Plan aus dem Jahr 1775 ist innerhalb des Palisadenzauns ein sich schlängelnder Rundweg zu sehen. Dieser als „belt walk“ bezeichnete Weg ist ein Motiv des neuen englischen Gartenstils. Nach diesen ersten Arbeiten zur Umgestaltung des Wildparks übernahm 1775 der Mainzer Staatsminister Wilhelm Friedrich Graf von Sickingen (1739–1818) die Leitung der Umgestaltung. Sickingen war es auch, der den Architekten Emanuel Joseph von Herigoyen mit nach Aschaffenburg brachte, wo er neben anderen Projekten die Umgestaltung des Parks Schönbusch übernahm. Herigoyen war in erster Linie für die Errichtung der Bauwerke zuständig, die Ideen zur Umgestaltung des Parks übernahm er von Sickingen. Schriftliche Überlieferungen aus dem Jahr 1776 nennen zum ersten Mal die „neue Anlage im Schönbusch“, weshalb dieses Jahr auch als Beginn der Umgestaltung des Wildparks in einen Landschaftsgarten angesehen wird. Die Umgestaltungsmaßnahmen der ersten Phase, also die Anlage eines Rundweges mit Ausblicken sowie künstliche, Natur imitierende Berge und Seen sind Motive des englischen Gartenstils, die in Aschaffenburg als erste in Süddeutschland umgesetzt wurden. Die gerade angelegten Alleen hingegen waren noch Elemente der französischen Gartenkunst.
Wilhelm von Sickingen schied 1782 als kurfürstlich-mainzischer Minister aus dem Amt. Aus einer schriftlichen Quelle aus dem Jahr 1785 geht hervor, dass der Schwetzinger Hofgärtner Friedrich Ludwig Sckell (1750–1823) Anweisungen für die Arbeiten im Schönbusch gegeben hat. Es ist aber anzunehmen, dass er schon in den Jahren davor entscheidend an der Umgestaltung des Parks beteiligt gewesen war. Unter Sckell erfolgte die Auflockerung des ehem. Wäldchens in einen Park mit großzügigen Wasser- und Wiesenflächen sowie verschiedenen Baumgruppen und repräsentativen Einzelbäumen. 1783 wurde eine Gartenordnung erlassen, in der die Nutzung des Gartens, der nicht ausschließlich der Hofgesellschaft vorbehalten war, sondern von der Öffentlichkeit genutzt werden konnte, geregelt war. Mit Erlass dieser Parkordnung endete die erste Phase der Umgestaltung. Ein weiterer, von Herigoyen gezeichneter Plan von 1788 zeigt die Forstschritte der Umgestaltung des Parks: das im Rohbau fertiggestellte Schloss, die Wirtschaftsgebäude sowie eine Dreiergruppe von Häusern, die später als „Wacht“ bezeichnet wurden. Des Weiteren sind das zwischen 1785 und 1787 erbaute Philosophenhaus und der 1786–89 errichtete Freundschaftstempel im Bereich westlich des Kanals auf dem Plan zu erkennen. Die das „Dörfchen“ bildenden Bauernhäuser wurden zu einem späteren Zeitpunkt in den Plan eingezeichnet. Südlich des Wirtschaftsgebäudes ist der Grundriss des seit 1787 im Bau befindlichen Speisesaals, der in der Legende als „Gesellschafts- und Festsaal“ beschrieben ist, festgehalten. Daneben sind weitere Gebäude zu sehen, die mit „Speisesaal, Büro und Küchen, und Gewächshaus“ bezeichnet sind.
