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Dossier Albrecht Velte

Albrecht-Velte-Straße (Gailbach), benannt 1996 nach

Albrecht Velte (1920 – 1992)

Letzter Bürgermeister in Gailbach (1965 – 1975)

  • * 17. Juni 1920 in Haibach
  • 1926 – 1934 Besuch der Volksschule in Haibach
  • 1934 – 1980 nach Lehre zum Maschinenschlosser bis zum Ruhestand Arbeit bei der Firma Güldner (Güldner-Motorenwerke, Aschaffenburg)
  • 1938 – 1945 Mitglied der allgemeinen SS [Einheit 12/83, Eintritt 01.06.1938]
  • 1940 – 1945 Mitglied der NSDAP [Mitglieds-Nr. 7 756 258]
  • 1940 Hochzeit mit der Gailbacherin Katharina Schuck, zwei Kinder
  • 1942 – 1945 Kriegsdienst bei der Wehrmacht, Truppenteil: 14. Panzer-Division, Panzer-Pionier-Bataillon
  • 1945 – 1949 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft [Gefangennahme am 08.05.45 in Libau/Lettland, Gefangenenlager Libau, Tag der Entlassung: 15.05.49]
  • 1951 – 1953 Kreisvorsitzender des Heimkehrerverbands
  • Ca. 1956 Eintritt in die CSU
  • 1956 – 1958 Gemeinderat in Haibach
  • 1958/59 Umzug nach Gailbach
  • 1960 Wahl in den Gailbacher Gemeinderat, CSU-Ortsvorsitzender in Gailbach
  • 1965 stellvertretender Bürgermeister von Gailbach (nach krankheitsbedingtem Rücktritt von Bürgermeister Ludwig Roth)
  • 1965 – 1975 Erster Bürgermeister (ehrenamtlich) von Gailbach (bis zur Eingemeindung nach Aschaffenburg)
  • 1972 – 1975 Mitglied des Kreistags
  • 1975 – 1978 Ortsbeauftragter von Gailbach bei der Stadt Aschaffenburg
  • † 14. September 1992 in Aschaffenburg
  • Mitglied in zahlreichen Gailbacher Vereinen (zweiter Vorsitzender FC Kickers Gailbach, zweiter Vorsitzender Wanderverein, zweiter Vorsitzender Johanniszweigverein) und langjähriger Vorsitzender des Vereinsrings (ca. 1965 – 1991) sowie Mitglied des Pfarrgemeinderats

Ehrungen:

  • 1984 Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 1987 Ehrenmitglied des Wandervereins (aufgrund der Verdienste beim Wanderheimbau und der Grundstücksbeschaffung)
  • 1991 Ehrenvorsitzender des Gailbacher Vereinsrings

 

Wirken in der NS-Zeit

Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, besuchte Albrecht Velte als 12-Jähriger die Volksschule in Haibach, seinem Geburtsort. Nach dem Abschluss der Volksschule 1934 absolvierte er eine Lehre zum Maschinenschlosser bei den Güldner Motorenwerken in Aschaffenburg. In seinem Ausbildungsbetrieb sollte er sein gesamtes Erwerbsleben verbringen, bis zum Ruhestand 1980. Das Wahlamt des Bürgermeisters von Gailbach, das er von 1965 bis zur Eingemeindung Gailbachs 1975 begleitete, verrichtete er ehrenamtlich.

Die Quellenlage zum Wirken von Albrecht Velte in der NS-Zeit beschränkt sich auf Angaben aus dem Bundesarchiv Berlin: auf Informationen aus dem ehemaligen Berlin Document Center sowie der ehemaligen Wehrmachtsauskunftsstelle (Deutsche Dienststelle, heute Abteilung PA). Da Albrecht Velte erst im Mai 1949 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, musste er sich in der jungen Bundesrepublik keinem Entnazifizierungsverfahren unterziehen. Entsprechend liegen keine Meldebögen etc. vor, die mehr Auskünfte über z. B. Mitgliedschaften in weiteren NS-Organisationen geben oder persönliche Anmerkungen zu seinem Wirken enthalten könnten.

