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Dossier Clemens August von Galen

Kardinal-Galen-Straße (Nilkheim), benannt 1988

Clemens August Graf von Galen (1878 – 1946)

Bischof und Kardinal, 1933 – 1946 Bischof von Münster

  • * 16. März 1878 in Dinklage (Münsterland)
  • 1898 – 1903 Studium der Theologie in Freiburg (Schweiz) und Innsbruck
  • 1903 – 1904 Abschluss des Theologiestudiums in Münster, Eintritt in Priesterseminar und Priesterweihe
  • 1904 – 1906 Domvikar in Münster (bei seinem Onkel Weihbischof Maximilian Gereon Graf von Galen)
  • 1906 – 1919 Übersiedlung nach Berlin, Kaplan in der Großstadtseelsorge
  • 1919 – 1929 Pfarrer von St. Matthias in Schöneberg (1920 eingemeindet zu Berlin)
  • 1929 Pfarrer in St. Lamberti in Münster
  • 1933 Ernennung zum Bischof von Münster
  • 1934 fördert die Verbreitung der „Studien zum Mythus des 20. Jahrhunderts“, die gegen den NS-Ideologen Alfred Rosenberg gerichtet sind
  • 1936 Befürwortung des Einmarschs deutscher Truppen in entmilitarisiertes Rheinland
  • 1936 öffentliches Eintreten gegen Kruzifixverbot an Schulen
  • 1937 Anteil an Verbreitung der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ (Kritik an Kirchen- und Rassenpolitik des NS-Regimes)
  • 1941 Kritik an „Klostersturm“ und Euthanasiemaßnahmen der Nationalsozialisten in drei Predigten
  • 1945 ruft Siegermächte auf zu einer humanen Behandlung der deutschen Bevölkerung und der Kriegsgefangenen
  • 1946 Ernennung zum Kardinal durch Papst Pius XII.
  • † 22. März 1946 in Münster

 

Ehrungen:

  • 1937 Ehrendoktorwürde der Universität Innsbruck
  • 2005 Seligsprechung durch Papst Benedikt XVI.

 

Wirken in der NS-Zeit

Clemens August Graf von Galen wird bis in die Gegenwart geehrt für seine öffentliche Kritik am NS-Regime, die er vor allem in Form von drei Predigten im Sommer 1941 übte. Häufig wurde und wird der Bischof von Münster als Beleg für katholischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus angeführt. Auch für die Benennung einer Straße in Nilkheim bot diese Auffassung die Begründung (siehe Anmerkungen). Im Jahr 2005 wurde er durch Papst Benedikt XVI. seliggesprochen.

Die biografische Literatur zum Wirken Bischof von Galens ist umfangreich, „Akten, Briefe und Predigten“ aus den Jahren 1933 – 1946 liegen zudem in einer seitenstarken zweibändigen Edition vor; eine wissenschaftliche Gesamtbiografie fehlt allerdings bislang. Einig ist sich die historische Forschung darin, dass sich Bischof von Galen entschieden gegen den „Klostersturm“ (Predigten vom 13. und 20. Juli 1941) sowie gegen Maßnahmen im Rahmen der „Euthanasie“ (Predigt vom 3. August 1941) ausgesprochen hat. Durch die Geheime Staatspolizei waren im Bistum Münster kurz zuvor Niederlassungen des Jesuitenordens sowie der Missionsschwestern beschlagnahmt worden. „Die Ordenshäuser und Besitzungen sind samt Inventar zu Gunsten der Gauleitung Westfalen-Nord enteignet“, berichtete er in seiner Predigt vom 13. Juli 1941. Weiter hieß es:

