Das Gelände der „Alten Dechantei“ des Stiftes St. Peter und Alexander im zentralen Teil der Oberstadt reicht von der Pfaffengasse 13 rückwärtig bis an die Schloßgasse heran. Zum Stiftshof gehörten Haupthaus, Nebenhäuser, Schuppen und Wagen-Einstellplatz. Die erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 1315 weist bereits auf den Wohnsitz des Dekans hin. Diese Funktion behielt das Anwesen bis zum Jahre 1764, als die neu erbaute Kurie „Zur Alten Münze“ in der Stiftsgasse zum Sitz des Stiftsdechanten erhoben wurde. Der Hof in der Pfaffengasse war zu dieser Zeit deutlich heruntergekommen. 1824 wurde hier durch die „Kasinogesellschaft“ ein Ballsaal errichtet, ein vollkommen neues Gebäude ohne Berücksichtigung der alten Bebauungsstrukturen. Dabei wurden auch die Straßenfluchten in der Pfaffengasse und zum Karlplatz hin verändert. Zunächst fanden 1987 im rückwärtigen Grundstücksteil des Stiftshofes Umbauten zur Einrichtung des Restaurants „Zum Fegerer“ statt. Dabei wurde auch ein etwa 2 m tiefer Keller angeschnitten, der aus Bruchsteinen errichtet und mit einem Tonnengewölbe abgeschlossen war. Aus der Verfüllung stammen zahlreiche Keramik- und Glasfunde des ausgehenden 17. und 18. Jh. Das Fundmaterial gehört offenbar in den Kontext des gleichen üppigen Festes aus der Zeit um 1740 wie die unter dem Bachsaal entdeckten Funde (Vgl. Baudenkmäler, Pfaffengasse 13).
Im Zuge von Umbauarbeiten wurde im April 1989 begonnen, den westlichen Teil des Bachsaales, des ehem. Ballsaals der Kasinogesellschaft, zu unterkellern. Die baubegleitenden archäologischen Untersuchungen wurden von den Museen der Stadt Aschaffenburg mit Unterstützung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege durchgeführt. Bei den Arbeiten wurden, dicht beieinanderliegend, ein frühneuzeitlicher Brunnen, eine frühneuzeitliche Latrine mit zahlreichen Funden sowie eine vermutlich sekundär umgelagerte Kulturschicht aufgedeckt, die Funde der Späthallstatt-/Frühlatènezeit, der Spätlatènezeit, der Völkerwanderungszeit und des frühen und hohen Mittelalters enthielt. Die Latrinengrube und der Brunnen waren in ein ca. 1,4 m mächtiges, dunkles Erdpaket eingetieft worden, welches unter einer mittelalterlichen Deckschicht lag. Eine stratigraphische Schichtung war hierin allerdings nicht zu beobachten. Die ur-und frühgeschichtlichen Funde lagen überwiegend in der Latrine über den neuzeitlichen Funden. Dies bedeutet, dass der Aushub bei Anlage der Latrinengrube kurzfristig neben dieser gelagert und dann wieder zur Verfüllung benutzt worden war. Die noch aus Schichtzusammenhang geborgenen Funde waren ebenfalls durchmischt, sodass latènezeitliche Keramik mit frühmittelalterlicher Pingsdorfer Ware vergesellschaftet war. Somit wurde offenbar bereits das dunkle Schichtpaket sekundär an dieser Stelle gelagert. Beim dem ur- und frühgeschichtlichen Fundgut handelt es sich überwiegend um stark zerscherbte Reste typischer Siedlungskeramik, die nicht immer eindeutig zu periodisieren sind. Einzelne Funde belegen eine bronzezeitliche sowie eine spätantike Besiedlung. Auffällig sind sehr seltene Teile eines Zaumzeuges vom Typ Wijshagan, ein Schwertscheidenbeschlag und qualitätvolle Keramik, welche auf die Anwesenheit frühlatènezeitlicher Eliten hindeuten.
Die neuzeitliche Latrine, eine langrechteckige Grube von 2,5 m Tiefe und gut 1 m Breite, war vermutlich nur wenige Tage in Benutzung. Darauf deuten die Verfüllung mit dem Aushubmaterial und die fehlende Versteifung der Wände. In dem überwiegend sandigen Boden wäre die ungesicherte Grube sehr wahrscheinlich bald eingebrochen. Beachtenswert ist vor allem das zeitlich recht homogene Fundmaterial, das wohl um 1740 entsorgt wurde und offensichtlich mit einem einzigen Ereignis zusammenhängt. Die Art der Funde spricht für ein üppiges, mehrtägiges Fest. Die Masse des Materials machen Keramik und Glas aus. Reich dekorierte, mit Nuppenauflagen versehene oder geschliffene Römer, Becher, Stangen- sowie Kelchgläser fanden sich ebenso wie Weinflaschen. Unter der Keramik sind malhorndekorierte Teller und Schüsseln aus Irdenware ebenso vertreten wie elegante Fayencen mit Rokokomalereien. Dazu treten Kannen und Krüge aus Steinzeug. Rasierschüsseln und Nachttöpfe können den Eindruck einer tagelangen Lustbarkeit nur unterstützen. Reste tönerner Tabakspfeifen lassen sich besonders exakt datieren und wurden maßgeblich für die Datierung herangezogen. Die herausragenden Erhaltungsbedingungen für organische Abfälle gestatten einen Einblick in den Speisezettel. Es wurden die Überreste von zwei Ochsen, vier Schweinen, vier Schafen, Vögeln, verschiedenen Fluss- und Meeresfischen, Austern, Herzmuscheln und Weinbergschnecken gefunden. Daneben erhielten sich Reste von Mohn, Koriander, verschiedenen Beeren und Obstsorten. Die ungewöhnlichen Funde von Siegeln und Siegellack könnten auf die Zweitverwendung der Stiftskorrespondenz aus der Latrine deuten.