Eine tradierte Karteikarte dokumentiert, dass der Maschinenschlosser Albrecht Velte aus Haibach, geboren am 17.06.1920, als SS-Mitglied geführt wurde (Musterungs-Nr. 2622; handschriftlich ergänzt: 1284). Als Datum der Musterung eingestempelt ist „1.6.38“; das wäre wenige Tage vor seinem 18. Geburtstag gewesen. Unter „Aufnehmende SS-Einheit“ findet sich der Eintrag „12/83“. Gemeint ist damit der 12. Sturm der 83. SS-Standarte Gießen (Sturmbann III Aschaffenburg).

In der NSDAP-Zentralkartei findet sich die Parteimitgliedschaft dokumentiert (Mitglieds-Nr. 7 756 258, Ortsgruppe Haibach). Albrecht Velte hatte demnach die Aufnahme in die NSDAP am 20. Januar 1940 beantragt; die Aufnahme wurde auf den 1. September 1940 datiert, die Mitgliedskarte ausgestellt am 20. September 1940. Über Mitgliedschaften in weiteren NS-Organisationen fanden sich keine Informationen.

Laut der tradierten Wehrmachtskartei (BArch, PA, B 563-1 Kartei/V – 36/644) war Albrecht Velte während des Zweiten Weltkriegs in der 14. Panzer-Division dem Panzer-Pionier-Bataillon 13 zugewiesen (Feldpost-Nr. 31 433). Die eingesehenen Quellen ließen keine Rückschlüsse darüber zu, ab wann genau er am Krieg teilnahm. Meldungen aus den Jahren 1942/43 verweisen darauf, dass er im Panzer-Pionier-Ersatz-Bataillon 29 (4. Kompanie bzw. Marschkompanie) im Einsatz war. Ab 1943 war er offensichtlich der „Schweren Panzer-Brücken-Kolonne [mit Begleitkommando] 847“ (Brüko J 847) zugeordnet (siehe Meldungen unter Quellen). Über Aufgaben und Rang geben die Meldungen keine Auskunft. Die 14. Panzer-Division war 1941/42 an Kämpfen in der heutigen Ukraine beteiligt, zwischen September 1942 und Januar 1943 an äußerst verlustreichen Kämpfen rund um Stalingrad. Nach Kämpfen wiederum in der Ukraine zog sich die 14. Panzer-Division nach Kurland zurück, wo sie bis zur Kapitulation unter anderem die Ostseehäfen Libau und Windau verteidigte. Am 9. Mai 1945 kapitulierte die Division mit der gesamten Heeresgruppe Kurland (über 180.000 Soldaten) und begab sich in Gefangenschaft.

Laut der tradierten Unterlagen geriet Albrecht Velte am 8. Mai 1945 in Libau/Lettland in Gefangenschaft. Vier Jahre verbrachte er im sowjetischen Kriegsgefangenenlager 349 in Libau, aus dem er am 15. Mai 1949 entlassen wurde und zu seiner Familie nach Haibach zurückkehrte.

 

Quellen:

  • BArch, NSDAP-Mitgliederkarteien
  • BArch, PA, B 563-1 Kartei/V – 36/644
  • BArch, PA, Meldungen (Altsignaturen):
  • 25444 099
  • 25454 005
  • 25455 007
  • 27816 014
  • 96140 549
  • BArch, R 9361-III/483037
  • HStAM, 327/2b, 242 [Stellenbesetzungen, Schulungslager, allg. Schriftwechsel]
  • HStAM, 327/2b, 484 – 486 [83. SS-Standarte Gießen und Sturmbann III Aschaffenburg, 3 Bd., Rundschreiben, 1934 – 1942]
  • HStAM, 327/2b, 496 – 504 [Personalakten von Angehörigen der 83. SS-Standarte Gießen, 9 Bd., 1933 – 1944]
  • HStAM, 327/1, 2 [83. SS-Standarte: Verschiedene Dienst- und Personalkorrespondenz, 1932 – 1943]
  • SSAA, SBZ II, 899
  • SSAA, SBZ II, 900
  • SSAA, ZAS 01_8036

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