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Adalbert-Kapperer-Platz

Adalbert Kapperer wurde am 9. Februar 1920 in Aschaffenburg-Schweinheim geboren und wuchs dort als Kind einer Arbeiterfamilie auf. Seitens der Mutter war das
Elternhaus christlich eingestellt, er wurde religiös erzogen.

Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er von 1933 bis 1936 eine kaufmännische Lehre in dem Kolonialwaren- und Feinkostgeschäft Arthur Miller in der Aschaffenburger Elisenstraße. Nach deren Abschluss blieb er als kaufmännischer Angestellter dort. Er spezialisierte sich auf die Weinkellerei und den Weinverkauf. 1937 legte er die Prüfung zum Kaufmannsgehilfen ab. In seiner Freizeit war Adalbert Kapperer ein begeisterter Radfahrer. Er war Mitglied im Schweinheimer Radfahrerverein – wie sein Vater, der dem Verein vorstand und darüber hinaus eine Funktion im Unterfränkischen Radfahrer-Bund innehatte.

Adalbert Kapperer war Hitler-Jugend-Gefolgschaftsführer. 1939 trat er der NSDAP bei. Sein Vater, der für die langjährige Teilnahme am Ersten Weltkrieg ausgezeichnet worden war, gehörte seit Anfang der 1930er Jahre der SA an. Im Mai 1940 wurde der 20-jährige zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Im Oktober 1940 wurde Adalbert Kapperer zur Wehrmacht einberufen.

Im Juli 1944 heiratete Adalbert Kapperer in Aschaffenburg seine Frau Else. Sie kam Anfang Januar 1945 bei einem Bombenangriff zusammen mit ihrer Mutter zu Tode. Else Kapperer erwartete das erste Kind.

Adalbert Kapperer erhielt außer dem Kriegsverdienstkreuz weitere Auszeichnungen für seine Kampfeinsätze, so das Verwundetenabzeichen, die im August 1942 eingeführte „Nahkampfspange“ und das ab März 1942 vergebene „Sonderabzeichen für das Niederkämpfen von Panzerkampfwagen durch Einzelkämpfer“.

Adalbert Kapperer kam 1945 krank und erschöpft am Standort des Auffangstabs in Heinrichsgrün (Jindrichovice) nahe Karlsbad (Karlovy Vary) an. Er litt an starken Magen-Darm-Beschwerden und hatte hohes Fieber. Seine Marschgruppe trug die Bitte an ihn heran, eine Nachtruhe einlegen zu dürfen. Er meldete die Ankunft seiner Gruppe beim Bürgermeister des Ortes Fühbuß (Prebus).

Da Adalbert Kapperer aber den Befehl nicht befolgt hatte, die Marschgruppe nach Eibenstock zu führen und somit eigenmächtig die Übernachtung in Frühbuß gestattet hatte, wurde er etwa um Mitternacht vom 20. auf den 21. April 1945 an einem Baum direkt vor dem Grundstück des Bürgermeisters erhängt. Der Leichnam musste dort drei Tage hängenbleiben, bevor er auf dem Schweinheimer Friedhof beigesetzt werden konnte.

Der Bruder Adalbert Kapperers kämpfte in Aschaffenburg Mitte der 1950er Jahre um die Rehabilitierung des Toten. Er traf dabei in der Öffentlichkeit nicht überall auf Verständnis. Durch das Todesurteil galt Adalbert Kapperer als ausgeschlossen von der Wehrmacht.

Obwohl das Würzburger Schwurgericht das Todesurteil als rechtswidrig bezeichnet hatte, durfte seine Familie ihn zunächst nicht in das Sterberegister beim Standesamt der Stadt Aschaffenburg eintragen lassen, wie es für gefallene Wehrmachtsangehörige üblich war.

Es bedurfte erst der Unterstützung des CSU-Bundestagsabgeordneten Hugo Karpf
(1895-1994) und einer Intervention aus dem Bundesinnenministerium, bis der Eintrag im August 1955 endlich korrigiert wurde: Die Todesursache lautet nun richtig „unschuldig hingerichtet“. Damit war das Todesurteil gegen Adalbert Kapperer zwar nicht durch ein bundesdeutsches Gericht aufgehoben worden, und es hatte auch keinen offiziellen Gnadenakt gegeben. Doch er war rehabilitiert. Nach dem „Gesetz zur Aufhebung von nationalsozialistischem Unrecht“ aus dem Jahr 1998 war er auch juristisch und damit vollständig rehabilitiert.

Der vorliegende Beitrag stützt sich auf die umfangreiche Publikation „Krieg nach Innen. NS-Verbrechen in Aschaffenburg und an Aschaffenburgern“ von Elisabeth Kohlhaas, Historikerin an der Universität Leipzig. In diesem Buch, das 2005 erschien, beschäftigt sie sich auch ausführlich mit dem Fall von Friedel Heymann (1918-1945). Seit August 2022 ist sie Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) in Torgau/ Sachsen.

Die Stadt Aschaffenburg ehrt Adalbert Kapperer ab 2005 durch Erwähnen auf der Gedenktafel im Hof des Schlosses Johannisburg sowie auf Antrag des Heimat- und
Geschichtsvereins (HuG) Aschaffenburg-Schweinheim e. V. seit 7. Mai 2012 durch Benennung des Platzes am Ende der verkehrsberuhigten Straße Gäßpfad in Schweinheim.

Autor: Dr. phil. Lothar Blatt

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