Der Brunnen konnte im Juli und August 1989 vollständig untersucht werden. Er war beim Bau des Bachsaales nach 1824 mit einem Tonnengewölbe abgedeckt worden. Als Baumaterial fanden Gneis und behauener Sandstein Verwendung. Das Material, dessen sorgfältige Zurichtung sowie die große Tiefe sprechen für eine Errichtung in der frühen Neuzeit. Eine stratigraphische Beziehung zur benachbarten Latrine konnte nicht hergestellt werden. Vermutlich handelt es sich um einen 1797 und 1804 beschriebenen Brunnen, der von einem Gebäude der Dechantei überdeckt war. Da die Tür zum Brunnen auf die Straße führte und der Brunnentrog vor dieser Tür auf der Straße stand, wurde er vermutlich von den Bewohnern der Pfaffengasse gemeinschaftlich benutzt. Zuletzt war der Brunnen vernachlässigt worden, die Einfassung war zwar noch gut erhalten, der hölzerne Deckel aber vermodert und von der Wasserpumpe nur noch eine eiserne Stange vorhanden. Die archäologischen Untersuchungen mussten aufgrund der großen Tiefe in bergmännischer Manier durchgeführt werden. Bei einem lichten Durchmesser von 1,6 m wurde das Grundwasser erst in 22 m Tiefe erreicht. Der überwiegende Teil der Anlage war noch offen, lediglich die letzten 4 m waren verfüllt. Der Grundwassersammler war aus behauenen Sandsteinen gesetzt und ruht auf einem aus Eichenholz gezimmerten Ring: ein klarer Beleg für die Verwendung des Absenkverfahrens für den Bau. Heute kann der Brunnen im Untergeschoss des evang. Dekanatsgebäudes besichtigt werden. Im September/Oktober 1989 wurde auf dem Grundstück Pfaffengasse 13 bei Baggerarbeiten ein kleiner Gewölbekeller aufgefunden. Er lag recht zentral auf dem Grundstück im Norden des Dechantei-Gebäudes, war aus Gneis aufgemauert und besaß eine Innenfläche von 3,5×2,5 m; der Boden bestand aus anstehenden hellgrauen Letten. In dem Deckengewölbe war eine Einfüllöffnung angebracht. Unter neuzeitlichem Bauschutt fanden sich mehrere, z.T. sehr fundreiche Auffüllschichten. Darunter auch eine Schicht mit einer ausgesprochen großen Anzahl von Fragmenten von Tabakspfeifen. In den übrigen Schichten waren ähnliche Funde wie in der Latrine zu beobachten, also ein ausgesprochen reiches Material mit Bruchstücken von Glastellern, geschliffenen Gläsern, Fayencen, Kacheln und weiteren keramischen und gläsernen Gefäßresten aus der Mitte des 18. Jh.
Unter dem Mitteltrakt des evangelischen Dekanats parallel zur Pfaffengasse, aber um ca. 10 m zurückversetzt befindet sich ein großer Gewölbekeller. Da er einige Besonderheiten aufweist, gab er 2010 Anlass zu einer nachträglichen Aufnahme ins Aschaffenburger Kellerkataster und punktuellen archäologischen Untersuchungen. Nach der Bauaufnahme durch Falko Ahrendt besteht der Keller aus einem einzigen tonnenüberwölbten Raum von rund 11,2×6,2 m und einer derzeitigen Raumhöhe von maximal 2,5 m. Der Boden ist mit Stampflehm aufgefüllt. Der ungewöhnliche Grundriss ist nicht rechteckig sondern als Parallelogramm um 1,5 m verschoben. An den beiden Stirnseiten befinden sich zugemauerte Rundbogenöffnungen. Der heutige Zugang geschieht vom Hof aus über eine steile Sandsteintreppe. Ursprünglich erfolgte der Einstieg hingegen durch eine Aussparung in der Tonnendecke und eine innen liegende Holztreppe.
Die Datierung des Kellers ist bislang ebenso unklar wie die Ursache für seinen verschobenen Grundriss. Letzterer könnte in Zusammenhang mit einer heute nicht mehr erhaltenen Grundstücksaufteilung stehen. Die beiden Rundbogentore an den Stirnseiten lassen zusätzlich vermuten, dass zur Zeit der Anlage ein wesentlich tieferes Bodenniveau bestand, das erst später angehoben wurde. Heute liegt der Keller ungewöhnlich tief, der Gewölbescheitel rund 4 m unter dem Straßenniveau. Um der Lösung dieser Fragen näher zu kommen, wurden von Ahrendt und Mitgliedern der Kirchenverwaltung unter Begleitung der Museen der Stadt Aschaffenburg einige kleine Suchschnitte im Kellerinnern ausgeführt. Dadurch wurde festgestellt, dass das originale Bodenniveau rund 0,7 m unter dem heutigen Stampflehmboden lag. Die Sandsteintreppe liegt auf dem jetzigen Boden auf und wurde wohl beim Neubau des Dekanats 1824 angelegt. In der Raummitte wurde ein gemauerter Ring von etwa 2 m Durchmesser angeschnitten, der in unbekannte Tiefe reicht. Die Innenwand dieser Konstruktion ist mit einem dünnen Glattputz und einer Dichtschicht aus blauem Ton versehen. Unter den wenigen Funden befinden sich ein eiserner Grapen sowie insbesondere Bruchstücke von Mönch- und Nonneziegeln.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 218-221.