„Der physischen Übermacht der Geheimen Staatspolizei steht jeder deutsche Staatsbürger völlig schutzlos und wehrlos gegenüber. Völlig wehrlos und schutzlos! […] Keiner von uns ist sicher, und mag er sich bewußt sein, der treueste, gewissenhafteste Staatsbürger zu sein, mag er sich völliger Schuldlosigkeit bewußt sein, daß er nicht eines Tages aus seiner Wohnung geholt, seiner Freiheit beraubt, in den Kellern und Konzentrationslagern der Geheimen Staatspolizei eingesperrt wird.“[1]

In der Predigt eine Woche später bezog er sich erneut auf den „Klostersturm“. Katholische Christen „machen keine Revolution“, so Bischof von Galen; gegen „den Feind im Inneren“ helfen – anders als gegen „den äußeren Feind“ – keine Waffen:

„Es bleibt uns nur ein Kampfmittel: starkes, zähes, hartes Durchhalten. […] Wir sehen und erfahren jetzt deutlich, was hinter den neuen Lehren steht, die man uns seit einigen Jahren aufdrängt, denen zuliebe man die Religion aus der Schule verbannt hat, unsere Vereine unterdrückt hat, jetzt die katholischen Kindergärten zerstören will: abgrundtiefer Haß gegen das Christentum, das man ausrotten möchte. […] Wir sind Amboß und nicht Hammer! Aber seht einmal zu in der Schmiede! Fragt den Schmiedemeister und laßt es euch von ihm sagen: Was auf dem Amboß geschmiedet wird, erhält seine Form nicht nur vom Hammer, sondern auch vom Amboß. Der Amboß kann nicht und braucht nicht zurückzuschlagen; er muß nur fest, nur hart sein. Wenn er hinreichend zäh, fest, hart ist, dann hält meistens der Amboß länger als der Hammer.“[2]

Auch in der Predigt vom 3. August 1941 prangerte Bischof von Galen die – aus seiner Sicht – nicht gerechtfertigten Maßnahmen gegen katholische Institutionen und deren Repräsentanten an („Vernichtungskampf gegen die katholischen Orden“). Mehr noch ist die Predigt bekannt für Bischof von Galens offener Kritik an der „Euthanasie“. In der Woche zuvor waren auch aus der Anstalt Marienthal bei Münster „unproduktive Volksgenossen“ abtransportiert worden. Regelmäßig hätten ihn Nachrichten erreicht, wonach Geisteskranke aus Heil- und Pflegeanstalten nach dem Abtransport nach kurzer Zeit verstorben seien. Eine unnatürliche Todesursache sei in der Mehrzahl der Fälle wahrscheinlich:

„Allgemein herrscht der an Sicherheit grenzende Verdacht, das diese zahlreichen unerwarteten Todesfälle von Geisteskranken nicht von selbst eintreten, sondern absichtlich herbeigeführt werden, daß man dabei jener Lehre folgt, die behauptet, man dürfe sog. ‚lebensunwertes Leben‘ vernichten, also unschuldige Menschen töten, wenn man meint, ihr Leben sei für Volk und Staat nichts mehr wert, eine furchtbare Lehre, die die Ermordung Unschuldiger rechtfertigen will, die die gewaltsame Tötung der nicht mehr arbeitsfähigen Invaliden, Krüppel, unheilbar Kranken, Altersschwachen grundsätzlich freigibt!“[3]

Er habe gesicherte Kenntnis darüber, dass eine große Zahl geisteskranker bereits vorsätzlich getötet worden ist und in Zukunft getötet werden soll; er berichtete auch über konkrete Beispiele aus seinem Einflussbereich, ohne dabei Namen zu nennen. Da es sich hierbei um ein „Verbrechen wider das Leben“ handele, habe er, Bischof von Galen, am 28. Juli 1941 Anzeige erstattet, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Münster sowie beim Polizeipräsidenten. Während in Notwehr oder „im gerechten Krieg Gewaltanwendung bis zur Tötung erlaubt und nicht selten geboten“ sei, verurteile er eine Tötung „unproduktiver“ Volksgenossen auf das Schärfste, unter Verweis auf das göttliche 5. Gebot „Du sollst nicht töten!“.

