Der Friedhof an der Kirchhofgasse ist die älteste erhaltene christliche Begräbnisstätte in Obernau. Er ist von einer z. T. verputzten Bruchsteinmauer umgeben und wurde im Laufe der Zeit mehrmals erweitert. Die erste bekannte Friedhofserweiterung erfolgte 1873 in nordöstlicher Richtung, wobei er etwa um die Hälfte der bestehenden Fläche vergrößert wurde. 1933/34 gab die Straßenverbreiterung den Anlass zu einer erneuten Anpassung der Friedhofsfläche. Die erst 1873 errichtete nordöstliche Mauer und die dort liegenden Familiengräber wurden wegen des Straßenbaus abgetragen. Die Vergrößerung der Begräbnisstätte erfolgte in nordwestlicher Richtung. Im Rahmen dieser Friedhofsumgestaltung sollte eine Leichenhalle entstehen, für die der Aschaffenburger Architekt Benno Baumann die Pläne zeichnete. Er plante einen kleinen eingeschossigen Walmdachbau mit Sezierraum und Leichenhalle in der südwestlichen Friedhofsecke, daneben ein weiteres kleines Gebäude für Geräte. Davor sollte ein Brunnen stehen. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden die Pläne nicht realisiert. Allerdings dienten sie nach Kriegsende als Grundlage für eine erneute Planung, die 1947 von Georg Ackermann vorgenommen wurde. Die kleine Leichenhalle erhielt, ähnlich einer Kapelle, ein Pyramidendach mit kleinem Dachreiter und Zwiebeltürmchen mit Lüftungsschlitzen zur Entlüftung von Sezierraum und Leichenhalle. Die räumliche Gliederung des auf einer Grundfläche von 7×7 m errichteten Gebäudes blieb gleich. Über eine offene Vorhalle betritt man die Leichenhalle, von der aus man in den Sezierraum gelangt. Jedoch entstanden im Unterschied zum ersten Entwurf zwei Räume für Geräte, die sich direkt an das Gebäude der Leichenhalle anschließen. Sie sind jeweils mit einer rundbogigen Öffnung mit Doppeltür versehen. Dazwischen ist der Brunnen angelegt. Die Gebäude sind aus Hausteinen errichtet. An der nordwestlichen Wand der Sezierhalle befindet sich ein Wandbild des Künstlers Alois Bergmann-Franken. Es zeigt die Auferstehung Christi.
Noch im Bereich der ersten Friedhofsummauerung befindet sich am südwestlichen Mauerabschnitt ein Friedhofskreuz, welches stilistisch in das 18. Jh. deutet. Auf einer profilierten Grundplatte steht ein aus Sandsteinquadern gemauerter Sockel, der vorn mit einer Sandsteinplatte verkleidet ist, die eine ornamentierte Inschriftenkartusche trägt. Auf der ebenfalls profilierten Abdeckplatte steht das Kreuz, auf dessen Sockel eine Pietà dargestellt ist. Die wohl im Mittelalter (14./15. Jh.) entstandene Ummauerung des Friedhofs war bis 1873 noch vollständig erhalten. Mit der ersten Friedhofserweiterung wurde der nordöstliche und mit der zweiten Erweiterung schließlich der nordwestliche Abschnitt abgebrochen. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei dem südwestlichen und südöstlichen Mauerabschnitt um erhaltene Mauern des 14./15. Jh. handelt. Auf dem Friedhof befinden sich heute überwiegend zeitgenössische Gräber. Die älteren stammen aus der Jahrhundertwende. In der nordöstlichen Friedhofsmauer sind auf der Innenseite Grabmäler des 18./19. Jh. eingemauert. Seit 1960 steht im Osten von Obernau der nach Plänen des Architekturbüros Brönner angelegte neue Waldfriedhof als eine weitere Begräbnisstätte zur Verfügung.
Quelle:
Ina Gutzeit/Hauke Kenzler: Kreisfreie Stadt Aschaffenburg. Ensembles, Baudenkmäler, Bodendenkmäler (Denkmäler in Bayern. VI. Unterfranken, 71), München 2015, S. 297-298.