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Bodendenkmäler – Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau

Die kath. Pfarrkirche Zu Unserer Lieben Frau (Ad Beatam Mariam Virginem), auch Muttergottespfarrkirche genannt, befindet sich in zentraler Lage in der Oberstadt. Sie ist neben der Stiftskirche wohl als älteste Aschaffenburger Kirche anzusehen und diente dem Bürgertum als Stadtpfarrkirche. Der exakte Zeitpunkt der Errichtung dieser Kirche ist gleichwohl unklar, da archäologisch begleitete Untersuchungen im Innern der Kirche bislang nicht durchgeführt wurden. Im Boden befindliche Befunde von Vorgängerbauten des hohen und späten Mittelalters, darunter auch Körperbestattungen und die Reste der ehem. Friedhofskapelle St. Michael, lassen deshalb zukünftig Erkenntnisse zur Baugeschichte erwarten.

In den Schriftquellen wird die Muttergottespfarrkirche 1183 erstmals erwähnt. In diesem Zusammenhang wird auch bereits ein Pfarrer genannt, sodass die Kirche zweifelsfrei früher geweiht worden ist. Zum genauen Zeitpunkt existiert jedoch kein Konsens. Wilfried Brosche geht von einem großen Bauvorhaben 1163/64 aus und setzt die älteste Kirche, hoch spekulativ, gar auf das Jahr 1016. Roman Fischer hält spätestens 1150 für das wahrscheinlichste Errichtungsdatum, Gerhard Ermischer und Markus Marquart setzen die Gründung an den Anfang des 12. Jh. Der bestehende Bau ist ein 1775 fertiggestellter Neubau, der aufgrund von Platzmangel nord-süd-orientiert ist. Von einem Vorgängerbau wurde ein frühgotischer Turm übernommen. Von einem romanischen Vorgänger könnten trotz der räumlichen Entfernung zwei Spolien stammen, die im Jahr 2000 bei Umbauarbeiten im zur Pfarrei gehörigen Marienstift in der Webergasse 1 entdeckt wurden. Es handelt sich um ein einfaches Tympanon aus Sandstein, welches durch ein kleines Rundbogenfenster durchbrochen wird, sowie eine romanische Säulenbasis. Ergebnisse von kleinflächigen archäologischen Untersuchungen liegen von der unmittelbaren Umgebung der Kirche vor: Im Januar 1992 wurde im Zuge der Sanierung des Turmes das Fundament von außen maschinell freigelegt. Dabei wurde durch die ausführende Firma eine aus Ziegeln gemauerte Grabkammer angetroffen und deren einfaches Tonnengewölbe z.T. aufgerissen. Geborgen wurden lediglich ein barocker Sarghenkel und einige Knochenteile. Von der weiteren Bergung der nicht näher beschriebenen Bestattung wurde abgesehen, da zusätzliche Beschädigungen nicht zu befürchten waren. Die für nur eine Sargbestattung errichtete, fest verschlossene Kammer befand sich offensichtlich ehemals im Innern der Vorgängerkirche. Die Bestattung lag nur 1 m nördlich des Turmes und somit vermutlich direkt an der Chorwand des für den Neubau von 1775 abgebrochenen Kirchenbaus. Da dieser Bereich nach 1775 nicht mehr als Begräbnisplatz genutzt wurde, muss die Grabkammer älter sein. Vermutlich handelt es sich bei dem Bestatteten um einen kirchlichen Würdenträger oder einen begüterten Bürger bzw. eine Bürgerin. Das vermutete Fundament des mittelalterlichen Chores wurde nicht erfasst. Entlang der Ostwand des Turmes wurden weitere Bestattungen gehoben. Dieser Bereich wurde noch bis 1945 als Friedhof genutzt. Vor- und frühgeschichtliche oder frühmittelalterliche Befunde wurden nicht festgestellt.

Im Anschluss an die Sanierung des Turmfundamentes wurde noch im Laufe des Frühjahrs 1992 auch die restliche, östlich und südlich an die Kirche anschließende Rasenfläche neu gestaltet. Dabei wurden wenige Meter südöstlich der Kirche durch den Bagger vermauerte Steinbrocke angerissen. Vermutlich handelt es sich um die Reste des in diesem Friedhofsareal bis zur Neuanlage der Muttergottespfarrkirche befindlichen Beinhauses unter der gotischen Michaelskapelle. Diese diente bis 1768 als Begräbniskapelle. Eine Freilegung des nur wenige Zentimeter unter dem Rasen liegenden Fundamentes war im Zuge der Baumaßnahmen nicht möglich, weswegen auch keine Vermessung erfolgte. Die tiefer liegenden Bereiche wurden bei der Baumaßnahme nicht entfernt.

Quelle:

Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 213-214.

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