Am Fuße der „Berge“ am Unteren See ist das wohl 1781 entstandene Fischerhäuschen eingetragen. 1788 wurde die hölzerne Brücke zwischen den beiden westlichen „Bergen“ neu errichtet. Später folgten noch der Aussichtsturm und die „Rote Brücke“ (1789/90), 1796 das „Salettchen“ am Rande des Dörfchens und 1801/02 der Tanzsaal neben dem Wirtschaftsgebäude. Demnach war die Mehrzahl der Bauten bis 1788 fertig, das gärtnerische Konzept hingegen war noch nicht vollständig umgesetzt. Der Schönbusch blieb wesentlich geschlossener, als ursprünglich beabsichtigt. Nach der Französischen Revolution 1789 und der darauf folgenden Besetzung der Stadt durch französische Truppen kam die Umgestaltung des Parks Schönbusch zum Stillstand und er verwilderte zum Teil wieder. Unter Erthals Nachfolger, Carl Theodor von Dalberg, wurde der Park Schönbusch nicht wesentlich verändert. Nachdem Aschaffenburg 1814 zum Königreich Bayern kam, wurde der Park königlicher Hofgarten. Max I. Joseph von Bayern bestimmte, dass dieser „gut erhalten werde“. Seitdem wurde nicht mehr an der weiteren Ausgestaltung des Parks gearbeitet, sondern vor allem in seine Erhaltung und Pflege investiert. Der frühere Hofgärtner Franz Ludwig Bode führte die Anweisungen Sckells zur Parkpflege aus. Im 19. und 20. Jh. wurden nur wenige Bauten neu errichtet. Unter anderem wurde 1801/02 der Tanzsaal gebaut, noch vor 1829 wurde der Irrgarten in der Nähe des Speisesaals angelegt, hinter dem Wirtschaftsgebäude entstanden eine Wageremise und ein Stall. 1870 wurde der Aussichtsturm in Backstein erneuert und die hölzerne Brücke durch eine Eisenbrücke ersetzt. Als 1918 der Freistaat Bayern das Königreich ablöste, gelangte der Park in Staatsbesitz und wird seither von der Bayerischen Schlösserverwaltung betreut. Unter deren Leitung sind die Bauten des Parks in den Jahren 1930–32 sowie in den 1950er Jahren umfassend restauriert worden. Das Schloss wurde u. a. in den Jahren 1964–1969 und 1981–1991 restauriert.
Siebolddenkmal
König Ludwig II. von Bayern veranlasste die Errichtung des Denkmals für den Hofgärtner und Botaniker Christian Heinrich Siebold (1806–1876). Dieser war 31 Jahre im Schönbusch tätig. Die Marmorbüste wurde von Bildhauer Michael Wagmüller geschaffen und am 6. Juni 1880 feierlich enthüllt.
Ruhebank
Die am Ufer des Sees befindliche Staffage aus einer Sandsteinbank mit hoher, mit Lorbeergirlande und einem Blumenaufsatz verzierter Rückwand wurde 1787 von Steinmetz Süß und Bildhauer Hennemann gefertigt.
Aussichtsturm
Der Aussichtsturm entstand in den Jahren 1789/90 nach Plänen von Herigoyen als Fachwerkkonstruktion mit Backsteinen als Ausmauerung. Weil dieser Fachwerkturm 1867 baufällig war, wurde er durch den heutigen, ganz aus Ziegeln gefertigten Bau ersetzt. Der neue Turm gleicht dem alten in Größe und Form, die alte Wendeltreppe aus Holz wurde wieder verwendet. Mitte des 20. Jh. wurde allerdings die ursprüngliche Zinnenbrüstung durch ein eisernes Geländer ersetzt.
Teufelsbrücke
Als „Teufelsbrücke“ wird die 1788 zwischen den beiden Hügeln errichtete Brücke bezeichnet. Ihren Namen führt sie nach dem großen Vorbild auf dem St. Gotthard. Die erste Variante mit einer Spannweite von 20 m war aus Holz gefertigt und wurde 1897 durch eine Eisenbrücke ersetzt, welche wiederum 1985 durch eine aus Stahl ausgetauscht wurde. Die weiß gestrichene Brücke ist ein beliebtes Motiv englischer Gärten.
Rote Brücke
Die dreijochige, aus roten Sandsteinquadern errichtete, sog. „Rote Brücke“ nach Vorlage von Jean-François de Neufforge wurde 1789/90 nach einer Zeichnung des kurmainzischen Baudirektors Jakob Josef Schneider von Herigoyen für die Darmstädter Chaussee errichtet und 1934 um einige Meter nach Süden an ihren heutigen Standort versetzt. An den Enden der Brücke sitzen jeweils zwei Sphingen, die von dem Mainzer Bildhauer Johann Sebastian Pfaff geschaffen wurden. Die Brücke erfüllt neben dem Zweck der Querung des Sees auch den des dekorativen Blickfangs im Park. Wiederum von der Brücke aus bietet sich dem Besucher ein weiter Blick über den See.