Die in den Predigten geäußerte Kritik erregte nicht nur im Katholischen Deutschland großes Aufsehen; sie verbreitete sich rasch und weit über das Münsterland hinaus und wurde auch im Ausland wahrgenommen.[4] Das NS-Regime gelangte zu der Auffassung, ein direktes Vorgehen gegen Bischof von Galen sei wenig sinnvoll; zu groß erschien „die Gefahr, große Teile der deutschen Katholiken in offene Opposition zum nationalsozialistischen Staat zu bringen“. In der Literatur wird in der Regel das Aussetzen der „Aktion T4“ als Reaktion auf die öffentliche Kritik von Galens gewertet; wenn nicht als alleiniger Grund, so wird seine öffentliche Kritik doch als entscheidender Anstoß gesehen.[5] Winfried Süß, der sich intensiv mit den Predigten und deren Resonanz beschäftigte, kommt zu dem Ergebnis: „Die Predigt Clemens August Graf von Galens am 3. August 1941 war der folgenreichste öffentliche Protest gegen ein Vorhaben der nationalsozialistischen Machthaber.“[6]

Kritik an Clemens von Galen richtete sich zum einen daran, dass er das NS-Regime 1933 zunächst begrüßt habe, zum anderen daran, dass er den deutschen Angriffskrieg gutgeheißen habe, antiliberal und vor allem antibolschewistisch eingestellt gewesen sei – und sich nur dann kritisch geäußert habe, wenn es um kirchliche (katholische) Angelegenheiten ging, kein Wort von ihm aber zu Unrecht gegen (weitere) Andersdenkende tradiert sei, die unter dem NS-Regime litten.

Noch im September 1934 hat sich Bischof von Galen in einer Ansprache zum NS-Staat als „obrigkeitlicher Gewalt“ bekannt:

„Nein, wir stehen nicht in verneinender Opposition gegen den Staat, gegen die jetzige Staatsgewalt! Wir würden ja unsere Grundsätze verleugnen, die Lehre der Kirche seit Apostelzeiten mißachten, welche uns sagt, ‚daß die obrigkeitliche Gewalt von Gott ausgeht; und daß, wer sich ihr widersetzt, sich der Anordnung Gottes widersetzt‘. […] Darüber hinaus haben die deutschen Bischöfe in ihrem gemeinsamen Fuldaer Hirtenbrief im Juni 1933 ganz ausführlich darüber gesprochen, wie sehr sie und mit ihnen alle echten Katholiken gute und wahre Ideen, welche mit der nationalsozialistischen Bewegung zur öffentlichen Geltung kamen, begrüßen, und haben ihre freudige Mitarbeit für die Freiheit und das Glück unserer lieben Heimat angeboten. […] Treu deutsch sind wir! Und darum protestieren wir, wenn man den Glauben an einen persönlichen, überweltlichen, ewigen Gott als undeutsch bekämpft, und mit der Autorität Gottes jede Autorität, auch die staatliche Autorität untergräbt. […] [Wir] Protestieren nicht gegen den Staat und gegen die staatliche Obrigkeit, deren Fundament und höchste Würde als Stellvertreterin Gottes gerade wir schützen und verteidigen, sondern gegen die Schädigung des Staates und die Untergrabung seiner Autorität durch die öffentliche Verbreitung und Propaganda neuheidnischer Irrlehren, welche bisher fast immer ungestraft mit dem Anspruch auftreten, die Weltanschauung des Nationalsozialismus zu sein.“[7]

Seine Kritiker werfen ihm vor, noch „gute und wahre Ideen, welche mit der nationalsozialistischen Bewegung zur öffentlichen Geltung kamen“, hervorgehoben zu haben zu einer Zeit, in der Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschaftler und Juden bereits massiv verfolgt wurden.[8] In einer kritischen Veröffentlichung aus dem Jahr 1987 wurde infrage gestellt, ob die Verteidigung kirchlicher Rechte schon als „Widerstand“ gewertet werden kann:

