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Am Anfang einer neuen Zeit: Erinnerungen an die Großmutterwiese und Berufsschule in der Nachkriegszeit

Folgender Beitrag besteht aus Erzählungen und Erinnerungen von Norbert Hennrich über seine Zeit an der Berufsschule Aschaffenburg.

Die Zeit hat inzwischen einen langen Faden von rund 60 Jahren gesponnen zwischen heute und dem 17. Juni 1965, dem Tag an dem ich das letzte Mal an der Großmutterwiese in Aschebersch sein sollte. Mit Aushändigung des Zeugnisses von der Berufsschule war ich entlassen und hatte der allgemeinen Schulpflicht genügt. Laut meinem Entlassungszeugnis war ich vom 01.09.1962 bis 17.07.1965 Schüler im Beruf Werkzeugmacher der Städt. Berufsschule Aschaffenburg an der Großmutterwiese.
In meiner Erinnerung bestand diese Schule aus einem großen rechteckigen Pausenhof, an dessen Seiten sich mehrere Schulgebäude auf der Großmutterwiese aufreihten. Entsprechend der Nachkriegszeit in damals zweckmäßigen Barackengebäuden, die schnell zu beheizen waren und bei großer Hitze war eh Schulfrei.
Der Unterricht begann Montags um 7:30 Uhr und dauerte bis 13:00 Uhr. Um 14:00 Uhr stand der Lehrling wieder am Schraubstock seiner Werkbank im Ausbildungsbetrieb.

Interessanterweise war am 30.11.1962 ein Elternabend mit dem Schwerpunkt: „Jungend im Widerstreit der Meinungen – die Stellung der Eltern heute.“ Mit den Klassenlehrern diskutierten wir damals die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Am Schulbeginn im September 1962 stand ein Dreiklang im Mittelpunkt: Ein bestimmtes Ziel – Rücksichtnahme – Ordnung. Am 30. April 1965 ging es um den Beschrieb von Vorbildern und den Schutz der Ehre des Nächsten.

In Erinnerung blieben mir an der Großmutterwiese die Erzählungen eines ehemaligen Schülers dieser Berufsschule, der inzwischen Meister geworden, in die Entwicklungshilfe nach Pakistan ging um dort junge Menschen im Metallberuf auszubilden. Dann die Reiseerzählung eines Religionslehrers, der mit seinem R4 ohne Türen, aber mit mit vielen Zusatzbenzintanks in den Sommerferien durch die Sahara gefahren ist. Das waren schon starke Vorbilder für uns damalige junge Menschen.

Irgendwie, war auch damals alles am Anfang einer neuen Zeit. Überall wurden Mitarbeiter gesucht. Der erste Gastarbeiter in meinem Ausbildungsbetrieb war ein Werkzeugmacher aus Portugal. Ein besonderer Dank sei unseren damaligen Lehrkräften gewidmet, die mit viel Freude und Engagement an der Großmutterwiese unterrichtet hatten. Mehrere meiner Schulkollegen konnten direkt von der Berufsschule an die Ingenieurschule in der Eschollbrücker Straße in Darmstadt wechseln. Und die Besonderheit: auch dieser fortführende Bildungseinrichtung war in Baracken untergebracht. Diese Behelfsbauten an der Großmutterwiese und in Darmstadt waren jedoch keine Hindernisse für eine qualifizierte Berufsbildung.

Weitere Informationen und einen tieferen Einblick in die Städt. Berufsschule Aschaffenburg finden Sie hier: Großmutterwiese_Zeitreise1965

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