Fischerhäuschen
Das als „Fischerhäuschen“ erstmals 1788 in Baurechnungen auftauchende kleine Gebäude wurde in Herigoyens Werkliste als „kleines Wachthäuschen am See“ bezeichnet. Der kleine Bau hat eine Tür, daneben zwei kleine Fenster und ist mit einem schiefergedeckten Satteldach abgeschlossen. Direkt bei dem Fischerhäuschen befindet sich die Drehbrücke, deren eine Hälfte auf einem Drehgestell quer gestellt werden konnte, wodurch ermöglicht wurde, den Fußweg zur Insel zu unterbrechen und zu Wasser eine schmale Passage für die Gondeln zu öffnen. Die Drehbrücke entstand wohl erst am Beginn des 19. Jh.
Wacht
Eine Gebäudegruppe aus einem ehemals strohgedeckten „Hirtenhaus“, einer „Scheune“ und einem (erneuerten) Fachwerkhäuschen bildet die sog. „Wacht“. Es handelt sich um Staffagebauten, die zusammen mit weidendem Vieh ein Bild ländlicher Idylle darstellen sollten. Zunächst wurde 1784 das Hirtenhäuschen errichtet, bis 1788 kamen die beiden anderen Gebäude hinzu. Das Hirtenhäuschen musste in Folge eines Brandes 1789 neu gebaut werden. Als „Wacht“ werden die Gebäude seit dem frühen 19. Jh. bezeichnet, als die den Park bewachenden Invaliden hier untergebracht waren.
Salettchen
Das als „Salettchen“ bezeichnete kleine Häuschen am Waldrand entstand 1796 und diente dem Kurfürsten als kleiner Speisesaal. Der Bau wurde nach Plänen von Herigoyen von Steinmetz Mang ausgeführt. Der Satteldachbau erhebt sich auf fast quadratischem Grundriss und hat einen Dreiecksgiebel mit einem runden Fenster im Giebelfeld. Die Eingangstür liegt um vier Stufen erhöht. Zwei Fenster je Seite erhellen den kleinen Saal mit Muldengewölbe. Die Wände sind mit einer dekorativen Bemalung gestaltet.
Dörfchen
Vier einstöckige kleine Bauernhäuschen, die von Herigoyen 1788/89 errichtet wurden, bilden das sog. „Dörfchen“ und erzeugen in ihrer unregelmäßigen Anordnung gemeinsam mit dem Ziehbrunnen und einem Vogelhaus sowie den umliegenden Viehweiden eine malerische Landschaftsszene mitten im Park. Die dörflich anmutende Häusergruppe spiegelt das Naturideal des französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau und dessen formulierte Sehnsucht nach der Einfachheit des Landlebens wider. Bis 1830 dienten die kleinen Häuschen dem Dienstpersonal als Wohnungen.
Wirtschaftsgebäude
Das Wirtschaftsgebäude wurde zwischen 1781 und 1783 von Maurermeister Johann Streiter nach Plänen von Emanuel Joseph von Herigoyen als Parkwirtschaft und Gärtnerwohnung errichtet. Das langgestreckte, zweigeschossige Gebäude mit übergiebeltem Mittelrisalit und zwei Eckrisaliten war zunächst an der Vorderfront durchgehend nur zweigeschossig und der Trakt zwischen den Eckrisaliten auf der Rückseite nur eingeschossig mit einem Pultdach. 1877/78 wurden die Geschosse angeglichen. Dabei wurde der Mittelrisalit um ein 3. Geschoss erhöht und mit einem Dreiecksgiebel versehen. Zwischen den Geschossen verläuft im Bereich der Risalite ein verkröpftes Gesims. Das Traufgesims ist mehrfach profiliert und kragt vor. Jeweils drei Fensterachsen gliedern die Zwischentrakte, nur eine die Risalite. Die Fenster des Erdgeschosses weisen eine tiefe Brüstung auf bzw. sind im Bereich der Risalite als Fenstertüren ausgebildet. Die Obergeschossfenster haben quadratische Formate. Bei dem Plan hat sich Herigoyen an einem 1780 veröffentlichten Entwurf von Jean-François de Neufforge (1714–1791) orientiert und damit einen Bau im zeitgenössischen klassizistischen Stil entworfen.