„In der Bevölkerung entstanden bald Legenden und Gerüchte über von Galen, die ihn als ‚Widerstandskämpfer‘ idealisierten. Tatsächlich verteidigte von Galen in seinen Predigten fast ausschließlich Interessen der Kirche und stellte sich hinter die Angriffskriege der Nazis.“[9]

Tatsächlich wandte sich Bischof von Galen keineswegs prinzipiell gegen den von Nazi-Deutschland begonnenen Krieg:

„Aus Galens Sicht kämpften die deutschen Soldaten den gerechten Krieg für das Ende des 1919 erzwungenen Versailler ‚Gewaltfriedens‘ und gegen einen als ‚gottlos‘ angesehenen Bolschewismus. In gleicher Weise aber boten die biblischen und kirchlichen Lehrsätze auch die entscheidende Grundlage, um den von den Nationalsozialisten ‚total‘ geführten Krieg massiv zu kritisieren.“

Auch in den Predigten vom Sommer 1941 unterschied er zwischen deutschen Soldaten, die im „gerechten Krieg“ töteten, und den Morden im Rahmen des „Euthanasie“-Programms. „Politische Überzeugungen und religiöse Sinndeutungen flossen beim Bischof von Münster offenkundig ineinander“, wie Christoph Kösters konstatierte. Ohne den „religiösen Kosmos“, in dem sich sein Denken bewegte, ließe sich Clemens von Galens Verhalten im Zweiten Weltkrieg nicht verstehen.

Unterschiedliche Ansichten gibt es in der Literatur über Bischof von Galens Verhalten gegenüber den Juden.[10] Die unterschiedlichen Deutungen basieren teils auf widersprüchlichen Quellen; Zeitzeugen, die sich Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs unterschiedlich erinnerten.[11] Allgemein lässt sich mit Heinrich Mussinghoff festhalten:

„Bischof Clemens August hat nicht öffentlich für die Juden seine Stimme erhoben, weder beim Boykott jüdischer Geschäfte 1933 noch nach der Reichspogromnacht 1938 noch bei den Deportationen im ‚Holocaust‘ ab 1941.“[12]

Gerade das Schweigen zu jüdischem Leid wurde Bischof von Galen von seinen Kritikern wiederholt vorgeworfen:

„Was Antisemitismus und Holocaust angeht, teilte von Galen das tödliche Schweigen des Episkopats. Seine Distanz und Fremdheit gegenüber diesem anderen ‚Interessenkreis‘ war typisch für einen katholischen Amtsträger. Die Übernahme traditioneller anti-jüdischer Vorbehalte, die religiöse Distanz und das Akzeptieren einer gewissen ‚Rassendifferenz‘ erzeugten so starken Abstand zu jüdischer Kultur und jüdischen Mitbürgern, daß ihn ihr Schicksal nicht zum selbständigen Protest anhielt.“[13]

Tatsächlich gibt es übereinstimmende Berichte darüber, dass sich Münsteraner Juden direkt (oder indirekt) an Bischof von Galen gewandt hätten (wohl im Rahmen der Novemberpogrome 1938). Dieser habe sich auch dazu bereit erklärt, sich öffentlich zu äußern. Unterschiedliche Angaben gibt es über die Gründe für das anschließende Schweigen: Der einen Version nach habe Bischof von Galen eine schriftliche Erklärung der Juden zur Bedingung gemacht, wonach sie ihm nicht die Schuld anlasteten, wenn die Nazis anschließend schärfer gegen Juden vorgehen würden; daraufhin hätte die Delegation ihre Bitte zurückgezogen. Laut einer anderen Darstellung hätten die Juden von sich aus darum gebeten, dass sich Bischof von Galen doch nicht öffentlich äußern solle, weil sie noch schärfere Sanktionen fürchteten.

