1949 benannt nach Friedrich von Bodelschwingh
* 14.08.1877 in Gadderbaum (Bielefeld) † 04.01.1946 in Gadderbaum (Bielefeld)
Evangelischer Theologe und Leiter der Betheler Anstalten
Friedrich von Bodelschwingh wurde 1877 in Gadderbaum (Bielefeld) geboren. Er gilt als eine der führenden Persönlichkeiten der Inneren Mission und hatte Anteil an der Entwicklung der Anstaltsfürsorge in Deutschland.
Sein Vater leitete ab 1872 die „Evangelische Heil- und Pflegeanstalt“ bei Bielefeld, die er in „Bethel“ umbenannte. Friedrich übernahm nach dessen Tod 1910 die Leitung der Anstalten und betrieb nach dem Ersten Weltkrieg Ausbau und Spezialisierung der Einrichtung. Auch als Kirchenpolitiker spielte er eine Rolle. Seine Rolle während der NS-Zeit ist umstritten: Bodelschwingh erschien im Spätsommer 1933 „eine Diktatur die einzige Lösung“ zur Erhaltung des Staates. Er war ab Ende 1933 Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und ab 1934 der NS-Volkswohlfahrt (NSV), jedoch zu keiner Zeit Mitglied der NSDAP. Im Herbst 1934 war er Mitbegründer der „Reichsarbeitsgemeinschaft der missionarischen und diakonischen Werke und Verbände“, einer Sammelbewegung von Vertretern des Protestantismus neben der „Bekennenden Kirche“. Bodelschwinghs „hinhaltende Kooperation mit NS-Stellen“ (Ernst Klee) kann als Versuch angesehen werden, den Bestand der Bethel‘schen Anstalten zu retten. In den von ihm geführten Bethel’schen Anstalten kamen Zwangsarbeitende und Kriegsgefangene zum Einsatz.
Bodelschwingh zeigte sich offen für Fragen der modernen Eugenik, sprach sich aber aus seinem christlichen Selbstverständnis strikt gegen die Euthanasie (im Sinne der Ermordung von Anstaltsinsassen) aus.
Bodelschwingh starb 1946 in Gadderbaum. Er durchlief daher kein Entnazifizierungsverfahren.