Philosophenhaus
Beim Bau des Philosophenhauses orientierte sich Herigoyen an dem Motiv der barocken Eremitage. Es entstand zwischen 1785 und 1787 als Stätte der Einsamkeit und des besinnlichen Nachdenkens. Das quadratische Gebäude hat an allen vier Seiten einen leicht vorspringenden, durch Bänderrustika gekennzeichneten Risalit mit Dreiecksgiebel. In einem davon befindet sich die Eingangstür, daneben liegen schmale Fenster, durch die der Innenraum nur schwach erhellt wird. Im Innern befinden sich Stuckreliefs und eine überlebensgroße Skulptur, gefertigt von dem Bildhauer Philipp Sommer.
Freundschaftstempel
Diese als Freundschaftstempel bezeichnete Miniaturausgabe des römischen Pantheons wurde zwischen 1786 und 1789 errichtet. Herigoyen griff damit eine 1719 erstmals in England realisierte Form einer Parkstaffage auf. Der kubische, weiß verputzte Steinbau mit achteckigem Tambour und Kuppel besitzt eine Säulenportikus mit Dreiecksgiebel, in dessen Tympanon ein Dreigesicht mit Krone darstellt ist. Über dem von zwei Steinbänken flankierten Eingang steht die Inschrift „DER FREUNDSCHAFT“. In dem achteckigen Innenraum sind in den Nischen der Diagonalwände vier weiß gefasste Holzskulpturen aufgestellt, die sich jeweils auf das Thema Freundschaft beziehen. An den Wänden dazwischen befinden sich Gipsreliefs, die mit klassizistischen Stuckarbeiten gerahmt sind. Die achteckige Kuppel ist ebenfalls mit Stuck auf hellblauem Grund gestaltet. Im Fußboden wechseln sich weiße und rote Sandsteinplatten ab.
Tanzsaal
Der Tanzsaal entstand 1801/02 als Speise- und Veranstaltungsraum. Diese Funktion erfüllt er bis heute. Der verputzte Fachwerkbau erhebt sich auf rechteckigem Grundriss mit abgeschrägten Kanten und übergiebelten Anbauten an den Schmalseiten. Das Gebäude ist mit zehn rundbogigen Fenstertüren versehen. Die Fassaden sind ohne Dekor glatt verputzt. Im Innern besteht das Gebäude aus einem einzigen ovalen Raum mit Spiegelgewölbe und Wandmalereien. Restauriert wurde der Tanzsaal 1932, 1947 und 1988. Die Fassade wurde zuletzt im Jahr 2004 saniert.
Speisesaal
Der Speisesaal wurde nach einer Vorlage von Robert Morris (von 1751) 1787–89 als Gesellschafts- und Festsaal errichtet und ersetzte einen Vorgängerbau aus Holz. Das Gebäude umfasst einen einzigen Saal und wurde auf einem originellen Grundriss, einem Quadrat mit vier Konchen mit je drei Fenstertüren, errichtet. Den Konchen sind jeweils halbrunde Treppenpodeste vorgelagert. Das Gebäude ist mit einem Pyramidendach abgeschlossen. Darauf ist, wie auf den Ecken des Dachgesimses, eine Urne gestellt. Der Eingang befindet sich auf der zum Unteren See gerichteten Seite, darüber das Wappen des Bauherrn Friedrich Carl von Erthal. Im Innern des Speisesaals sind die Ecken des Grundrissquadrates zu flachen Nischen ausgebildet. Diese sind, ebenso wie die Kuppeln, mit Landschaftsmalerei ausgestaltet. Die Ausmalung stammt von Edmund Seeland. Sie hat im Laufe der Zeit stark unter Feuchtigkeitsschäden gelitten und wurde mehrfach ausgebessert und übermalt. Der Boden ist abwechselnd mit weißen und roten Sandsteinplatten ausgelegt.