Seitens seiner Kritiker wird Clemens von Galen zudem vorgeworfen, seine antidemokratische Haltung auch nach außen getragen zu haben. Nicht nur in der Zeit der Weimarer Republik, auch nach 1945 habe er von seiner Ablehnung der Demokratie keinen Hehl gemacht. Als Beleg dafür gilt unter anderem eine tradierte Notiz, die ihm als Vorbereitung auf ein Gespräch mit einem Vertreter der britischen Besatzungsmacht diente:

„Demokratie hat uns ins Unglück gebracht 1933

Demokratie hat Hitler zur Herrschaft gebracht

Demokratie wird jetzt Kommunismus bringen, wie bereits in Italien und Frankreich, zumal, wenn der Hunger dafür Propaganda macht“[14]

In zahlreichen Veröffentlichungen hat sich der Historiker Joachim Kuropka gegen (nahezu) alle Vorwürfe und die genannte Kritik an Clemens von Galen positioniert. Für Kuropka (1941 – 2021), der als Experte für die Biografie des Bischofs und Kardinals galt, war und blieb Clemens von Galen immer „ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus“[15]. Seiner Auffassung nach dürften öffentliche Aussagen in der NS-Zeit ohnedies nur bedingt zu Rate gezogen werden hinsichtlich der persönlichen Einstellung von Protagonisten zum Nationalsozialismus. Kuropka stützte sich in seiner Beurteilung vielmehr auf „vertrauliche Äußerungen und persönliche Aufzeichnungen“.[16] Demnach war Clemens von Galen kein „Rechtskatholik“, wie vielfach behauptet, sondern Mitglied der Deutschen Zentrumspartei (das wurde auch etwa von Rudolf Morsey anerkannt – allerdings mit dem Hinweis, Clemens von Galen sei ihrem „rechten Flügel zuzuordnen“[17]). Nach Kuropka habe Clemens von Galen sehr früh das „Wesen“ des Nationalsozialismus durchschaut und „eine ganz erstaunlich klare Sicht“ auf den Machtergreifungsprozess im Frühjahr 1933 gehabt.[18] Insgesamt sei Clemens von Galens „Haltung ausschließlich religiös-seelsorglich motiviert“ gewesen; ihm sei es nur um die „Geltung des Christentums“ im öffentlichen Raum gegangen.[19] Zeitgenossen seien ganz selbstverständlich der Meinung gewesen, Bischof von Galen habe Widerstand geleistet, so Joachim Kuropka: „Galen war geradezu zum Symbol für dieses ‚andere‘ Deutschland geworden, das sich nicht hatte gleichschalten lassen, das ‚widerstanden‘ hatte.“[20] Beim kritisierten Antibolschewismus sei zu bedenken, so Kuropka, „dass zwischen 1917 und 1936 in der Sowjetunion circa 40.000 Kirchen geschlossen, circa 95.000 Geistliche aus dem Amt gejagt und allein im Jahr 1922 circa 8.000 Priester, Mönche und Nonnen ermordet worden waren“.[21]

Bis in die Gegenwart spielt Clemens von Galen, der „Löwe von Münster“, eine wichtige Rolle im Selbstverständnis der katholischen Kirche hinsichtlich ihrer Rolle im Nationalsozialismus. „Galen avancierte rasch zu einem zentralen Erinnerungsmoment“, wie Thomas Großbölting resümierte.[22]

 

Anmerkungen

Für die Benennungen von Straßen im Neubaugebiet Nilkheims 1987 nach „Widerstandskämpfern und Opfern des 3. Reichs“ gingen auch drei Vorschläge für evangelische Namensgeber und Namensgeberinnen ein sowie deren drei für katholische. In einer Anmerkung von Hans-Bernd Spies, Leiter des SSAA, heißt es, die vorgeschlagenen evangelischen Namenspaten (Jochen Klepper, Pfarrer Paul Schneider, Bischof Theophil Wurm) seien wenig bekannt und hätten keinen Bezug zu Aschaffenburg; Edith Stein und Pater Rupert Mayer seien erst seit kürzerer Zeit bekannt geworden, weshalb eine Benennung einer Straße hier ebenfalls nicht sinnvoll erscheine:

„Lediglich Graf von Galen, Bischof von Münster, ist ein seit Jahrzehnten überregional bekannter Gegner des Nationalsozialismus, der für eine Straßenbenennung in Frage kommt.“[23]

Neben Kardinal von Galen erhielten Jochen Klepper und Bischof Wurm sowie Edith Stein und Rupert Mayer einen Straßennamen in Nilkheim.

 

Quellen:

  • SSAA, SBZ II, 900

Literatur:

  • Aly, Götz: All das gehört zum Leben. In: Der Spiegel, Nr. 17, 2013, S. 113.
  • Großbölting, Thomas: Gedenken und Instrumentalisierung. Kardinal von Galen in der Erinnerung der Nachkriegszeit. In: Wolf, Hubert/Flammer, Thomas/Schüler, Barbara (Hrsg.): Clemens August von Galen. Ein Kirchenfürst im Nationalsozialismus. Darmstadt 2007, S. 231 – 252.
  • Kösters, Christoph: Clemens August Graf von Galen und der Zweite Weltkrieg. Kriegstheologie und Kriegserfahrungen des Bischofs von Münster (1939 – 1945). In: Wolf, Hubert/Flammer, Thomas/Schüler, Barbara (Hrsg.): Clemens August von Galen. Ein Kirchenfürst im Nationalsozialismus. Darmstadt 2007, S. 159 – 180.
  • Kuropka, Joachim: Clemens August von Galen im politischen Umbruch der Jahre 1932 bis 1934. In: Ders. (Hrsg.): Neue Forschungen zum Leben und Wirken des Bischofs von Münster. Münster ²1993, S. 61 – 99.
  • Kuropka, Joachim: Hat Bischof Clemens August Graf von Galen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet? In: Ders. (Hrsg.): Neue Forschungen zum Leben und Wirken des Bischofs von Münster. Münster ²1993, S. 371 – 390.
  • Kuropka, Joachim (Hrsg.): Neue Forschungen zum Leben und Wirken des Bischofs von Münster. Münster ²1993, S. 61 – 99.
  • Kuropka, Joachim: Die „Mauer des Schweigens durchbrechen“. Bischof von Galen und die „Geltung des Christentums“ unter dem NS-Regime. In: Wolf, Hubert/Flammer, Thomas/Schüler, Barbara (Hrsg.): Clemens August von Galen. Ein Kirchenfürst im Nationalsozialismus. Darmstadt 2007, S. 146 – 158.
  • Kuropka, Joachim: Politik für die Seelsorge. Anmerkungen zu Rudolf Morseys Beitrag. In: Wolf, Hubert/Flammer, Thomas/Schüler, Barbara (Hrsg.): Clemens August von Galen. Ein Kirchenfürst im Nationalsozialismus. Darmstadt 2007, S. 136 – 145.
  • Löffler, Peter (Hrsg.): Bischof Clemens August Graf von Galen. Akten, Briefe und Predigten 1933 – 1946. 2. erw. Aufl. Paderborn et al. 1996.
  • Morsey, Rudolf: Clemens August Kardinal von Galen – Bischöfliches Wirken in der Zeit der Hitler-Herrschaft. Düsseldorf 1987.
  • Morsey, Rudolf: Galens politischer Standort bis zur Jahreswende 1933/34 in Selbstzeugnissen und Fremdeinschätzungen bis zur Gegenwart. In: Wolf, Hubert/Flammer, Thomas/Schüler, Barbara (Hrsg.): Clemens August von Galen. Ein Kirchenfürst im Nationalsozialismus. Darmstadt 2007, S. 122 – 135.
  • Mussinghoff, Heinrich: Bischof Clemens August von Galen und die Juden. Zum Forschungsstand. In: Wolf, Hubert/Flammer, Thomas/Schüler, Barbara (Hrsg.): Clemens August von Galen. Ein Kirchenfürst im Nationalsozialismus. Darmstadt 2007, S. 199 – 220.
  • Rahner, Stefan/Richter, Franz-Helmut/Riese, Stefan/Stelter, Dirk: „Treu deutsch sind wir – wir sind auch katholisch“. Kardinal von Galen und das Dritte Reich. Münster 1987.
  • Süß, Winfried: Ein Skandal im Sommer 1941. Reaktionen auf den „Euthanasie“-Protest des Bischofs von Münster. In: Wolf, Hubert/Flammer, Thomas/Schüler, Barbara (Hrsg.): Clemens August von Galen. Ein Kirchenfürst im Nationalsozialismus. Darmstadt 2007, S. 181 – 198.
  • Wolf, Hubert: Jenseits von Apologetik und Polemik. Clemens August von Galen zwischen kollektivem Gedächtnis und historischer Rekonstruktion. In: Wolf, Hubert/Flammer, Thomas/Schüler, Barbara (Hrsg.): Clemens August von Galen. Ein Kirchenfürst im Nationalsozialismus. Darmstadt 2007, S. 5 – 12.
  • Wolf, Hubert/Flammer, Thomas/Schüler, Barbara (Hrsg.): Clemens August von Galen. Ein Kirchenfürst im Nationalsozialismus. Darmstadt 2007.