Schloss Schönbusch
Das Schloss Schönbusch wurde auf einem Landstreifen zwischen Oberem und Unterem See in einer Sichtachse zum Schloss Johannisburg errichtet. Es war im Rohbau 1778/79 fast fertiggestellt. Der Innenausbau mit Ausstattung erfolgte dann bis 1788. Der zweieinhalbgeschossige Repräsentationsbau erhebt sich mit sieben zu vier Achsen auf rechteckigem Grundriss. Auf der Ostseite springen die mittleren drei Achsen in Form eines Mittelrisalits mit Treppenpodest leicht vor. Die Fenster des Erdgeschosses sind im Stil eines Gartenpalais als große Fenstertüren ausgebildet und im Bereich des Risalits rundbogig abgeschlossen. Dahinter liegen die Vorhalle und im 1. Stock der Saal, der nach außen mit drei Fenstern und Balkon gekennzeichnet ist. Die übrigen Obergeschossfenster sind mit einem geraden Sturz und Konsolen unter den Sohlbänken versehen. Im Mezzaningeschoss befinden sich flache Fenster. Darüber folgt eine Attikabalustrade mit Vasen, die das flache Walmdach fast völlig verdeckt. Im Bereich des Risalits ist die Attika mit einem Relief versehen, welches eine antike Opferszene darstellt. Darüber befindet sich ein bekränztes Medaillon mit den Initialen des Bauherrn „FC“ für Friedrich Carl Joseph von Erthal (reg. 1774– 1802). Das Schloss Schönbusch ist inspiriert von der Plansammlung mit Entwürfen zu einem Stadtpalais von Jean-François de Neufforge (1714–1791).
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 270-276.
Der Mainzer Bildhauer, der die vier Sphingen an den Enden der Roten Brücke geschaffen hat, hieß mit vollem Namen Johann Sebastian Barnabas Pfaff. Die Sphingen sollen Pfaffs Ehefrau Maria Apollonia wie aus dem Gesicht geschnitten sein.
Im Gartenplan des Schönbusch, Herigoyen, zwischen 1785 und 1788, abgebildet in: Jost Albert und Werner Helmberger „Der Landschaftsgarten Schönbusch bei Aschaffenburg“ Abb. Nrn. 42 und 106 ist westlich des Schönbuschkanals im Bereich des Waaghäuschens ein „Tal der Spiele“ eingezeichnet mit u. a. einer Kettenschaukel, einem kleinen „Riesenrad“ und einem Karussell.
Daher wird von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen (dem Herausgeber) angenommen, dass geplante Tal der Spiele sei im 18. Jh. tatsächlich auch an dieser Stelle eingerichtet worden, habe dort auch eine gewisse Zeit lang bestanden und die Waage sei davon ein Relikt (s. dort die Nr. 21 im Übersichtsplan auf dem Vorsatzblatt).
Ein Plan mit der Signatur/Inventar-Nr.: Slg. 03 Plan 130 a in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin gibt jedoch Anlass, zu bezweifeln, ob das Tal der Spiele dort tatsächlich auch eingerichtet worden ist oder ob es dort längere Zeit bestanden haben kann.
Der offenbar den Bestand des Schönbusch mit randlichen Sammelbildern darstellende Plan, angeblich aus den 1790er Jahren, zeigt nämlich das Tal der Spiele nicht westlich des Kanals, sondern im Bereich des heutigen Küchengartens und damit weit östlich des Schönbuschkanals. Eines der Sammelbilder am Rande des Plans zeigt sehr detailliert das „Riesenrad“, die vier Pferde des Karussells und eine Wippschaukel mit festmontierten Stühlen auf beiden Enden.
Hier der Link zu diesem Plan, auf dem der Speisesaal, das Schönbusch-Schlösschen, das Philosophenhaus, der Freundschaftstempel der ehemalige Ceres-Tempel, der Aussichtsturm und die Teufelsbrücke mit Fischerhäuschen, der Kotzerbrunnen und daneben ein heute nicht mehr vorhandenes turmartiges Gebäude zu sehen sind:
https://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71375051/sw_lbmv-slg-03-plan_0000130_a
Zu dem vorerwähnten Schönbusch-Plan gibt es in Schwerin auch eine Planzeichenerklärung, die ich unten verlinke.
Der Inhalt dieser Erläuterung lautet transkribiert:
Explication.
A. Das Wohnhaus zu welchem eine Alle‘ über eine Massife Brücken führten.
B. Der Conferens-Sahl.
C. Das Carossell nebst dem Sallon zum Billiard. Überhaupt die Spielpartie.
D. Das Hirtenhaus nebst dem Wiesenthal in welchem das Vieh aus dem Dörfchen weidete.
E. Ein Sitz mit dem gegenüberliegenden Wasserfall.
F. Ein Dörfchen oder Schweitzerey.
G. Das Phylosofenhaus, in welchem eine dem Orte angemessene Bibliotek ist.
H. Der Freundschaftstempel.
J. Ein Grabmahl.
K. Ein Sitz von Trilliache (wohl Traillage) überzogen, mit Wein oder sonstigen rankenten Gewächsen.
L. Der Tempel des Nepduns.
M. Häuser für Schwaanen, Gänse und Enten.
N. Der Wardthurm (eigentlich zur Aussicht bestimt) nebst der Felsenbrücke und dem Fischerhäuschen.
O. Gärtnerwohnung nebst Stallung und Wagen Remisen.
P. Treib und Gewäcks Häuser.
N: S:
Die noch offen liegenden Plätze hinder dem Dörfchen, sind zu einer Baumschule und Oeconomischen Garten bestimmdt.
Die gelb punctirten Plätze, bedeuten Ackerland.
Quelle:
https://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71375053/sw_lbmv-slg-03-plan_0000130_b
Daraus ergibt sich, dass der von mir erwähnte Ceres-Tempel offenbar als
Neptuntempel bezeichnet wurde und dass das Schönbusch-Schlösschen als Wohnhaus sowie der Speisesaal als Konferenzsaal. Außerdem wird das turmartige Gebäude neben dem Kotzerbrünnchen (Buchstabe J) als Grabmal bezeichnet.
Wie schon die Teufelskanzel auf dem Godelsberg wurde damals auch die Teufelsbrücke zurückhaltender Felsenkanzel bzw. Felsenbrücke genannt.
Mit dem vorerwähnten „Küchenbau“ meine ich die Orangerie und das heutige Besucherzentrum.
Schade, dass der Schönbuschplan aus dem 2010 gehobenen Schweriner Planschatz nur einen Ausschnitt des Schönbusch zeigt, dass er gesüdet und nicht maßstäblich gezeichnet ist. Er kann daher nicht von jedem dem Schönbusch zugeordnet werden.
Hier noch eine Korrektur: Das Karussell hat nicht, wie vorher von mit angegeben, nach genauerem Hinsehen nicht vier Pferde, sondern nur zwei Pferde, dafür aber auch zwei Wägen.
Der o.g. 2010 in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern wiederentdeckte Schönbusch-Plan mit der Signatur/Inventar-Nr.: Slg. 03 Plan 130 a beantwortet zumindest zum Teil die Frage nach früheren Standorten des Tals der Spiele, die noch im Jahr 1999 von Jost Albert und Werner Helmberger in „Der Landschaftsgarten Schönbusch bei Achaffenburg“ auf S. 23 als „bisher nicht genau bestimmbar“ bezeichnet werden.
Und er bestätigt den von Albert und Helmberger zitierten Hofkammerrat Stubenrauch, der 1778 das erste Karussell in dem „Theil des Waldes an dem Fuße von dem Berge“ schildert.
Weiterhin zeigt der Schweriner Schönbusch-Plan etwa an der Stelle, an welcher der Bestandsplan des Schönbusch, datiert 1788 (BSV Gärtenabteilung B 11/2), der bei Jost/Helmberger auf S. 27 abgebildet ist und unter Nr. 13 einen „Obelisque“ bezeichnet, ein „Grabmahl“, welches im Detail am Bildrand gezeigt wird und dort einen kleinen Obelisken zeigt, der viele Ähnlichkeiten mit dem „Kotzerbrünnchen“, also dem obeliskenförmigen Brunnen nahe der Fichtensaalbrücke aufweist.
Hallo,
ich bin in der Kleinen Schönbuschallee 1 geboren, 1959. Schön war es da.
Bernhard
Ergänzung:
Der Aussichtsturm war Anfang der 60er jedenfalls rot, in Anlehnung an die rote Brücke.
LG Bernhard