 

  • [1] Löffler, Predigt 13.07.1941, S. 844 – 851, Zitat S. 874.
  • [2] Löffler, Predigt 20.07.1941, S. 855 – 863, Zitat S. 859.
  • [3] Löffler, Predigt vom 03.08.1941, S. 874 – 833, Zitat S. 877.
  • [4] Dazu ausführlich der Beitrag von Winfried Süß.
  • [5] Diese Ansicht vertritt etwa der Historiker Götz Aly in unterschiedlichen Publikationen und Statements. Vgl. dazu Kuropka, Hat Bischof Clemens August Graf von Galen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet, S. 382.
  • [6] Süß, S. 198.
  • [7] Löffler, Ansprache vom 23.09.1934, S. 124 – 130, Zitat S. 126 – 128.
  • [8] Rahner et al., S. 28.
  • [9] Rahner et al., S. 3. Vgl. dazu die Auffassung, er habe „unzweifelhaft Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet […], ganz gleich, welches Konzept von Widerstand zugrunde gelegt wird.“, Kuropka, Hat Bischof Clemens August Graf von Galen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet, S. 387.
  • [10] Eine Zusammenfassung des Forschungsstands (Stand 2005) liefert Mussinghoff, dazu auch eigene, quellenbasierte Einschätzungen zu den Gründen für Bischof von Galens Schweigen.
  • [11] Mussinghoff, S. 206 f.
  • [12] Mussinghoff, S. 216.
  • [13] Rahner et al., S. 43.
  • [14] Löffler, S. 1171.
  • [15] Kuropka, Clemens August von Galen im politischen Umbruch der Jahre 1932 bis 1934, S. 94.
  • [16] Kuropka in seiner Entgegnung auf Rudolf Morsey, Politik für die Seelsorge, S. 145.
  • [17] Morsey, Galens politischer Standort, S. 135.
  • [18] Dazu unter anderem Kuropka, Politik für die Seelsorge, S. 140 – 144; Bezug auf Zitat S. 140.
  • [19] Kuropka, Politik für die Seelsorge, S. 157.
  • [20] Kuropka, Hat Bischof Clemens August Graf von Galen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet, S. 371.
  • [21] Kuropka, Die „Mauer des Schweigens durchbrechen“, S. 146.
  • [22] Großbölting, S. 251.
  • [23] 27.11.1987, Straßenbenennungen, SSAA, SBZ II, 900.

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